Region. Wird die Seilwinde kommen? Diese Frage steht bereits seit 2015 im Raume. Wenn es nach dem Landtagsabgeordneten Frank Oesterhelweg (CDU) geht, soll der in Wolfenbüttel stationierte Rettungshubschrauber "Christoph 30" eine erhalten, um Luftrettungen in schwierigen Gebieten zu ermöglichen. Der Politiker stieß das Thema vor dem Hintergrund der Flutkatastrophe im Sommer neu an (regionalHeute.de berichtete). Eine Entscheidung vom Land Niedersachsen, das über die Ausrüstung entscheidet, blieb bis heute jedoch aus. Auf Anfrage von regionalHeute.de gibt es für das Vorhaben nun Rückendeckung von den im Harz zuständigen Rettungsdiensten.
Bereits im Oktober 2015 gab es seitens Oesterhelwegs und seines Goslarer Parteikollegen Rudolf Götz im niedersächsischen Landtag eine kleine Anfrage zum Thema. Die Landesregierung antwortete im November desselben Jahres und verwies darauf, dass sie im regelmäßigen Kontakt mit den Beteiligten der Luftrettung stünde. Eine Abstimmung mit ihnen hielt die damalige Regierung für notwendig und sinnvoll. Ferner war sie aber der Auffassung, dass eine Luftrettung mit Winde nicht grundsätzlich schneller als eine ohne sei, dafür aber gefährlicher für die Akteure des Rettungseinsatzes.
Danach verlief sich das Thema im Sande, bis es im Katastrophensommer dieses Jahres zu großen Überschwemmungen im Westen und Süden Deutschlands kam. Bei diesem Unglück flog der ADAC 111 Windeneinsätze von insgesamt mehr als 200 Rettungseinsätzen. Dies sei für Oesterhelweg der Auslöser für das erneute Aufgreifen des Themas gewesen. Er findet, dass sich gerade der Harz für solche Einsätze anbietet, da dort schwer zugängliche Gebiete existieren. Ferner möchte er die Region in einer ähnlichen Katastrophe nicht unvorbereitet sehen.
Der CDU-Landtagsabgeordnete und niedersächsische Landtagsvizepräsident Frank Oesterhelweg verfolgt das Thema einer Seilwinde für den Rettungshubschrauber Christoph 30 bereits seit längerem. Foto: Werner Heise
"In unserer Region längst überfällig"
Für Michael Werner, Leiter des Eigenbetriebes Rettungsdienst im Landkreis Harz, ist das Thema eines, "welches in unserer Region schon längst überfällig ist". Nicht nur die jüngsten Erfahrungen im Ahrtal hätten gezeigt, wie wichtig es sei, die Luftrettung in Schwerpunktregionen entsprechend auszurüsten: "In anderen Gebirgsregionen Deutschlands gehört dies zur Standardausrüstung oder ist zumindest zeitnah verfügbar", ergänzt Werner.
Um mit Seilwinden an Luftrettungsmitteln effektiv und sicher arbeiten zu können, sei auch eine entsprechende Einweisung sowie Ausbildung der Bodencrews notwendig. Das zeige, dass es mit der eigentlichen Anschaffung der Technik noch nicht getan sei. Derzeitig werde bei entsprechenden Einsatzlagen auf einen Hubschrauber der Polizei aus Thüringen zurückgegriffen, welcher allerdings erst eine entsprechende Crew der Bergwacht aus Oberhof abholen müsse. "Der zeitliche Verzug dabei ist eigentlich nicht vertretbar", sagt Werner.
Eine Seilwinde für die Rettung von Menschen in unserer Region sei eine Verbesserung und gehöre in heutigen Zeiten eigentlich zum Standard. "Vielleicht führt die laufende Diskussion nun endlich zu einer für alle beteiligten Entscheidung", ergänzt er abschließend.
Seit längerem würden sich die Kameraden der im Harz tätigen Bergwachten um eine Lösung dieses Problems bemühen. Der Rettungsdienst des Landkreises Harz stehe Gesprächen mit den Vertretern der zuständigen Landesbehörden aufgeschlossen gegenüber.
"Aus rettungsmedizinischer Sicht sinnvoll"
Und auch der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis Goslar betont auf Nachfrage von regionalHeute.de, dass der Einsatz einer Seilwinde aus rettungsmedizinischer Sicht sinnvoll wäre und grundsätzlich befürwortet werde. "Der Einsatz wäre insbesondere bei Bergrettungen (z.B. Kletterunfällen) sinnvoll", teilt man schriftlich mit. Die Verantwortung für die Luftrettung, und damit auch für Einsatz und Ausstattung von Rettungshubschraubern, liege jedoch beim Land Niedersachsen, das hier in eigener Zuständigkeit entscheide.
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