CDU zieht mit einem Professor (63) in den Bundestagswahlkampf

Das Votum der Christdemokraten war eindeutig. Bereits im ersten Wahlgang wurde die absolute Mehrheit erreicht.

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Professor Dr. rer. pol. Reza Asghari (mit Blumenstrauß) mit seinen Gegenkandidaten Steven Mohrmann und Magnus Hirschfeld. Wolfenbüttels CDU-Kreisvorsitzender Holger Bormann (links) bedankte sich bei allen.
Professor Dr. rer. pol. Reza Asghari (mit Blumenstrauß) mit seinen Gegenkandidaten Steven Mohrmann und Magnus Hirschfeld. Wolfenbüttels CDU-Kreisvorsitzender Holger Bormann (links) bedankte sich bei allen. | Foto: Werner Heise

Wolfenbüttel. Die CDU hat ihren Bundestagskandidaten im Wahlkreis 49 gewählt. Der 63-jährige Professor Dr. rer. pol. Reza Asghari setzte sich am Mittwochabend mit 52 Prozent der Stimmen gegen den 54-jährigen Unternehmer und Physiotherapeuten Magnus Hirschfeld (26 Prozent) und den 36-jährigen Fahrlehrer Steven Mohrmann (22 Prozent) durch.



Asghari soll jetzt der Heilsbringer der Christdemokraten sein und den Wahlkreis, der seit 1961 - dem Geburtsjahr Asgharis - in fester Hand der SPD ist, zurückerobern. Die Mehrheit der stimmberechtigten CDU Mitglieder im Wahlkreis 49, zu dem neben der Stadt Salzgitter und dem Landkreis Wolfenbüttel auch Teile des Landkreises Goslar zählen, traut dem Professor das jedenfalls zu. Der CDU Kreisvorsitzende Holger Bormann stellte zu Beginn der Wahlversammlung zudem fest, dass er sich dafür mit Rückenwind aus Berlin sehr gute Chancen ausrechne.

Reza Asghari hat eine lange Lebensgeschichte


Statt Themen in den Vordergrund zu stellen, nutzte Reza Asghari einen Großteil seiner Bewerbungsrede dafür, um ausführlich über seine Lebensgeschichte zu erzählen. Die beginnt in der Tat tragisch und berührend, erinnert an dieser Stelle begleitet von einer PowerPoint-Präsentation aber eher an gezielte Inszenierung, um die emotionale Ebene der doch eher unruhig wirkenden Zuhörerschaft im Eventcenter der Bowling-Base in Wolfenbüttel anzusprechen. Asghari stammt aus dem Iran, kam dort mit 22 Jahren in politische Gefangenschaft. Gut drei Jahre saß er ein, wurde gefoltert. Mit einem gefälschten Pass gelang ihm nach seiner Entlassung die Flucht, landete irgendwann in Deutschland. Dem Land, dem er heute so dankbar ist und dem er etwas zurückgeben möchte, wie er sagt. Eine Geschichte, die er offenbar oft und gern erzählt, über die bereits viele Medien, wie etwa der Spiegel, berichtet haben und die er nun auch noch in einer Biographie, die im Frühjahr 2025 erscheinen soll, festhält.

In seiner PowerPoint-Präsentation zeigte Reza Asghari auch, welch CDU-Prominenz er bereits getroffen hat.
In seiner PowerPoint-Präsentation zeigte Reza Asghari auch, welch CDU-Prominenz er bereits getroffen hat. Foto: Werner Heise


Heute sei er ein stolzer deutscher Staatsbürger. Und ein Professor, der die Ergebnisse seiner Forschung immer in die Wirtschaft und die Gesellschaft hinein transferiert habe. Viel will er so mit seiner Arbeit, auch in der Region, erreicht haben. Asghari besitzt eine Professur an der TU Braunschweig sowie der Ostfalia Hochschule in Entrepreneurship und leitet für diese einen Entrepreneurship Hub. Mit seinen Studenten, so erzählt er stolz, sei er oft ins Silicon Valley gereist, habe zudem fast alle Innovationszentren auf der ganzen Welt gesehen. Auf politischer Ebene ist er Innovationsbeauftragter im CDU Landesverband Braunschweig.

Am Ende wird er doch noch politisch


Die letzten wenigen Minuten seiner 15-minütigen Bewerberrede wurde er dann aber doch noch etwas politisch. Bemängelte in kurzen Schlachtrufen die Leistungsfähigkeit Deutschlands, attestierte der Ampel-Regierung eine mangelnde Wirtschaftsexpertise und warf der Regierungskoalition Dilettantismus vor. Er kritisierte das Lieferkettengesetz sowie das "Heizungsgesetz" Habecks und warnte vor einer drohenden Deindustrialisierung Deutschlands. Er forderte ein Umdenken bei der Asylpolitik und mahnte, dass das Asylrecht nicht missbraucht werden dürfe. "Das Asylgesetz ist nicht dafür vorgesehen, dass das Problem des Hungers in der Welt gelöst wird", so Asghari, der sich dabei so langsam in Rage redete und für eine intelligente Entwicklungshilfepolitik aussprach.

Den Anwesenden reichte dieser kurze Überflug über die wenigen politischen Themen ohne große Zielvorgaben offenbar. Von 190 gültig abgegebenen Stimmen entfielen insgesamt 99 auf Reza Asghari. Magnus Hirschfeld erhielt 50 und Steven Mohrmann 41 Stimmen. Es dürfte auch der Unterstützung des ehemaligen Landtagsabgeordneten und CDU Kreisvorsitzenden von Wolfenbüttel, Frank Oesterhelweg, zu verdanken sein, dass Asghari bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erzielte. Er hatte im Vorfeld entsprechend die Werbetrommel gerührt.

Im Eventcenter der Bowling Base in Wolfenbüttel bedankte sich der frisch gewählte CDU-Bundestagskandidat im Wahlkreis 49 nach Bekanntgabe für die Wahl.
Im Eventcenter der Bowling Base in Wolfenbüttel bedankte sich der frisch gewählte CDU-Bundestagskandidat im Wahlkreis 49 nach Bekanntgabe für die Wahl. Foto: Werner Heise


Stärkt diese Kandidatur die AfD?


Völliges Unverständnis für den Ausgang der Wahl zeigte der unterlegene Kandidat Magnus Hirschfeld. Er ließ sich bei Bekanntgabe des Wahlergebnisses anmerken, wie unzufrieden er mit dem Ausgang war. "Viele Bürger wollen jemanden von nebenan. Die wollen keine elitäre Blase", begründete er von regionalHeute.de darauf angesprochen. Seiner Ansicht nach werde es Reza Asghari sehr schwer haben und dessen Kandidatur eher die AfD stärken.

Freude über den Wahlausgang hört man hingegen von anderer Stelle. In den Reihen der SPD soll man sich erleichtert zeigen, die eigene Kandidatin dadurch gestärkt sehen. Auch wenn die Bundestagsabgeordnete Dunja Kreiser von ihrer Partei noch nicht offiziell für eine erneute Kandidatur gewählt wurde und sie mit dem Salzgitteraner Michael Letter einen Gegenkandidaten hat, wäre es ein Paukenschlag, wenn die die Mehrheit haltenden Delegierten aus Wolfenbüttel und Goslar im November nicht dem Votum ihrer Vorstände folgen würden.

Ganz am Ende aber, da entscheidet der Wähler, wer den Wahlkreis direkt gewinnt. Und ob der oder diejenige dann trotz Sieg überhaupt in den Bundestag einziehen kann, steht nach der Wahlrechtsreform der Ampel-Regierung zur Verkleinerung des Bundestages noch einmal auf einem ganz anderen Blatt.


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