Braunschweig. Das große mittlerweile 154. Niedersachsenderby steht uns am Sonntag bevor. Dann treffen die Traditionsvereine Eintracht Braunschweig und Hannover 96 in der Löwenstadt aufeinander. Die Mannschaften, aber auch die Fans. Deswegen sind Polizei, Stadt, Verkehrsbetriebe und etliche Akteure seit Tagen, wenn nicht sogar seit Wochen, mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen beschäftigt. Immerhin soll es ja auch friedlich bleiben im Städtchen. Mit den Fußballfans werden auch Hunderte Polizisten am Wochenende ihre Posten beziehen. Ganze Straßenzüge sollen gesperrt werden und der Öffentliche Nahverkehr kommt teilweise zum Erliegen (mehr dazu). Lasset die Spiele beginnen.
Eines frage ich mich dabei allerdings schon: Hat das noch mit Fußball zu tun? Ganz ehrlich, als Nicht-Fußballfan darf ich mir da vermutlich gar keine Meinung dazu erlauben, sollen die doch ihren Spaß haben, oder? Allerdings: Sind es nicht die Steuergelder von allen, die da verbraten werden? Verfolgt man die Diskussion in den Sozialen Medien, dann bin ich wohl nicht der einzige Fußballmuffel, der das als sehr misslich erachtet. Da keimt schnell die alte Frage auf, warum da nicht einfach die Vereine zur Kasse gebeten werden. Und natürlich: Ist das nicht alles etwas überzogen?
Brauchen wir so einen großen Einsatz?
Polizeieinsätze bei Fußballspielen können aufgrund von Ausschreitungen, Gewalt und anderen Vorfällen notwendig werden, um die Sicherheit von Spielern, Zuschauern und der Öffentlichkeit zu gewährleisten. Wenn es um die Abwägung der Maßnahmen geht, dann wird das Thema schnell komplex. Viele Faktoren sind zu beachten, wie zum Beispiel die Größe des Spiels, die Anzahl der erwarteten Fans, die Lage des Stadions, die Rivalitäten zwischen den Fans und viele andere Umstände. Im Vorfeld muss geklärt werden, ob eine Gefährdung vorliegt.
Ist das beim Aufeinandertreffen der beiden Streitparteien Eintracht Braunschweig und Hannover 96 der Fall? Mit Sicherheit. Der Zwist zwischen den Vereinen und Städten liegt schon ewig in der Luft, so kam es seitens der Fans auch schon immer zu teilweise sehr fragwürdigen Aktionen. Zuletzt durfte man die "verbotene Zahl" der Hannoveraner sogar auf dem Rasen im Eintracht-Stadion bestaunen (mehr dazu) - ein Vorfall, der sicherlich noch ein Nachspiel haben wird. Eine ganz aktuelle Retourkutsche richtete sich gegen einzelne Spieler der Eintracht, an ihren Wohnanschriften wurden blau/gelbe Holzkreuze aufgestellt.
Die meisten Fans wollen einfach nur das Spiel sehen und sind friedlich. Und genau diese Menschen gilt es vor den Rabauken zu schützen, die Ärger stiften wollen und die vor und nach dem Spiel in dunklen Ecken lauern. Also gut, dass die Polizei für Sicherheit sorgt. Aber...
Was ist mit den Kosten?
Es gibt wohl verschiedene Ansichten darüber, ob die Vereine an den Kosten der Polizeieinsätze beteiligt sein sollten. Einige argumentieren, dass die Vereine eine Mitverantwortung für die Sicherheit der Fans haben und daher an den Kosten beteiligt sein sollten. Andere argumentieren, dass es Aufgabe des Staates ist, die Sicherheit der Öffentlichkeit zu gewährleisten und dass die Vereine nicht für Polizeieinsätze zahlen sollten, die notwendig sind, um eine sichere Umgebung zu schaffen. Zumal ja auch andere Großveranstaltungen "kostenlos" von der Polizei begleitet werden.
Es gibt jedoch beispielsweise in England ein Modell, bei dem die Vereine an den Kosten beteiligt werden. Dann können die Kosten aufgrund einer Risikoanalyse berechnet werden, die die Größe des Spiels, die Anzahl der erwarteten Fans und die Erfahrungen mit vergangenen Spielen berücksichtigt. Dadurch sollen die Vereine stärker in die Pflicht genommen werden, um Fans zu ermutigen, sich angemessen zu verhalten und die Sicherheitsrisiken zu minimieren. Auch nicht schlecht, oder? Bei uns in Deutschland gibt es dazu auch bereits erste Versuche und natürlich Rechtsstreitigkeiten wie in Bremen 2015, als ein Gebührenbescheid für den Einsatz ausgestellt worden ist. Aber eine gemeingültige Rechtsprechung dazu wurde noch nicht getroffen.
Gewalt ist keine Lösung
Letztendlich hängt die Frage, ob die Vereine an den Kosten von Polizeieinsätzen beteiligt sein sollten, wohl auch von der Perspektive ab, aus der man das Problem betrachtet - ist man ein Fan oder kann man mit Fußball eh nichts anfangen, und wie solidarisch geht man mit den Bedürfnissen seiner Mitmenschen um?
Hierzu kann ich zumindest sagen: Es ist doch schön, wenn sich Menschen an einem sportlichen Wettkampf erfreuen können und sie ihre Helden auf dem Platz bestaunen dürfen. Sobald es allerdings zu Gewalt und Ausschreitungen kommt, hält sich mein Verständnis in Grenzen. Da ich allerdings auch keine Angst haben will, wenn in meiner Stadt mal wieder ein Fußballspiel ist und der Ärger offensichtlich unvermeidbar ist, werde ich wohl mit meiner Kostenbeteiligung leben müssen, bis es eventuell irgendwann mal eine andere Rechtsprechung dazu gibt.
Jeder sollte seinen eigenen Wertekompass aber mal auf den Prüfstand stellen, wenn er es für nötig hält, wegen eines Spiels gewalttätig zu werden.
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