Verzicht auf Herbizide würde rund 1 Million Euro kosten

von Marian Hackert


Ein Verzicht auf Herbizide ist laut Aussage der städtischen Gesellschaften teilweise nicht ohne Weiteres möglich. Symbolfoto: Anke Donner
Ein Verzicht auf Herbizide ist laut Aussage der städtischen Gesellschaften teilweise nicht ohne Weiteres möglich. Symbolfoto: Anke Donner

Braunschweig. Die öffentlichen Grünflächen in Braunschweig sollen laut Meinung der Grünen und der BIBS in Zukunft wieder ohne Herbizide gepflegt werden (regionalHeute.de berichtete). Im jüngsten Grünflächenausschuss teilte die Stadt nun mit, ob ein Verzicht auf Herbizide möglich ist und welche finanziellen Auswirkungen dieser Verzicht hätte.


So hatte die Verwaltung um Stellungnahme beim Flughafen Braunschweig-Wolfsburg, der Hafenbetriebsgesellschaft Braunschweig, dem Städtischen Klinikum Braunschweig, der Nibelungen-Wohnbau-GmbH und der Braunschweiger Verkehrs-GmbH gebeten, da diese Gesellschaften in vorausgegangen Abfragen der vergangenen Jahre mitgeteilt hatten, Herbizide einzusetzen.

Das Städtische Klinikum teilte mit, lediglich in einigen wenigen Vegetationsbereichen noch Herbizide durch einen Dienstleister einzusetzen. Finanzielle Auswirkungen bei einem Verzicht auf Herbizide wurden nicht genannt.

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Der Flughafen Braunschweig-Wolfsburg setzt derzeit keine Herbizide ein. Foto: Alexander Dontscheff



Die Flughafen Braunschweig-Wolfsburg GmbH setze laut Verwaltung derzeit keine Herbizide ein. Gegenwärtig könne aber aus Gründen der Luftsicherheit nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass Herbizide künftig auf Flugbetriebsflächen zur Unkrautbekämpfung eingesetzt werden müssen. In diesem Fall erfolgt in Absprache mit der Aufsichtsbehörde und der Zuständigen Genehmigungsbehörde gegebenenfalls ein Antrag auf Ausnahmegenehmigung. Alternativ befinde sich die Flughafen Braunschweig-Wolfsburg GmbH in der Prüfung, ob für diese Flächen auch thermische oder mechanische Verfahren anwendbar sind. Sollte diese Prüfung positiv ausfallen, könne gegebenenfalls in Gänze auf Unkrautvernichtungsmittel verzichtet werden.

Kein Verzicht bei Hafenbetriebsgesellschaft möglich


Die Hafenbetriebsgesellschaft setzt laut Mitteilung der Verwaltung mit Genehmigung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen im Rahmen der Vegetationskontrolle zur Freihaltung der Schienenwege einmal jährlich durch einen Fachbetrieb ein Blattherbizid ein. Die Vegetationskontrolle sei seitens der Landeseisenbahnaufsicht vorgeschrieben. Auf den Einsatz könne daher nicht verzichtet werden.

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Die Verkehrs GmbH will den Herbizideinsatz deutlich einschränken. Symbolfoto: Sina Rühland Foto: Sina Rühland



Die Verkehrs-GmbH setzt mit Genehmigung des Pflanzenschutzamtes der Landwirtschaftskammer Hannover unter anderem glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel auf einigen eingeschotterten Gleisbereichen ein. Auf gepflasterten Flächen sei der Glyphosateinsatz komplett untersagt. Es dürfe dort weder getupft noch mit dem Rotofix-Gerät gearbeitet werden. Für andere geschotterte Bereiche dürfe die Verkehrs GmbH Mittel wie Vorox F, Nozomi oder Purgarol nutzen. Insgesamt wurde laut Mitteilung der Verkehrs GmbH ein sehr differenzierter Antrag je nach Verkrautungsstand bei der Landwirtschaftskammer eingereicht, der entsprechend genehmigt wurde. Zielstellung sei es, den Herbizideinsatz deutlich einzuschränken.

Neue Methoden sollen getestet werden


Die Verkehrs GmbH steht laut eigener Aussage mit dem Julius-Kühn-Institut im Kontakt und sei bereit, neue Methoden der Wildkrautbekämpfung und/oder -vorbeugung zu testen. Bisher haben sich alternative Verfahren als nicht leistungsfähig oder tauglich genug erwiesen, um ein ganzes Gleisnetz gegen die Folgen von Wildkrautwuchs abzusichern. Aus Sicht der Verkehrs-GmbH ist der gezielte Einsatz von Herbiziden mit dem Wirkstoff Glyphosat mit geschultem Personal nach wie vor unverzichtbar. Einzig mögliche Alternative wäre aktuell die manuelle Wildkrautentfernung.

Für den Fall, dass ein Herbizideinsatz im Gleisnetz zukünftig nicht mehr möglich wäre, würden laut Verkehrs GmbH Mehrkosten von mindestens 737.000 Euro pro Jahr für eine manuelle Wildkrautentfernung anfallen. Bei dieser Bekämpfungsmethode sei jedoch nicht sichergestellt, dass auch tatsächlich die Entfernung der Problemunkräuter in den Betriebsanlagen im notwenigen Umfang nachhaltig durchgeführt werden könne.

Verzicht würde Nachteil im Wettbewerb bedeuten


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Wildkräuter werden bei derNibelungen-Wohnbau-GmbH weiterhin mit Herbiziden bekämpft. Foto:



Die Nibelungen-Wohnbau-GmbH Braunschweig und die Wohnstätten GmbH teilten auf Anfrage der Verwaltung mit, dass derzeitig und auch in Zukunft Herbizide zur Wildkrautunterdrückung streng nach den Vorgaben des Bundespflanzenschutzgesetzes eingesetzt würden.Die auf den Grünflächen eingesetzten Wirkstoffe zur Wildkrautunterdrückung seien in Deutschland zugelassen und werden durch sachkundiges Personal ausgebracht. Ein kompletter Herbizidverzicht auf diesen Grünflächen würde erhebliche Mehrkosten nach sich ziehen. Hinsichtlich der Umlagefähigkeit der Gartenpflegekosten auf die Betriebskosten der Mietobjekte würden diese Mehrkosten einen wirtschaftlichen und gegebenenfalls wettbewerblichen Nachteil für das Unternehmen bedeuten, da die Braunschweiger Mitbewerber von einem, durch die Stadt Braunschweig für ihre städtischen Gesellschaften erlassenen generellem Anwendungsverbotes nicht betroffen wären.

Kostensteigerung von 36 Prozent


Eine Abfrage der Nibelungen-Wohnbau-GmbH bei den Dienstleistern, welche einen Teil der Freiflächen bewirtschaften, habe ergeben, dass mit deutlichen Kostensteigerungen gerechnet werden müsste. Die konkrete Angebotsabfrage hat zu erwartende Mehrkosten der Dienstleister von zirka 78.335Euro ergeben.Bei den mit eigenem Personal betreuten Außenanlagen müssten Dienstleistungen für die manuelle Beseitigung von unerwünschtem Aufwuchs zusätzlich eingekauft werden. Eine Abfrage bei mehreren Dienstleistern habe hier, unter Berücksichtigung von eingesparten eigenen Personalkosten für die bisherige Herbizidausbringung, zusätzliche Kosten in Höhe von zirka 224.780Euro ergeben.

Demnach wäre mit jährlichen Mehrkosten für die Gartenpflege in Höhe von rund 303.115 Euro zu rechnen. Dies entspräche einer durchschnittlichen Kostensteigerung um rund 36 Prozent. Auf Grundlage der Gesamtbetriebskosten 2016 ist eine Steigerung umdurchschnittlich knapp vier Prozent zu erwarten. Einhergehend mit den genannten Mehrkosten bei einer angenommenen Minimalfrequenz der durchzuführenden manuellen Reinigungsdurchgänge seieine Verschlechterung des Erscheinungsbildes der Grünflächen der Wohnanlagen der Nibelungen-Wohnbau-GmbH zu erwarten.

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