Gifhorn. An den Folgen von Krieg, Vertreibung und Flucht leiden besonders Kinder und Jugendliche. Sie haben dabei traumatisierende Erlebnisse und Eindrücke durchlitten, die sie nicht einfach so abschütteln können. Für die aktuell rund 1.200 Kinder und Jugendlichen, die im Landkreis Gifhorn nach ihrer Flucht einen sicheren Ort gefunden haben, gibt es nun zusätzliche Hilfe. Die Volksbank BraWo Stiftung und die Stiftung RTL – Wir helfen Kindern e. V. stellen im Rahmen von United Kids Foundations, dem Kindernetzwerk der Volksbank BraWo, für die psychosoziale Betreuung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen einen Förderbetrag in Höhe von knapp über einer Million Euro bereit. Das berichtet die Volksbank BraWo Stiftung in einer Pressemitteilung.
Gemeinsam mit der Diakonischen Jugend- und Familienhilfe Kästorf und dem Landkreis Gifhorn starten sie das Projekt „GifHelp“. Am heutigen Dienstag wurde das Projekt von den Beteiligten der Presse in Kästorf vorgestellt.
Mit der Traumatisierung fertig werden
„Wir möchten den geflüchteten Kindern und Jugendlichen helfen, zum einen mit der Traumatisierung fertig zu werden und zum anderen, sie gut auf die Schule und den Kindergarten hier in Gifhorn vorzubereiten“, beschreibt Thomas Fast, Vorstandsvorsitzender der Volksbank BraWo Stiftung, und ergänzt, dass diese Förderung über die „Stiftung RTL – Wir helfen Kindern e. V.“ zustande kam. Unmittelbar nach den ersten Angriffen der russischen Armee auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hatte die „Stiftung RTL – Wir helfen Kindern e. V." gemeinsam mit RTL Deutschland eine umfassende Spendenaktion gestartet, bei der mittlerweile mehr als 27,4 Millionen Euro für Soforthilfe-Projekte für ukrainischen Kinder und deren Familien zusammengekommen sind.
Thomas Fast (Volksbank BraWo Stiftung) und Dr. Jens Rannenberg (Dachstiftung Diakonie) unterzeichnen gegenseitig die Fördervereinbarung in Anwesenheit von Landrat Tobias Heilmann (v. li.). Foto: Volksbank BraWo
„Ich bedanke mich sehr, dass wir von 'Stiftung RTL – Wir helfen Kindern e. V." für unser Projekt hier in Gifhorn diesen einzigartigen Geldbetrag in Höhe von einer Million Euro erhalten haben und spreche dafür meinen tiefsten Dank aus. Zudem freue ich mich sehr, dass sowohl der Landrat als auch die Dachstiftung Diakonie von Anfang an Feuer und Flamme für GifHelp waren", so Fast weiter. Thomas Fast ist neben dem Amt als Stiftungsvorstand auch als Leiter der Direktion Gifhorn bei der Volksbank BraWo tätig.
Projekt richtet sich an alle Nationalitäten
Konzipiert und umgesetzt wird das Flüchtlingshilfe-Programm vom Landkreis Gifhorn und von Eckart Schulte mit seinem Team von der Diakonischen Jugend- und Familienhilfe Kästorf. Die Zielgruppe sind alle Kinder und Jugendlichen aus geflüchteten Familien beziehungsweise alleinreisende Minderjährige, die in den Flüchtlingsunterkünften in Kästorf, Brome, Clausmoorhof und Ehra-Lessien sowie anderweitig im Landkreis untergekommen sind. Insbesondere richtet sich GifHelp an Familien aus der Ukraine, aber es steht auch Kindern und Jugendlichen aus allen anderen Nationalitäten offen. Die Angebote sollen an die Aufnahmestellen angedockt werden, jedoch auch die Menschen, die dezentral untergebracht sind, einbeziehen.
Für den Landkreis Gifhorn ist GifHelp eine herausragende Ergänzung der bisherigen Flüchtlingsarbeit. „Dieses Projekt ist das Ergebnis von regelmäßigem Austausch und guter Zusammenarbeit mit Herrn Fast als Vertreter der Volksbank BraWo Stiftung. Wir freuen uns sehr über diese sagenhafte Förderungssumme“, erläutert Landrat Tobias Heilmann. „Aufgrund des Krieges in der Ukraine hat sich die Anzahl der Flüchtlinge, die sich im Landkreis Gifhorn aufhalten, innerhalb weniger Wochen mehr als verdoppelt. Zurzeit leben hier zirka 1.600 ukrainische Flüchtlinge und 1.200 Menschen aus anderen Ländern, fast die Hälfte hiervon sind Kinder. Diese sind in besonderem Maße von den Auswirkungen des Krieges, Flucht und Vertreibung betroffen. Die zusätzlichen Maßnahmen, Hilfs- und Betreuungsangebote, die durch das gemeinsame Projekt der 'Stiftung RTL - Wir helfen Kindern e. V.', der Volksbank BraWo Stiftung, der Diakonischen Jugend- und Familienhilfe Kästorf und des Landkreis Gifhorn ermöglicht werden, sollen gezielt diesen Kindern zugutekommen.“
Psychosoziale Betreuungsangebote
„Kern des Projekts ist es, den Kindern und Jugendlichen einen sicheren Ort zu bieten, der ihnen attraktive Beschäftigungsmöglichkeiten bietet“, fasst Schulte zusammen. Insgesamt bestehe es aus drei wesentlichen Bausteinen. Mit der psychosozialen Betreuung soll den Minderjährigen die Möglichkeit gegeben werden, im Landkreis überhaupt gedanklich anzukommen und somit das „Erden“ zu ermöglichen. Das könne bereits dazu beitragen, die Traumata etwas zu überwinden. „In begleiteten Aktivitäten, in Musik- und Kunstprojekten können sie sich ausdrücken und das Erlebte anfangen zu verarbeiten“, so Schulte weiter.
Durch gezielte Kinderbetreuungs-Maßnahmen sollen zudem den Erziehungsberechtigten Freiräume geschaffen werden, damit sie sich um ihre eigenen Belange kümmern können. Denn die Erwachsenen benötigen nach ihrer Ankunft auch Möglichkeiten der Beschäftigung und der Übernahme von Aufgaben bis hin zum Einstieg in Beschäftigungsverhältnisse. Dahinter stecke das Bedürfnis, die Familie aus eigenen Kräften versorgen zu können. Die zugewanderten Erwachsenen müssen unbedingt in ihren Fähigkeiten und mit ihren Ressourcen erkannt und einbezogen werden, damit die Integration so gut wie möglich erfolge.
Projekt für ein Jahr gesichert
GifHelp ist zunächst von Juli 2022 bis Juni 2023 angelegt. „Wir hoffen, dass wir noch weitere Unterstützer ins Boot bekommen, damit wir unser Hilfsprojekt um ein weiteres Jahr verlängern können“, betont Schulte. Zudem soll eine fünfte Aufnahmestelle für Flüchtlinge im Landkreis Gifhorn in Meinersen entstehen. Für die weitere finanzielle Unterstützung des Projekts GifHelp ist ein Spendenkonto bei der Volksbank BraWo eingerichtet: Volksbank BraWo Stiftung, Spendenkonto "GifHelp", DE68 2699 1066 2222 2210 01, BIC GENODEF1WOB.
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