Gifhorn. In Isenbüttel im Landkreis Gifhorn wurde ein toter Hase gefunden, bei dem die hochansteckende bakterielle Krankheit Tularämie festgestellt wurde, berichtet der Landkreis Gifhorn am Donenrstagnachmittag.
Der Erreger, das Bakterium Francisella tularensis, sei vor allem in Feldhasen zu finden, könne jedoch auch andere Tierarten befallen. Da Hasen besonders empfänglich sind, wird die Erkrankung auch als Hasenpest bezeichnet. Darüber hinaus können sich Kaninchen und Nagetiere wie Ratten oder Mäuse, aber auch Wildwiederkäuer und Fleischfresser infizieren. Für Haus- und Nutztiere spiele die Erkrankung eine untergeordnete Rolle. Bei Tieren kann es sowohl zu einem milden Verlauf als auch zu einem seuchenhaften Geschehen mit hoher Sterblichkeit kommen. Bei Hasen verläuft die Krankheit in der Regel akut mit einer Blutvergiftung und führt innerhalb weniger Tage zum Tod. Typische Symptome hierbei sind struppiges Fell, ein unsicherer Gang, Apathie und ein Verlust der natürlichen Scheu. Bei einem chronischen Verlauf treten vor allem Entkräftung, hochgradige Abmagerung und Hautveränderungen auf.
Übertragungswege
„Als sogenannte Zoonose kann die Krankheit auch vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist bislang jedoch nicht bekannt“, erläutert Josef Kraft, Leiter des Gesundheitsamtes des Landkreises Gifhorn. Die Übertragung auf den Menschen erfolge vornehmlich durch den direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Kadavern. Eine Übertragung könne durch Haut- und Schleimhautkontakt mit infektiösem Tiermaterial und durch den Verzehr von nicht ausreichend erhitztem erregerhaltigem Fleisch stattfinden. Darüber hinaus kann eine Übertragung durch den Verzehr von kontaminiertem Wasser, Einatmen von kontaminiertem Staub oder durch den Stich oder Biss von infizierten blutsaugenden Insekten oder Zecken stattfinden.
Krankheitsbild beim Menschen und Therapie
Das Krankheitsbild beim Menschen sei vielschichtig und hängt von der Eintrittspforte des Erregers in den Körper ab. Nach wenigen Tagen können grippeähnliche Symptome mit hohem Fieber, Lymphknotenschwellung, Kopf- und Gliederschmerzen, Durchfall oder Erbrechen und bei Infektionen über kleinste Hautwunden auch schlecht heilende Geschwüre festgestellt werden. „Allgemein erinnert der Verlauf somit zunächst an eine virusbedingte Grippe“, sagt Josef Kraft. Ohne eine entsprechende antibiotische Behandlung kann sich der Krankheitsverlauf jedoch schnell deutlich verschlimmern. Es ist daher unbedingt notwendig, dass Betroffene beim Auftreten von Symptomen einen Arzt aufsuchen und diesen darauf aufmerksam machen, dass sie im Rahmen der Jagdausübung regelmäßig mit Wildtieren Kontakt hatten oder die Befürchtung haben, sich anderweitig an einem infizierten Tier angesteckt zu haben.
Schutzmaßnahmen
Auch wenn Untersuchungen des Niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) auf ein geringes Vorkommen der Tularämie in Niedersachsen hindeuten, sollten beim Umgang mit bestimmten Wildtieren dennoch Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, da der Mensch sehr empfänglich für die Erkrankung ist. Besonders gefährdet sind Menschen, die beruflich engen Kontakt zu Wildtieren haben, zum Beispiel Jägerinnen und Jäger.
Um einer Infektion vorzubeugen, sollte der ungeschützte Kontakt zu auffälligen Wildtieren oder Kadavern von Wildtieren vermieden werden. Es sollten beim Umgang Einmalhandschuhe sowie eine Atemschutzmaske (FFP2/FFP3) getragen werden. Das Fleisch von Hasen und Kaninchen sollte vor dem Verzehr gut durchgegart werden. Durch Hitze wird der Erreger zuverlässig abgetötet.
Kontakt meiden
Da auch Haustiere wie Hunde und Katzen erkranken und die Krankheit somit auch weiter auf den Menschen übertragen können, sollten sie keinen Kontakt zu Feldhasen und Wildkaninchen haben. Hundehaltern wird empfohlen, ihre Hunde an der Leine zu führen, da ein Kontakt mit Kadavern und infizierten Tieren unbedingt zu vermeiden ist. Auch der Mensch kann sich beim Hund anstecken, daher sollte ausschließlich ein kontrollierter/hygienischer Kontakt stattfinden, wenn der Hund krank ist. Bei allgemeinen Krankheitsanzeichen des Hundes wie Müdigkeit, Fressunlust, Abgeschlagenheit oder Fieber sollte ein Tierarzt aufgesucht werden. Dieser sollte auf den (vermeintlichen) Kontakt mit verendeten Feldhasen hinweisen werden, damit eine antibiotische Therapie erfolgen kann.
Auffällige Tiere melden
Wer ein auffälliges Tier entdeckt, sollte dies dem Veterinäramt des Landkreises Gifhorn unverzüglich mitteilen: Per E-Mail an veterinaerwesen@gifhorn.de oder unter der Telefonnummer 05371 82-0.