Fachtagung "Häusliche Gewalt" in Braunschweig


v.l.n.r.: Frank Hellwig Sachbearbeiter Prävention, Polizeidirektion Braunschweig Katrin Heiland, StA Braunschweig Roger Fladung, Polizeivizepräsident, Polizeidirektion Braunschweig. Fotos: Polizei Braunschweig
v.l.n.r.: Frank Hellwig Sachbearbeiter Prävention, Polizeidirektion Braunschweig Katrin Heiland, StA Braunschweig Roger Fladung, Polizeivizepräsident, Polizeidirektion Braunschweig. Fotos: Polizei Braunschweig

Braunschweig. Die landesweite, gemeinsame Fachtagung "Häusliche Gewalt" der Polizeidirektion Braunschweig und der Generalstaatsanwaltschaft Braunschweig hat sich inzwischen zur zweitgrößten Veranstaltung dieser Art in Niedersachsen entwickelt. Sie hat im fünften Jahr in Folge eine stetig wachsende Anzahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern und wird fortgesetzt werden


"Es gilt, gemeinsam die Strukturen und Netzwerke zum Schutz der Schwächsten in unserer Gesellschaft zu stärken und weiter auszubauen", so teilte die Polizei mit.

200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den unterschiedlichen Disziplinen, Gremien und Netzwerkpartnern wie z.um Beispiel der Sozialdienst, die Opferhilfe, der Weiße Ring, Beratungsstellen oder der Kinderschutzbund befassten sich intensiv mit dem zentralen Leitgedanken "Kinder" aus Familien, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Kinder bekommen die Streitigkeiten und Gewalttätigkeiten der Eltern untereinander mit oder sind selbst Opfer unmittelbarer Gewalt. Sie sollen sich entscheiden, bei welchem Elternteil sie künftig leben wollen oder um die Kinder wird gestritten, sei es um den Umgang, das Aufenthalts- oder Sorgerecht.

Das Miterleben häuslicher Gewalt bleibt für Kinder niemals ohne Auswirkungen. Regelmäßig muss schnell gehandelt werden, müssen zum Schutz und Wohl des Kindes Sofortmaßnahmen getroffen werden, bei denen Polizei, Staatsanwaltschaft, Jugendamt und Familiengericht beteiligt sind.

"Die Polizei ist in besonderer Weise aufmerksam, wenn Kinder sich in Situationen befinden, in denen sie Gewalt zwischen den Eltern oder anderen Paarbeziehungen miterleben müssen. In diesen Fällen leiten die eingesetzten Beamten notwendigen Sofort - und Unterstützungsmaßnahmen ein, die das Kindeswohl im Focus haben. Allerdings ist die Durchführung der Maßnahmen nur in direkter Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und Unterstützungseinrichtungen möglich. Das Ziel der heutigen Veranstaltung ist, die Förderung der Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten und die damit einhergehende Optimierung sämtlicher Hilfsmaßnahmen für die betroffenen Kinder und Jugendlichen", erläuterte Polizeivizepräsident Roger Fladung während seiner Begrüßung der Gäste.

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Die Fachtagung wurde gut besucht. Foto:


Maßnahmen gegen Gewalt


Nach der Veranstaltungseröffnung durch die Leitenden Oberstaatsanwältin Katrin Ballnus und Polizeivizepräsident Roger Fladung befasste sich der Teilnehmerkreis mit konkreten Fragestellungen, wie zum Beispiel welche Sofortmaßnahmen die Polizei trifft, welche Maßnahmen vom Jugendamt durchgeführt werden, welche Entscheidungen das Familiengericht trifft oder aber welche Möglichkeiten die Kinderschutzambulanz bietet. Auch die Unterstützungsmöglichkeiten von Rechtsanwälten wurden in einem Fachvortrag erörtert.

Frau Martina Müller vom Jugendamt der Stadt Braunschweig schilderte das Miterleben der Gewalt von Kindern und erläuterte, dass die häusliche Gewalt zwischen Partnern eine Kindeswohlgefährdung darstelle.

Die Diagnostik, Dokumentation und Spurensicherung bei Gewaltopfern stand im Focus des Vortrages von Frau Dr. Melanie Todt vom Institut für Rechtsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover. Frau Dr. Todt schilderte den Zugang zu einer niederschwelligen rechtmedizinischen Versorgung am Beispiel des Netzwerkes Pro Beweis und der Kinderschutzambulanz.

Rechtsanwältin Geraldine Wille-Laaß betrachtete die Aufgaben von Opferanwälten und zeigte die Voraussetzungen für die Nebenklage sowie die Grenzen der Beratungshilfe auf.

Angelika Braut, Richterin am Amtsgericht Wolfsburg, stellte die vielen verschiedenen Facetten der Problematik "Häusliche Gewalt vor Gericht" dar, vom Verfahren nach dem Gewaltschutzgesetz, dem Sorge- und Umgangsrecht oder aber von Aspekten der Ingewahrsamnahme von Beteiligten oder der immanent wichtigen Beweissicherung für die Strafverfolgung. Zudem wurde die sogenannte "Istanbulkonvention" erläutert, ein Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt.

Schnelle Hilfe für Opfer


Generalstaatsanwalt Norbert Wolf, der sich seit vielen Jahren für den Opferschutz einsetzt und Mitveranstalter der Fachtagung ist, verdeutlicht hierzu: "Opfer von häuslicher Gewalt und insbesondere Kinder, die sich nicht alleine helfen und zur Wehr setzen können, verdienen unser besonderes Augenmerk und größte Anstrengungen, sich für ihren Schutz einzusetzen. Die effektive Strafverfolgung und der wirksame Opferschutz in diesem Bereich sind uns ein besonderes Anliegen. Ich freue mich sehr, dass die Zusammenarbeit zwischen der Polizeidirektion Braunschweig und der Generalstaatsanwaltschaft Braunschweig - gemeinsam mit allen weiteren wichtigen Institutionen - und den Menschen, die an diesem gemeinsamen Ziel arbeiten, so ausgezeichnet funktioniert. Die Arbeit des Netzwerkes ProBeweis und der Kinderschutzambulanz bei der Medizinischen Hochschule in Hannover, die eine schnelle und niedrigschwellige rechtsmedizinische Versorgung von misshandelten Kindern bieten, die neben Begutachtung von Verletzungen und Beweissicherung den Opfern auch beratend und unterstützend zur Seite stehen, sind ein weiteres exzellentes Beispiel für einen schonenden Umgang mit Opfern im Rahmen wirkungsvoller Strafverfolgung, wie ich sie mir wünsche", so der Generalstaatsanwalt zum Abschluss seiner Amtszeit.

Die Arbeitstagung schlossen die Veranstaltungsverantwortlichen Frau Katrin Heiland von der Staatsanwaltschaft Braunschweig und Frank Hellwig für die Polizeidirektion Braunschweig. Beide Organisationsvertreter freuten sich über die gelungene Tagung mit den positiven Rückmeldungen und versprachen, sich für die Fortführung der Gremien- und Netzwerkarbeit im Rahmen der interdisziplinären Fachtagung auch künftig einzusetzen. Mit den Fachtagungen "Häusliche Gewalt" wurden alle Voraussetzungen geschaffen, eine interdisziplinäre Kooperation aller Netzwerkpartner in der Region Braunschweig ins Leben rufen zu können. Der Abschluss einer Kooperationsvereinbarung steht unmittelbar bevor.


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