Protest gegen Mastanlagen: Gifhorn darf kein zweites „Vechta-Cloppenburg“ werden

LBU-Vertreter Eckehard Niemann verweist auf die bereits jetzt hohe Belastung von Grund- und Oberflächengewässern im Kreis Gifhorn und fordert die zuständigen Behörden auf, die "Agrarfabriken" zu verhindern.

Der LBU fordert die zuständigen Behörden auf, gegen den Bau weiterer Mastanlagen vorzugehen (Symbolbild).
Der LBU fordert die zuständigen Behörden auf, gegen den Bau weiterer Mastanlagen vorzugehen (Symbolbild). | Foto: Pixabay

Gifhorn. Angesichts von Bauanträgen für Hähnchenmastanlagen mit mehr als 500.000 Mastplätzen im Raum Wittingen fordert der Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (LBU) die zuständigen Gremien auf Gemeinde- und Landkreis-Ebene auf, diese geplanten Anlagen zu verhindern. Das novellierte Baugesetzbuch habe den Kommunen genau hierfür die notwendigen Rechte geschaffen, sodass die Gemeinderäte – sogar ohne Begründung – solchen "Agrarfabriken" die Bebauungspläne verweigern könnten. Dies teilt der LBU in einer Presseinformation mit.


Laut LBU seien viele Details dieser agrarindustriellen Planungen erst durch die Antworten der Landesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Landtagsabgeordneten Imke Byl öffentlich geworden. In ihrem Antwortschreiben vom 25. Februar berichtet die Landesregierung von fünf beantragten Hähnchenmastanlagen im Raum Wittingen.

Fünf Anlagen im Raum Wittingen


In Darrigsdorf seien bereits im Jahr 2018 39.900 Tierplätze genehmigt worden. In Ohrdorf und Wittingen haben Antragskonferenzen für 100.000 beziehungsweise 180.000 Tierplätze stattgefunden. Ein Antrag liege in diesen Fällen allerdings noch nicht vor. Das Genehmigungsverfahren für eine Anlage mit 84.000 Tierplätzen in Lüben sei ebenfalls noch nicht abgeschlossen. Aus Isenbüttel habe es eine Voranfrage für 100.000 Tierplätze gegeben. Zuständig für die Genehmigung und Überwachung der Hähnchenmastanlagen sei der Landkreis Gifhorn.

Politik in der Pflicht?


Laut LBU haben die verantwortlichen Politiker die Pflicht, den Ausbau des Nordkreises Gifhorn zu einer Agrarindustrie-Region wie dem südoldenburgischen „Vechta-Cloppenburg“ mit allen Mitteln zu verhindern. Andernfalls drohe ein massiver Imageverlust der Region zu Lasten ihrer Zukunftschancen sowie eine hohe Belastung von Anwohnern und Umwelt durch Immissionen, multiresistente Keime, Feinstaub und Ammoniak. Der LBU unterstütze die Bürgerinitiativen vor Ort, wobei auch erfolgversprechende Klagen möglich seien. Die Bürgerinitiativen und Verbände des bundesweiten „Netzwerks Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ hätten bereits mehrere hundert Agrarindustrie-Anlagen verhindert.

Dokumentation und Kontrolle


LBU-Vertreter Eckehard Niemann verweist in diesem Zusammenhang auf die Ergebnisse von Studien der niederländischen Regierung, die eine verschlechterte Gesundheitslage der Menschen noch in einem Kilometer Umkreis um intensive Tierhaltungsanlagen nachweisen würden. Die niederländische Regierung habe zudem bei einer Überprüfung der Luftwäscher festgestellt, dass diese lediglich die Hälfte der angegebenen Schadstoffmengen herausfiltern könnten. In ihrem Antwortschreiben verweist die Landesregierung auf die strikte Einhaltung von Gesetzen zur Dokumentation und Kontrolle von etwaigen Schadstoffeinträgen. In bedenklichen Fällen werde die Einhaltung festgelegter Grenzwerte überprüft.

"Hähnchenblasen-Krise"


Niemann weist abschließend darauf hin, dass die Jahre mit relativ hohen Erträgen aus der Hähnchenmast endgültig vorbei seien und eine erneute „Hähnchenblasen“-Krise anstehe. Angesichts eines nur mäßig steigenden Verbrauchs von Hähnchenfleisch und eines zugleich massiv wachsenden Überangebots (auch von in Polen aktiven Geflügelkonzernen) sei es unverantwortlich von Konzernen wie Wesjohann, Rothkötter oder Plukon, im gegenseitigen Konkurrenz- und Verdrängungskampf hier noch auf den Bau weiterer Ställe zu setzen und hierfür abhängige Vertragsmäster anzuwerben.


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