Wildschweinreduktion: Jetzt geht es Frischlingen an den Kragen

von Julia Seidel


Eine Falle soll es den Jägern leichter machen den Bestand zu reduzieren. Symbolbild: Pixabay
Eine Falle soll es den Jägern leichter machen den Bestand zu reduzieren. Symbolbild: Pixabay

Braunschweig. Die Wildschweinbestände im Gebiet der Stadt Braunschweig sind derzeit sehr hoch. Aufgrund der hohen Reproduktionszahlen und der milden Witterung der letzten beiden Winter waren starke Bestands- und Streckenanstiege zu erwarten, die dann auch tatsächlich eingetreten sind. Am gestrigen Dienstag wurde im Rat der Stadt die Anschaffung einer Kastenfalle für Frischlinge sowie eine Aufwandsentschädigung von 50 Euro pro erlegtem Frischling beschlossen.


Das Reproduktionspotential von Schwarzwild sei nach den Erkenntnissen des Landesjagdberichtes seit Jahren unverändert hoch bei 200 Prozent tatsächlichem Zuwachs bezogen auf den gesamten Winterbestand. Es müssten also jährlich knapp 70 Prozent des tatsächlichen Sommerbestands abgeschöpft werden, um eine weitere Erhöhung der Bestände zu vermeiden. Die Frischlinge werden ab etwa einem halben Jahr geschlechtsreif und tragen schon im ersten Lebensjahr mit 35 bis 50 Prozent zum gesamten Zuwachs bei. Für eine echte Bestandsverringerung ist somit eine verstärkte und frühzeitige Bejagung der Frischlinge erforderlich, wie es in der Beschlussvorlage heißt. Die Schweine würden nicht nur zu einer Bedrohung werden, da sie in großen Rotten über die Straßen laufen und zu Schäden in der Landwirtschaft und auf Sportplätzen führen. Darüber hinaus gelte es die drohende Schweinepest zu bekämpfen.

Eine Lebendfalle soll die Reduzierung erleichtern


Eine deutliche Reduzierung des Bestands sei mit konventionellen jagdlichen Mittel nicht zu erreichen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft schlägt daher sachgerecht betriebene Sau- und Frischlingsfänge zur Reduktion vor. Dabei handelt es sich um eine Lebendfalle in welcher eine Sau mit allen ihren Frischlingen Platz finden soll. Anschließend sollen alle Frischlinge bis auf ein Männchen von einem Jäger mittels Kopfschuss getötet werden. Die Anschaffungskosten einer solchen Falle würden bei rund 3.000 Euro liegen. Diese solle der Jägerschaft zunächst für zwei Jahre zur Verfügung gestellt werden.

"Man muss sich das einmal vorstellen. Erklärtes Ziel ist es dabei alle einzufangen. Der Tod der Sau ist dabei verboten. Die Tiere geraten in Panik und versuchen sich zu befreien. In dieser emotional aufgeladenen Situation wird von einem Jäger verlangt die Tiere gezielt durch einen Kopfschuss zu töten und anschließend die Mutter mit einem einzig verbliebenen Frischling wieder freizulassen. Das Löffler Institut sieht hierbei ein erhebliches Tierschutzproblem. Zumal es in Braunschweig derzeit keine akute Gefahrenlage zur Schweinepest gibt. Eine solche Grausamkeit und Brutalität des Tötens schadet nicht nur dem Ansehen der Stadt, sondern ist aus unserer Sicht nicht notwendig", erklärt Beate Gries von den Grünen.

Auch Christian Bley von der Piratenpartei sprach sich gegen diese Art der Jagd aus. Er warf ein, dass mit dem Wolf wieder ein natürlicher Feind des Schwarzwildes auf den Plan getreten ist. "Es gibt weder die Notwendigkeit noch ein Problem, das eine derart grausame Jagdmethode rechtfertigen würde", so Udo Sommerfeld von der Fraktion Die Linke.

"Keine Freude für die Jägerschaft"


Anders sahen dies hingegen Kai-Uwe Bratsche von der CDU sowie Christoph Bratmann von der SPD. Die Ausbreitung der Tiere müsse aufgehalten werden, um weiteren Schaden von der Stadt Braunschweig abzuwenden. Laut Jagdverband müssten rund 80 Prozent der Frischlinge getötet werden, um den Bestand zu reduzieren. "Dabei geht es nicht darum der Jagdlobby eine Freude zu bereiten. Für die meisten Jäger ist es kein schönes Gefühl", so Bratmann. Den Wolf für die Beseitigung der Tiere einzusetzen würde noch zu weiteren Problemen führen. "Wir müssen uns für ein Miteinander zwischen Mensch und Tier einsetzen", so Bratmann abschließend. Der Rat der Stadt hat der Vorlage zur Anschaffung einer Falle zugestimmt.

Lesen Sie auch:


https://regionalbraunschweig.de/praemie-fuer-den-tod-junger-wildschweine-diskutabel/

https://regionalbraunschweig.de/schwarzwildreduzierung-stadtverwaltung-will-jaeger-unterstuetzen/


mehr News aus Braunschweig