Ich war im Slims »Irish Corner« und habe im Börgerbüro einen besonderen Burger probiert: Leckeres Rindfleisch harmoniert hier bestens mit einem cremigen Camembert.
Essenstechnisch sind die meisten von uns in diesen Adventswochen oft schon ein bisschen übersättigt. Weihnachtsfeiern stehen an und man geht im Pulk, mal freudiger, mal weniger freudig zu kulinarischen Großverköstigungen. Oft steht dabei, so habe ich das jedenfalls erlebt, die Geselligkeit im Vordergrund. Weniger der Genuss. Am Grenzwertigsten sind die Weihnachtsfeiertage selbst. In überbuchten Restaurants werden die Gruppen in Schichten durchgeschleust und mit übergarten Gänsekeulen und fadem Rotkohl abgefüttert. Daran musste ich jetzt denken, als ich nach einem langen Tag in Slims Irish Pub vor Anker ging. Den ganzen Tag reden, agieren, aufmerksam sein müssen und unterwegs sein. Und dann kam ich zugegebenermaßen ziemlich früh gegen sechs an der Kommisse an. Auf Kochen hatte ich keine Lust. Und außerdem musste ich meinen Kumpel Sam besuchen. Sam Harveys neue Küchenwirkstätte hatte ich schon in einem Beitrag für About Cities anpreisen dürfen. Kurz vor der Eröffnung hatte er ein Full Englisch Breakfast gereicht, das mich wehmütig an meinen ersten und leider einzigen Aufenthalt auf der Insel erinnert hatte. Und nun wollte ich endlich seinen Burger probieren. Oder wenigstens einen von ihnen.
Überraschung als Teil des Genusses
Im Irish Corner war noch nicht viel los. Eine wirklich schicke Kneipe in Wolfenbüttel. Viel Holz, wenig Gedöns. Das Licht gedämpft und aus den Lautsprechern plätscherte fröhlich irische oder englische Musik. Genau das Richtige nach so einem Tag. Ein Tag, an dessen Ende man am besten nichts entscheiden möchte. So überließ ich Sam die Burgerwahl. Ein Exemplar mit Camembert. Das hätte ich nicht probiert. Zugegeben. Aber Überraschung ist Teil des Genusses. »Ich fand, dass die Verbindung einer Grilltomate, das fruchtig Saure und der eher kräftige Geschmack vom Camembert zusammen passen würde«, erklärt er die Kombi. Und Warten und Vorfreude verschafft ebenso das perfekte Genusserlebnis. Während ich mich langsam entspanne, trinke ich ein Gläschen frisch gezapften Cider. Eine wirklich gute Alternative zum Bier. Dann der Burgerteller: Leckere Pommes. Die werden immer zuerst genascht. Ein saftiges, nicht zu weiches Burgerbrötchen. Und ein leckerer Belag. In der Tat. Nichts gegen den üblichen Cheddar. Aber Purismus ist kein Selbstzweck.
Alles rund
Tomate und Camembert. Ja das passt gut. Aber noch besser fand ich die Harmonie zum bestens gebratenen Rindfleisch, das Sam Harvey meistens aus der benachbarten Fleischerei Heine holt. Auf jeden Fall immer regional. Rindfleisch ist dominant. Der Camembert ebenfalls. Das gibt einen guten Ausgleich. Alle Saucen ordnen sich dem unter, ohne dabei lasch zu wirken. Dass ein kleiner schnuckliger Salat dazu gereicht wurde, möchte ich nicht verschweigen. Als ich fertig bin – satt und glücklich –, kommen langsam die ersten Gäste. Bevor die Weihnachtsschmausereien drohen, war das ein geradezu stiller Genuss. Und zwischen der einen oder anderen nicht zu vermeidenden Feier werde ich bestimmt vor Weihnachten noch einmal vor Weihnachten das Börgerbüro besuchen und eine andere Burgerkreation probieren. Mit Cider versteht sich.mehr News aus der Region