Coronaproteste: Polizei führt keine Kategorie "Querdenker"

Auch in unserer Region sind die Proteste gegen die Coronamaßnahmen angekommen. Eine eigene Kategorie für Querdenker führt die Polizei aber nicht.

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Thomas Stödter

Region. Seit dem Beginn der Pandemie gibt es sie: Demonstrationen gegen die Coronamaßnahmen. In den vergangenen Wochen wurde die Stimmung besonders im Osten Deutschlands auf diesen Protestveranstaltungen immer aggressiver. Im Aufzug von sogenannten "Querdenkern" vor dem Haus der sächsischen Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) am vorletzten Wochenende und 14 verletzten Polizisten bei Coronademos in Thüringen am vergangenen Sonntag ihren Höhepunkt. Auch in unserer Region sind diese Proteste längst angekommen, wie die Polizeidirektion Braunschweig auf Anfrage von regionalHeute.de bestätigt.



Am 4. Dezember wurde ein Video auf YouTube hochgeladen, das einen angeblichen "Spaziergang" der sogenannten "Gelbwesten" in der Helmstedter Innenstadt zeigt. Das ursprünglich als Livestream auf Facebook übertragene Video zeigt eine Ansammlung von Menschen mittleren Alters, manche gekleidet in Gelben Westen, die durch die Polizei aufgehalten werden. Was folgt sind Beleidigungen: "Einen an der Murmel" hätten die Beamten, einer der Polizisten wird wegen seines jugendlichen Aussehens gefragt, ob er denn schon mit der Ausbildung fertig sein. Eine Polizistin wird als "dämliche Kuh" bezeichnet.


Doch nicht nur in Helmstedt gibt es derlei Veranstaltungen. Wie die Polizeidirektion Braunschweig auf Nachfrage von regionalHeute.de mitteilt, gingen seit dem 29. November in Braunschweig, Gifhorn, Helmstedt, Salzgitter und Wolfsburg Menschen auf die Straße, um gegen die Coronamaßnahmen der Bundes- und Landesregierung zu protestieren. Große Menschenmengen seien das aber nicht gewesen. In den meisten Kreisen und Städten eine niedrige bis mittlere zweistellige Teilnehmerzahl, lediglich in Wolfsburg wuchs die Zahl der Demonstranten in den "untere dreistellige Personenzahl" am 29. November und auf eine "mittlere dreistellige Personenzahl" am 6. Dezember. In Braunschweig waren es am gestrigen Montagabend etwa 500 Menschen, die durch die Innenstadt zogen. Spezifischer wird die Polizei nicht. Festnahmen habe es aber bei solchen Veranstaltungen noch nicht gegeben.

Respektlosigkeiten nehmen zu


Verbindungen zur organisierten Querdenkerszene hätte die Polizei aber kaum festgestellt. Offizielle Zahlen dazu würden aber auch nicht erhoben, immerhin ordne die Polizeidirektion Braunschweig keine Protestteilnehmer in die Kategorie "Querdenker" ein. Lediglich in Gifhorn bezeichnet sich einer der Mitorganisatoren selbst als "Querdenker". Er sei auch schon öfter als Anmelder in Erscheinung getreten. Ein Mitwirken der Gelbwesten, die die Demonstration in Helmstedt für sich reklamieren, sei für die Polizeidirektion Braunschweig nicht feststellbar.


Stattdessen nehme die Polizei wahr, dass die Teilnehmer der Demos sich aus allen gesellschaftlichen Schichten rekrutieren, oft genug könnten sie auch als bürgerlich bezeichnet werden. Das einzige feststellbare Element, das die Teilnehmer vereine, sei die Ablehnung der Pandemiemaßnahmen. Trotzdem sei im Allgemeinen eine zunehmende Respektlosigkeit gegenüber Polizisten feststellbar, die sich im Kontext dieser Proteste manifestiere. Szenen wie die im Video aus Helmstedt sind also aller Wahrscheinlichkeit nach kein Einzelfall mehr.


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