Chef des Hausärzteverbandes will weiter telefonisch krankschreiben

Obwohl die Sonderregelung offiziell ausgelaufen ist, macht der Vorsitzende des Landesverbandes Braunschweig in seiner Praxis weiter. regionalHeute.de fragte ihn, ob er rechtliche Konsequenzen zu befürchten hat.

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Symbolfoto | Foto: Pixabay

Region. Seit Anfang April ist die in Corona-Zeiten eingeführte Sonderregelung, dass Ärzte Patienten bei leichten Atemwegserkrankungen auch telefonisch krank schreiben können, ausgelaufen. Der Deutsche Hausärzteverband hatte gefordert, diese Regelung dauerhaft einzuführen, um die Ärzte zu entlasten. Der Vorsitzende des Landesverbandes Braunschweig, Dr. Carsten Gieseking, geht sogar noch einen Schritt weiter. Er kündigte in einem Interview mit dem NDR an, auch weiterhin Krankschreibungen telefonisch ausstellen zu wollen und ermuntert seine Kollegen, dies ebenfalls zu tun.



Wie auch vom Bundesverband gefordert, möchte sich Gieseking, der in Müden im Landkreis Gifhorn praktiziert, dabei nicht auf die Atemwegserkrankungen beschränken. "Sagen Sie mir einen vernünftigen Grund, warum sich ein kranker Mensch mit Migräne, Durchfall, Fieber oder ähnlichem in ein volles Wartezimmer setzen muss, nur um eine Krankschreibung abzuholen", betont der Arzt auf Anfrage von regionalHeute.de. Wenn der Patient unsicher sei, würde er selbstverständlich untersucht.

30 telefonische Patienten täglich


"Wer der telefonischen Krankschreibung jetzt den Stecker zieht, gefährdet die Versorgung und nimmt in Kauf, dass die Hausarztpraxen immer weiter unter Druck geraten", wird die Vizechefin des Deutschen Hausärzteverbandes Nicola Buhlinger-Göpfarth in einer Pressemitteilung des Bundesverbandes zitiert. Dr. Carsten Gieseking kann dies aus der Praxis bestätigen. Derzeit schreibe er täglich noch rund 30 Patientinnen und Patienten telefonisch krank. Kämen die alle für die Krankschreibung in seine Praxis, könnte er dieses Pensum nicht bewältigen, teilte er dem NDR mit.

Die Frage nach den Konsequenzen


Doch die Entscheidung, die Sonderregelung auslaufen zu lassen, wurde vom Gemeinsamen Bundesausschuss - dem höchsten Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen - getroffen. Nun stellt sich die Frage, wie bindend solche Beschlüsse sind und welche rechtlichen Konsequenzen Ärzten, die weiterhin telefonisch krank schreiben, drohen könnten. Eine Frage, auf die der Vorsitzende des Hausärzte-Landesverbandes offenbar keine Antwort hat. "Rechtliche Konsequenzen? Keine Ahnung, ich bin Landarzt, kein Jurist. Wenn aber die Versorgung akut gefährdet ist, ist das für mich ein Notstand, der mir Möglichkeiten geben muss, eigene Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen treffen zu dürfen", erklärt Carsten Gieseking gegenüber regionalHeute.de.

Und offenbar geht Gieseking davon aus, dass er nicht der Einzige ist, der weiterhin telefonisch Krankmeldungen ausgibt. "Ich weiß nicht, was für Konsequenzen mein `öffentliches´ Verhalten hat, pragmatisch aber leise handeln wohl die meisten Kollegen in der Illegalität", so der Vorsitzende abschließend.


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