Die Jagd im Wandel - Längst keine Männerdomäne mehr

Immer mehr Frauen können sich für die Jagd begeistern. Die Gründe davon sind unterschiedlich.

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Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Pixabay

Region. In den Wald gehen, ansitzen, schießen. Die Jagd ist nicht mehr länger nur eine Männerdomäne. Immer mehr Frauen legten in den letzten Jahren ihren Jagdschein ab, gehen aktiv mit zur Jagd. Im Bundesdurchschnitt liegt der Anteil der Frauen, die eine Jagdprüfung ablegen bei 24 Prozent. Auch in der Region sind die Zahlen an jagdbegeisterten Frauen gestiegen. regionalHeute.de fragte nach den Hintergründen.


In Braunschweig gibt es derzeit 54 Frauen bei 351 Männern, die in der Jägerschaft registriert sind und auch in Gifhorn ist die Zahl der Jägerinnen in den letzten zehn Jahren erheblich gestiegen. Waren es damals drei bis vier Frauen, die sich aktiv für die Jagd begeistert hatten, so sind es nun bis zu 200. Bei einer Gesamtzahl von zirka 2.000 Mitgliedern kann die Jägerschaft Gifhorn einen Frauenanteil von etwa 280 aufweisen. Auch die Jägerschaft Wolfenbüttel berichtet von einer positiven Entwicklung. So habe im letzten Jung-Jägerkurs der Frauenanteil bei 36 Prozent gelegen, die auch alle bestanden haben. In der Jägerschaft des Landkreises Wolfenbüttel sind zirka 800 Männer und 100 Frauen verzeichnet. Die Tendenz bei den Frauen sei weiterhin steigend. Über stetigen Zuwachs an weiblichen Teilnehmern in der Jagdausbildung kann sich auch die Jägerschaft Salzgitter freuen. War es früher mal hin wieder eine Dame, die zumeist eine Jägergattin war, so seien es heute 30 bis 40 Prozent. 40 von 384 Mitgliedern sind derzeit Frauen. Ein ähnliches Bild zeichnet sich in der Jägerschaft Wolfsburg ab. Früher habe es vereinzelt, schätzungsweise unter fünf Prozent Frauen gegeben. Diese Zahl sei stetig gestiegen, sodass es in den Kursen nun schon an die 20 bis 25 Prozent herangehe. Bei etwa 440 Mitgliedern kann der Verein 87 Frauen verzeichnen. Im Landkreis Peine lag der Frauenanteil bei der Jägerprüfung im letzten Jahr bei 27 Prozent. In den letzten fünf Jahren schwankte die Zahl zwischen acht und 27 Prozent. In der Jägerschaft Peine beträgt der Frauenanteil derzeit 12 Prozent.

Hund, Natur und Emanzipation



Doch woran liegt es, dass sich viele Frauen zur Jagd hingezogen fühlen? Das Annähern zur Natur könnte dabei eine Rolle spielen, wie Thomas Kaphammel von der Jägerschaft Braunschweig gegenüber regionalHeute.de berichtet. Auch die Ausbildung von Hunden gehöre für viele dazu, stimmt auch Ralph Schräder von der Jägerschaft Wolfsburg zu. Hinzu komme die allgemeine Emanzipation. Viele Jägerinnen seien auch auf Internetplattformen wie Instagram und Facebook aktiv und teilen dort Bilder mit ihren Hunden. Auch, wenn die Beweggründe unterschiedlicher Art zu sein scheinen, so spielen die Vierbeiner offenbar bei den Frauen eine übergeordnete Rolle bei der Entscheidung für den Jagdschein. "Gerade über die Hundearbeit kommen viele Frauen auf die Jagd. Das Apportieren, Nachsuchen oder Stöbern mit dem Vierbeiner erfüllt das weibliche Herz mit Stolz und Freude. Durch die Hundeprüfungen wird oft die Neugier nach mehr Wissen geweckt", erklärt Marion Parusel von der Jägerschaft Salzgitter. Auch Tradition spiele oftmals eine Rolle. Es ist ein Hobby in der Familie oder mit dem Partner. Dass Frauen selbstbewusster geworden sind, sich die Ausbildung selbstständig finanzieren, dies spielt für Angela Heider aus der Jägerschaft Gifhorn eine Rolle. "Die Begeisterung zur Natur und die Hege in Wald und Flur ist für viele Frauen – gerade auch aus der Stadt - interessant. Auch im heimischen Bereich hat sich viel verändert. „Von Haus aus“ werden seit den letzten Jahren auch Mädchen von den Großvätern und Vätern und Müttern mit Wald und Flur vertraut gemacht, was vor zehn Jahren und davor noch „kein Thema“ war", so Heider.

Regionales Bio-Fleisch



Auch könnte die Entscheidung zur Jagd zu gehen damit zusammenhängen, dass Frauen mit einem anderen Anspruch an die Jagd herangehen als Männer. Die Qualität des Fleisches spiele dabei eine Rolle, denn die erlegten Tiere würden in der Regel vernünftig getötet werden. Weite Anfahrtswege und der Stress, um zum Schlachter zu kommen, fallen weg. Ebenso die medikamentöse Behandlung erklärt Thomas Kaphammel von der Jägerschaft Braunschweig. Wichtig sei dabei jedoch das Tier nach dem Erlegen schnell aufzubrechen und herunterzukühlen.

Angela Heider kann dies nur bestätigen. "Da ich für meine Familie koche ist mir wichtig, dass qualitativ hochwertiges Fleisch „auf den Tisch“ bringe. Ein Stück Wild lebt überwiegend ohne Stress, Medikamente und genmanipuliertes Futter in der Natur und ernährt sich von ihr. Wenn ich ein Stück Wild schieße – was der gesetzliche Abschussplan vorgibt – hat das Tier keine Qualen erlitten, kein Adrenalinausstoß."

Im Übrigen würden Frauen nicht schlechter schießen, als Männer. Zwar gebe es Respekt vor dem Rückstoß und dem Knall, mit einiger Übung sei dies jedoch zu meistern, so Marion Parusel aus der Jägerschaft Salzgitter. Ist die Waffe jedoch vernünftig eingestellt und gab es einige Übungsstunden, gibt es bei Männern und Frauen keinen Unterschied beim Schießen.


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