Corona-Impfung: Breite Masse kann erst ab Sommer geimpft werden

Die Priorität der Impfungen wurde in einer Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums festgelegt, die auf der Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut aufbaut. Nach aktuellem Kenntnisstand wird eine Impfung der breiten Masse frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2021 realistisch sein.

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Symbolbild | Foto: Rudolf Karliczek

Region. Seit Sonntag werden die ersten Niedersachsen gegen Covid-19 geimpft. Da noch nicht genügend Impfstoff verfügbar ist, wird mit dem Impfen zunächst in Alten- und Pflegeheimen in Landkreisen mit hohen Inzidenzen begonnen. Später folgen dann die übrigen Bevölkerungsgruppen. Die Reihenfolge der Impfungen wurde in einer Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums festgelegt, die auf der Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut aufbaut.


Niedersachsen konzentriert zu Beginn der Impfkampagne alle vorhandenen Ressourcen auf den Einsatz von mobilen Impfteams, um die Bewohner sowie die Beschäftigten in besonders gefährdeten Einrichtungen so schnell wie möglich durch eine Impfung zu schützen. In einer ersten Lieferung hat Niedersachsen insgesamt 10.000 Impfdosen erhalten, von denen die Hälfte sofort verimpft werden kann. Die andere Hälfte wird im Zentrallager des Logistikpartners der Landesregierung bei extrem niedrigen Temperaturen aufbewahrt, um die Durchführbarkeit der benötigten Zweitimpfung nach drei Wochen zu garantieren. Bis Ende des Jahres soll Niedersachsen voraussichtlich noch etwa weitere 117.000 Impfdosen erhalten, ab Januar 2021 dann jede Woche 63.375 Impfdosen, so die Schätzung der Niedersächsischen Landesregierung. Sobald alle Alten- und Pflegeheime in den besonders belasteten Gebieten mit Impfstoff versorgt sind, werden alle anderen in der ersten Gruppe impfberechtigten Menschen geimpft. Bis Ende März sollen bundesweit 10,1 Millionen Impfdosen geliefert werden, von denen Niedersachsen etwa 10 Prozent erhalten wird. „In Niedersachsen zählen zu der ersten Priorisierungsgruppe etwa 800.000 Menschen. Es ist daher entscheidend, dass die Impfzentren regelmäßig weitere Lieferungen des Impfstoffes erhalten. Dann können wir hoffentlich sehr schnell die besonders gefährdeten Personen impfen“, so Carola Reimann.


Wer wird zuerst geimpft?


Laut Coronavirus-Impfverordnung des Bundesgesundheitsministeriums sollen Bund und Länder den zunächst nur begrenzt vorhandenen Impfstoff in einer festgelegten Reihenfolge – priorisiert in drei Gruppen – einsetzen. Die Priorisierungen richten sich nach dem Grad des individuellen Risikos, insbesondere durch Alter, Wohnsituation, Vorerkrankung und beruflicher Exposition.

Die Priorisierung im Einzelnen:


Höchste Priorität
Über 80-Jährige
Personen, die in stationären Einrichtungen für ältere oder pflegebedürftige Menschen behandelt, betreut oder gepflegt werden oder tätig sind,
Pflegekräfte in ambulanten Pflegediensten
Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit hohem Expositionsrisiko wie Intensivstationen, Notaufnahmen, Rettungsdienste, als Leistungserbringer der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung, Corona-Impfzentren und in Bereichen mit infektionsrelevanten Tätigkeiten
Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen, die Menschen mit einem hohen Risiko behandeln, betreuen oder pflegen (vor allem Hämato-Onkologie und Transplantationsmedizin.)
Hohe Priorität
Über 70-Jährige
Personen mit Trisomie 21, mit Demenz oder geistiger Behinderung, nach einer Organtransplantation
Enge Kontaktpersonen von über 80-Jährigen oder Bewohnern von Alten- Pflegeheimen und Heimen für geistig Behinderte
Kontaktpersonen von Schwangeren
Personen, die in stationären Einrichtungen für geistig behinderter Menschen tätig sind oder im Rahmen ambulanter Pflegedienste regelmäßig geistig behinderte Menschen behandeln, betreuen oder pflegen,
Personen, die in Bereichen medizinischer Einrichtungen mit einem hohen oder erhöhten Expositionsrisiko in Bezug auf das Coronavirus tätig sind, insbesondere Ärzte und sonstiges Personal mit regelmäßigem Patientenkontakt, Personal der Blut- und Plasmaspendedienste und in Corona-Testzentren
Polizei- und Ordnungskräfte, die im Dienst, etwa bei Demonstrationen, einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind.
Personen im öffentlichen Gesundheitsdienst und in relevanten Positionen der Krankenhausinfrastruktur
Personen, die in Flüchlings- und Obdachloseneinrichtungen leben oder tätig sind
Erhöhte Priorität
Über 60-Jährige
Personen mit folgenden Krankheiten: Adipositas, chron. Nierenerkrankung, chron. Lebererkrankung, Immundefizienz oder HIV-Infektion, Diabetes mellitus, div. Herzerkrankungen, Schlaganfall, Krebs, COPD oder Asthma, Autoimmunerkrankungen und Rheuma
Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit niedrigen Expositionsrisiko (Labore) und ohne Betreuung von Patienten mit Verdacht auf Infektionskrankheiten
Personen in relevanter Position in Regierungen, Verwaltungen und den Verfassungsorganen, in Streitkräften, bei der Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz und THW, Justiz
Personen in relevanter Position in Unternehmen der kritischen Infrastruktur, im Apotheken und Pharmawirtschaft, öffentliche Versorgung und Entsorgung, Ernährungswirtschaft, Transportwesen, Informationstechnik und Telekommunikation
Erzieher und Lehrer
Personen, mit prekären Arbeits- oder Lebensbedingungen

Dann folgen die Impfungen für alle übrigen Personen im Alter von unter 60 Jahren

Massenimpfung im Sommer?


Im ersten Quartal 2021 rechnet die Niedersächsische Gesundheitsministerin mit der Zulassung weiterer Impfstoffe, die auch bei Kühlschrank-Temperaturen zu handhaben sind. Diese können dann neben den Impfzentren und mobilen Teams auch von den niedergelassenen Ärzten verimpft werden. "Wenn erst einmal genügend Impfstoff da ist, können wir bis Herbst 2021 vielen Niedersächsinnen und Niedersachsen einen wirksamen Schutz gegen das Coronavirus geben", sagt Reimann. Eine Massenimpfung für die Bevölkerung, die nicht einer Risikogruppe gehören, wird es demnach erst im Sommer oder Herbst des kommenden Jahres geben. Dann sollen die Impfungen nicht mehr nur über die Impfzentren durchgeführt werden, sondern auch bei niedergelassenen Ärzten.


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