Deutsch als einzige Sprache auf Schulhöfen nicht umsetzbar

Die Braunschweiger CDU-Landtagsabgeordnete Sophie Ramdor erklärt, was sie von dem Vorschlag ihres Berliner Parteikollegen hält.

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Symbolfoto | Foto: Pixabay

Region. Der Berliner Bundestagsabgeordnete und CDU-Generalsekretär Mario Czaja will Deutsch zur einzigen Sprache auf Schulhöfen machen. Es ginge nicht, dass auf den Schulhöfen andere Sprachen als Deutsch gesprochen werden, sagte Czaja kürzlich gegenüber der "Welt". regionalHeute.de hat bei den hiesigen Landtagsabgeordneten Sophie Ramdor (CDU) und Stefan Klein (SPD) nachgefragt, wie sie zu dem Vorschlag stehen.



Laut Czaja soll in Schulen konsequent darauf geachtet werden, dass die Schüler deutsch sprechen. Besonders Schulen in Gebieten, in denen viele Migranten leben, sollen stärker dabei unterstützt werden. Nur so könnte Integration gelingen und eine Parallelgesellschaft an den Schulen vermieden werden.

Besonders die Einschätzung von Stefan Klein, der den Wahlkreis Salzgitter im Landtag vertritt, wäre unserer Redaktion wichtig gewesen, da die Grundschulen in Salzgitter einen großen Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund aufweisen. Das geht aus einer Statistik der Stadt Salzgitter hervor. Leider sei es Stefan Klein auch auf mehrfache Nachfrage nicht möglich gewesen, innerhalb von zwei Wochen zu dem Thema Stellung zu beziehen. Der Terminkalender des SPD-Landtagsabgeordneten ließe ein kurzes Statement nicht zu, teilte ein Mitarbeiter seines Abgeordnetenbüros mit.

Forderung nicht umsetzbar


Die Braunschweiger Landtagsabgeordnete Sophie Ramdor sitzt für die CDU im Ausschuss Kultus und Soziales und hat selbst viele Jahre an einer Grundschule in Salzgitter unterrichtet. Sie erklärt im Gespräch mit regionalHeute.de, dass die Idee, dass auf Schulhöfen nur Deutsch gesprochen werden darf, nicht zielführend sei. Und vor allem nicht umsetzbar. "Ich habe ja selber an einer Schule in Lebenstedt unterrichtet, an der es einen hohen Migrationsanteil gab. Von daher kenne ich die Problematik, die Herr Czaja da angesprochen hat. Praktisch wäre das für Lehrkräfte aber gar nicht umsetzbar. Da sind so viele Kinder, die miteinander spielen und sprechen. Wir können nicht den ganzen Tag hinter den Kindern herlaufen und kontrollieren, welche Sprache sie sprechen", so Ramdor.

Sophie Ramdor wird im Oktober aller Voraussicht nach zum ersten Mal in den Niedersächsischen Landtag einziehen.
Sophie Ramdor wird im Oktober aller Voraussicht nach zum ersten Mal in den Niedersächsischen Landtag einziehen. Foto: Björn Küssner


Sie verstehe die Intention hinter Czajas Vorschlag. Nämlich die Integration von ausländischen Schülern über die Sprache zu verbessern. Was aber angesichts der unzureichenden "Vermischung" der Nationalitäten an den Schulen schwierig sei. Das, so Ramdor, hätte aber zur Folge, dass sich die Kinder in ihrer Muttersprache unterhalten. "Ich glaube nicht, dass es der richtige Weg ist, die Sprachen aus den Schulen herauszuspielen. Was ich richtiger finden würde, wäre, dass mehr Kinder aus verschiedenen Herkunftsländern an einer Schule und in einer Klasse unterrichtet werden. Damit sie eben Deutsch sprechen und sich nicht in ihrer Muttersprache unterhalten."

Sprachbildung verbessern


In einem Punkt geht die CDU-Landtagsabgeordnete mit dem Vorschlag des CDU-Generalsekretärs konform. Dieser forderte nämlich außerdem, dass der Fokus auf entsprechendes Sprachtraining gelegt werden müsse, um im Schulalltag möglichst schnell Deutschkenntnisse zu vermitteln. Kinder, die kein Deutsch sprechen, sollten vor der Einschulung verpflichtend eine Kita oder eine Vorschule mit Sprachunterricht besuchen.

Schüler mit Migrationshintergrund frühzeitig an die deutsche Sprache heranzuführen sei wichtig und richtig. "An die frühzeitige Sprachbildung müssen wir ran. Das sehe ich auch so und das ist ganz, ganz wichtig. Ich habe es oft erlebt, dass es sehr intelligente Kinder gab, die aber aufgrund der fehlenden Deutschkenntnisse einen Nachteil hatten. Wir müssen im frühkindlichen Bereich mehr Förderung haben. Und ich würde es auch gut finden, wenn wir die Vorschulen ausbauen. Das heißt, wenn Kinder sprachlich nicht mitkommen, dass sie noch ein Jahr in der Vorschule bleiben können."

Hoher Migrationsanteil in Salzgitter


Die Schülerstatistik der Stadt Salzgitter für die allgemeinbildende Schulen zeigt, dass insgesamt mehr als ein Drittel aller Kinder einen Migrationshintergrund haben. An den Grundschulen der Stadt werden 1.492 ausländische Schüler unterrichtet, insgesamt werden 4.300 Kinder beschult. An den Hauptschulen haben sogar mehr als die Hälfte einen Migrationshintergrund, an den Gymnasien sind es 505 von 2.285 Schülern.


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