Berlin. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat die Wirtschaft zu einem stärkeren Engagement gegen die AfD aufgefordert. "Wenn Deutschland wirtschaftlich zukunftsfähig werden soll, dann müssen Unternehmer deutlich mehr gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und sich offen und klar gegen die wirtschaftlich höchst schädliche Politik der AfD bekennen", sagte Fratzscher dem "Handelsblatt" (Dienstagsausgabe).
"Zu viele Unternehmen verhalten sich opportunistisch, da sie selbst AfD-Wähler in der Belegschaft und unter den Kunden haben", kritisierte der DIW-Chef. Es sei dann aber "heuchlerisch und verlogen", von der Politik die Lösung des Fachkräfteproblems zu fordern und sich gleichzeitig gegen Toleranz von Vielfalt und Zuwanderung zu stellen.
Fratzscher reagierte damit auf Thüringens SPD-Spitzenkandidat für die Landtagswahl, Georg Maier, der im "Handelsblatt" (Dienstagsausgabe) Teilen der Wirtschaft eine Unterstützung der AfD vorgeworfen hatte.
Unterstützung für Maier kam von Colette Boos-John, Thüringer Landesvorsitzende des Verbandes der Familienunternehmer. Maier habe "richtig erkannt", dass die AfD "eine massive Gefahr für die Wirtschaft" sei, sagte sie dem "Handelsblatt".
"Sie bekämpft die dringend benötigte Fachkräfteeinwanderung und will zugleich alle Mütter von der Arbeit fernhalten." Außerdem isoliere die AfD das exportintensive Thüringen vom internationalen Markt. Allerdings trage die SPD als Regierungspartei eine "Mitverantwortung für den Frust vieler Thüringer, der die AfD so stark gemacht hat", fügte Boos-John hinzu.
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