"Wir sind mehr!": Tausende demonstrierten vor dem Schloss gegen Rechts

Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum forderte in einer flammende Rede ein Verbot der AfD.

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Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum hielt eine flammende Rede.
Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum hielt eine flammende Rede. | Foto: Werner Heise

Braunschweig. Am heutigen Samstagnachmittag demonstrierten mehrere tausend Menschen unter dem Motto „Kein Fußbreit dem Faschismus – nie wieder ist jetzt!“ vor dem Braunschweiger Schloss. Während die Polizei in einer ersten Schätzung von 8.000 bis 9.000 Teilnehmern spricht, war bei einigen Rednern von 20.000 die Rede*. Organisiert wurde die Veranstaltung unter anderem vom Stadtschülerrat Braunschweig. Auch Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum ließ es sich nicht nehmen, deutliche Worte zu finden.



Als ein tolles Zeichen gegen Rechts bezeichnete Kornblum die Versammlung, zu der auch "aufrechte Demokraten" aus der gesamten Region gekommen seien. In seiner Rede fand Kornblum deutliche Worte. Man setze ein starkes Zeichen gegen "diesen braunen widerlichen Sumpf aus AfD-Mitgliedern, Neonazis und Faschisten". "Wenn uns unsere Enkel fragen: Wo wart ihr 2024? Ihr, die ihr im Geschichtsunterricht gelernt habt, wie die Nazis die Welt in den Abgrund gezogen haben. Ihr, die ihr wusstet, was die Rechten dort am Wannsee geplant haben. Ihr, die die Pläne unsere Republik zu zerstören und die Menschenwürde mit Füßen zu treten kanntet. Dann könnt ihr sagen: Wir sind aufgestanden am 20. Januar am Braunschweiger Schlossplatz um zu zeigen: Bis hierher und nicht weiter!", zog der Oberbürgermeister die Brücke zur Endphase der Weimarer Republik und erhielt tosenden Beifall.

"Wir werden diesmal nicht wegsehen"


"Wir werden diesmal nicht wegsehen, wenn die Faschisten unsere Nachbarn bedrohen", setzte Kornblum seine Rede fort. Man solle mit allen Mitteln des Grundgesetztes gegen diejenigen vorgehen, die die Menschenwürde mit Füßen treten und die freiheitliche Demokratie angreifen. Und dazu gehöre auch ein Parteienverbot. Hass und Hetze solle nicht auch noch mit Steuergeldern bezahlt werden. Er forderte ein "unverzügliches Parteien- und Vereinsverbot" gegen alle Beteiligten, wenn die Beweise zusammengetragen wurden. Hier seien Bund und Länder gefordert. "Wenn diese Leute meinen, sie hätten die schweigende Mehrheit auf ihrer Seite, dann rufen wir ihnen zu: Die überwiegende Mehrheit steht gegen euch. Hier steht die Mitte der Gesellschaft. Wir lassen uns nicht spalten, wir halten zusammen", so Kornblums abschließende Ansage.

Es waren mehrere tausend Menschen gekommen.
Es waren mehrere tausend Menschen gekommen. Foto: Wener Heise


Auch andere Redner wie Verdi-Geschäftsführer Sebastian Wertmüller, der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Christos Pantazis oder die VW-Betriebsrätin Daniela Cavallo äußerten ihre Bestürzung über das Ausmaß der fremdenfeindlichen Umtriebe. Die Wahl des Ortes des Geheimtreffens in der Nähe des Wannsees sei ein bewusstes Symbol und Anspielung auf die sogenannte Wannseekonferenz 1941 gewesen. Ein Verbot der AfD, vor allem der Landesverbände, die bereits als rechtsextrem eingestuft wurden, solle man ernsthaft in Erwägung ziehen.

Sebastian Wertmüller von Verdi schätzte die menge auf 20.000 Menschen.
Sebastian Wertmüller von Verdi schätzte die menge auf 20.000 Menschen. Foto: Werner Heise


Landesbischof Dr. Christoph Meyns erklärte in seiner Rede, dass sich die Kirche für die freiheitlich-demokratische Grundordnung einsetze. Damit stehe sie ein für die Achtung der Menschenwürde ohne Ansehen von Herkunft, Hautfarbe, Sprache, Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion oder Überzeugungen, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, ob Bürger oder Geflüchteter.

Auch der Bohlweg war gut gefüllt.
Auch der Bohlweg war gut gefüllt. Foto: Werner Heise


Mit der Kundgebung reagierten die Teilnehmenden auf die Recherchen des Netzwerks Correctiv. Dieses hatte in der vergangenen Woche über ein geheimes Treffen von Vertretern der AfD, rechtsextremen Organisationen und finanzstarken Unternehmern in Potsdam berichtet. Dort sollen Pläne beraten worden sein, wie Deutschen die Staatsbürgerschaft entzogen und Millionen Menschen aus Deutschland vertrieben werden könnten.

Viele Braunschweiger und Menschen aus der Region wollten ein Zeichen setzen.
Viele Braunschweiger und Menschen aus der Region wollten ein Zeichen setzen. Foto: Werner Heise


Während der Veranstaltung wurde der Bohlweg in beide Richtungen gesperrt. Der Straßenbahnverkehr war unterbrochen. Auch die Georg-Eckert-Straße ab Höhe des Ackerhofs war dicht.

*Inzwischen hat die Polizei ihre Schätzung nach oben korrigiert und spricht von etwa 15.000 Menschen. Mehr lesen Sie hier.


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