Gewalt gegen Retter - Gesellschaft hat sich verändert

von Robert Braumann


Steigt auch in der Region die Gewalt gegen Retter an? Symbolfoto: Archiv
Steigt auch in der Region die Gewalt gegen Retter an? Symbolfoto: Archiv | Foto: Marc Angerstein

Region. Immer wieder gibt es Berichte über Rettungskräfte, die im Einsatz attackiert werden. So wurde etwa in Düsseldorf Anfang des Jahres ein Helfer während eines Einsatzes sogar bewusstlos geschlagen, berichtet RP Online. Wie stellt sich die Situation bei uns in der Region da?


Tobias Stein, Pressesprecher der Freiwilligen Ortsfeuerwehr Wolfenbüttel, sagte gegenüber regionalHeute.de, dass man in den vergangenen Jahren schon eine Veränderung innerhalb der Gesellschaft wahrnehmen würde. „Im Bereich der Ortsfeuerwehr Wolfenbüttel gibt es durchaus Einsätze mit Aggressionspotenzial. “Bisher sei es zum Glück bei verbalen Entgleisungen geblieben, aber dies sei auch alles andere als angenehm. „Ein typisches Beispiel ist die Alarmierung durch einen Heimrauchmelder, da kommt es immer mal wieder vor, dass wir die Tür öffnen müssen und dann jemand sein Essen auf dem Herd vergessen hat, weil er getrunken hat und dann eingeschlafen ist.“ Da fehle oft jegliche Einsicht für das eigene Verhalten. Beschimpfungen seien dann oft an der Tagesordnung. In schwierigen Fällen würde man mit der Polizei zusammenarbeiten, um auch die eigenen Leute zu schützen. Ein weiteres Beispiel für die Veränderung seien Personen, die trotz Absperrungen an den Einsatzorten vorbeifahren wollen. „Da wird überhaupt nicht eingesehen, dass die Straße für einen Rettungseinsatz gesperrt ist. Vor 20 Jahren war das meiner Meinung nach noch nicht so massiv.“ Er sieht darin ein gesamtgesellschaftliches Problem. „Ich glaube es liegt an der Hilflosigkeit einiger Menschen, die abgehängt worden sind und oftmals selbst nicht wissen, wie sie im Leben zurechtkommen sollen.“

Deeskalation als Mittel


Adrain Foitzik, Pressesprecher der Stadt Braunschweig, ergänzte für die Feuerwehr in der Stadt Braunschweig, dass es bereits in der Vergangenheit Aggressionen gegen Rettungskräfte gegeben habe. Eine nennenswerte Steigerung sei nicht festzustellen, zudem würde man auch keine Statistik führen. Man würde die Mitarbeiter im Bereich Deeskalation schulen.

Lena Kopetz, Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., Regionalverband Harz-Heide, sagte, dass man bis zum August bereits 4.000 Notfalleinsätze in der Region geleistet hätte, dabei sei es lediglich zu zwei Vorfällen gekommen. Es komme schon immer mal wieder vor, dass Aggressionen auftreten würden, aber es sei im Endeffekt keine große Sache. Häufig sei dann Alkohol im Spiel. Man würde aber nicht von einer signifikanten Steigerung in diesem Bereich sprechen. „Das ist aber sicherlich auch mit der guten Deeskalationsarbeit der Kollegen zu verbinden, mit denen man schon vieles im Keim ersticken kann“, so Kopetz.

Uneinsichtig, aber nicht gewaltbereit


Volker Junge, Pressesprecher der Kreisfeuerwehr Goslar, erklärte auf Nachfrage von regionalHeute.de, dass es schon ab und an vorkommen würde, dass sich Mitmenschen uneinsichtig zeigen würden. Von Aggressivität oder Gewalt könne man da nicht zwangsläufig sprechen. Jedoch käme es vor, dass Einsatzkräfte erklären müssen, weshalb bestimmte Maßnahmen notwendig seien, weil sich Bürger uneinsichtig zeigen würden. Die Hemmschwelle würde jedoch sinken, wenn der Alkoholspiegel steigt. An eine Situation könne Junge sich besonders erinnern, in der es für die Kräfte tatsächlich brenzlich wurde. In der Silvesternacht 2006 auf 2007 gab es in der Breiten Straße in Goslar ein durch Feuerwerkskörper ausgelöstes Feuer. Damals kämpften 160 Einsatzkräfte gegen die Flammen, leider wurden auch die ersten Einsatzkräfte durch herumknallende Passanten behindert und es kam zu Pöbeleien gegenüber den Einsatzkräften. Das seien aber eher Ausnahmen, so Junge.


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