Region. Gleich zweimal kommt unsere Region im vom Reiseportal www.meineorte.com erhobenen Ranking der hässlichsten Städte Deutschlands vor. So war es auch bereits 2020. Doch im Vergleich dazu haben sich beide Städte im Ranking ein wenig verbessert.
Salzgitter befindet sich sogar in den Top 10 auf Platz 9 und schneidet damit etwas besser ab, als noch vor zwei Jahren (Platz 7). Wolfsburg kann sich noch auf Platz 16 von 27 retten - ist damit zwar leider immer noch deutlich hässlicher als Hannover (Platz 24), aber nicht mehr ganz so hässlich, wie vor zwei Jahren (Platz 14).
Salzgitter hat auch schöne Ecken
Die natürlich nicht repräsentative und nicht wirklich ernst gemeinte Zusammenstellung basiert auf Internetmeinungen - und ruft auch dazu auf, in vermeintlich hässlichen Städten die schönen Seiten zu entdecken.
Salzgitter ist vor allem eine Wohnsiedlung um einen der größten Stahlproduzenten Deutschlands - die Salzgitter AG. Auch MAN, Bosch und Volkswagen haben sich in der kreisfreien Stadt breit gemacht. "Vielleicht wird Salzgitter in Foren deshalb oft genannt, wenn es um 'Hässliche Städte' geht?", mutmaßt das Reiseportal. Die Stadt fällt dabei möglicherweise auch ihrer Struktur zum Opfer - welchen "Stadtkern" soll man eigentlich als "hässlich" betrachten? Geht man von der Lage der Bahnhöfe Bad und Lebenstedt aus, so springen einem Nachkriegs-Charme und 70er-Modernismus förmlich ins Gesicht. Doch nur eine kurze Strecke entfernt ist der idyllische Salzgittersee mit seinem Badestrand. Nur wenige Kilometer entfernt findet sich die Burg Gebhardshagen und das Städtische Museum Schloss Salder, die Burgruine Heinrich des Löwen in Lichtenberg mit ihrer unvergleichlichen Aussicht - weitere Naturfreuden bietet das Europäische Vogelreservat Heerter See.
Auch das ist Salzgitter - in den vielen Stadtteilen finden sich herrliche Kulturschätze und beschauliche Orte zum Erkunden. In diesem Fall das Schloss Ringelheim. Foto: Alexander Panknin
Doch für all diese wunderschönen Ecken muss man seinen Blick abwenden von den dicht besiedelten Gegenden der Stadt. Salzgitter ist vor allem hinter seiner industriellen Fassade liebenswert - das weiß besonders, wer dort wohnt. Denn nur, weil die repräsentativen Touristenziele nicht fußläufig aufeinanderhocken wie in Goslar oder Wolfenbüttel ist eine Stadt doch noch lange nicht hässlich. Oder?
Ist Wolfsburg noch zu retten?
Nun, wo fängt man mit Wolfsburg an? "Wolfsburg gilt als eine der bedeutendsten Stadtneugründungen des 20. Jahrhunderts in Mitteleuropa. In nur drei Generationen entstand eine moderne Stadt, in der heute rund 125.000 Einwohner leben", so die Stadt Wolfsburg kurz und knapp zur Geschichte der Autostadt - und das ist sie - eine Autostadt. "Dass sich auch noch viele Attraktionen der Stadt um Autos drehen, finden viele Menschen dann doch too much: Sie können Wolfsburg nicht allzu viel abgewinnen", kommentiert das Portal meineorte.com.
1938 als Wohnsiedlung um das Volkswagenwerk gegründet, kann Wolfsburg doch nur eine pseudomoderne Betonwüste aus fix gebauten Arbeiter-Wohnblöcken und Fanshops des hiesigen Fußballvereins sein. Außerdem ist die Stadt dafür bekannt, dass in ihr nie ein ICE hält. Wolfsburg muss wahrlich viel Spott und ein schlechtes Image aushalten - dabei ist sie als Autostadt eine der Herzkammern der deutschen Wirtschaft. Und vor allem bezieht sich dieser ganze Spott kaum auf die äußere Erscheinung dieser erfolgreichen Großstadt - diese hat nämlich mehr Abwechslung zu bieten, als das VW Werk in Sichtentfernung des Bahnhofs verspricht.
Wolfsburg hat eigentlich das gleiche Problem wie Salzgitter - man sollte es nicht auf sein Bahnhofsumfeld reduzieren. Dort gibt es zwar auch das Phaeno als einzigartigen Anziehungspunkt für Besucher aus Nah und Fern, aber auch den scharfkantigen Brutalismus dieses Bauwerkes kann man sicherlich nicht jedem schmackhaft machen.
Wolfsburg ist insgesamt eine sehr moderne Stadt. Und touristisch natürlich besonders für Autofreaks mit Benzin im Blut interessant. Nur eine charakterlose Betonwüste ist sie definitiv nicht. Foto: Pixabay
Wolfsburg ist sicherlich eine ganz besonders spezielle Stadt - gerade wegen ihrer Entstehungsgeschichte, die um das Auto überhaupt nicht herumkommt. Die Autostadt hat aber auch ganz besondere, historisch bedeutende, grüne und beschauliche Seiten. So zum Beispiel den Allerpark, in dem Sport, Action und Erholung sich die Hand reichen. Das Schloss Fallersleben bietet eine romantische Kulisse für den Freund alter Gemäuer, ebenso wie das Alte Brauhaus Fallersleben. Moderne Architektur und Geschichte treffen auf eine umfassende und vielseitige Palette an Freizeitmöglichkeiten, Kunst und Kultur. Doch Geschmack ist glücklicherweise unterschiedlich. Und so müssen sich wohl gerade Städte, die keinen herkömmlichen Schönheitsidealen zuzuordnen sind den unrühmlichen Platz im Ranking der "Hässlichsten Städte" gefallen lassen.
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