Gedenken an hinterlistige Morde bei Hahndorf


Gedenktafel auf dem Friedhof Goslar-Hahndorf - hier beginnt die Veranstaltung. Foto: Karsten Färber
Gedenktafel auf dem Friedhof Goslar-Hahndorf - hier beginnt die Veranstaltung. Foto: Karsten Färber | Foto: Karsten Färber

Hahndorf. Am 6. November ab 14:30 Uhr auf dem Friedhof Hahndorf wird mit einem Gang zur Sandgrube Försterberg dem 75. Jahrestag der Ermordung von Walter Krämer und Karl Peix in Hahndorf gedacht.


Peix und Krämer wurden in unmittelbarer Nähe zu Hahndorf erschossen. Ihre Verbindung – sie verbesserten die Lebensumstände ihrer Mithäftlinge in Zwangsarbeitslagern und fielen letzten Endes selbst der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus zum Opfer.


Die Spurensuche Harzregion e.V.teilt zum Hintergrund mit/h2>

Aus der Arbeiterbewegung stammend, nahmen sie zunächst mit patriotischer Begeisterung am 1. Weltkrieg teil – Walter Krämer als Matrose, Karl Peix als Soldat. Durch die Weltkriegserfahrung in ihren Anschauungen geprägt wurden sie zu Widerständlern der ersten Stunde und beteiligt sich an den revolutionären Auseinandersetzungen nach dem Krieg. Schließlich stiegen sie in der KPD auf und wurden Abgeordnete im Provinziallandtag Hannover, der mit dem heutigen Niedersächsischen Landtag vergleichbar ist. Krämer wurde gleich nach der Machtübertragung an Hitler verhaftet, Peix war noch einige Monate an der Organisierung des Widerstandes aus der Illegalität beteiligt. Im KZ Buchenwald trafen sich die beiden wieder und gehörten zur Widerstandszelle im Krankenbau, die für etliche KZ-Häftlinge die Überlebenschance verbesserte. Das Wissen sowohl um die Korruption im Lager als auch und vor allem die Syphilis-Erkrankung des Lagerführers Koch ließ die beiden zu unliebsamen Zeugen werden. Auf Befehl Kochs wurden sie ins KZ-Außenkommando Goslar geschickt und dort am 6. November 1941 ermordet. Ihre Leichen wurden im Krematorium des KZ Buchenwald verbrannt.

Karl Peix wurde auf dem Gelände des Fliegerhorstes Goslar erschossen, Krämer in der Sandgrube Hahndorf am Försterberg (heute Tennisanlage). Es gibt einen Zeugenbericht von Otto Storch, Häftling im Außenkommando Goslar, von 1946, der Auskunft über die Morde an Krämer und Peix gibt: „Bei Walter Krämer hat sich das Verbrechen folgendermaßen abgespielt: 3 Häftlinge marschierten mit 2 Posten in die etwa eine Stunde vom Lager abgelegene Kiesgrube. Dort befand sich eine kleine Holzbude, in der in der Regel das Essen eingenommen wurde. Bisher war es nicht üblich, frühmorgens, nachdem die Häftlinge dort angekommen waren, Wasser zu holen. An diesem Tage mussten die 2 anderen Häftlinge in dieser Unterkunft bleiben. Sie wurden von den Posten bewacht. Walter Krämer musste einen Eimer nehmen, um von der in der Nähe liegenden Quelle Wasser zu holen. Ich bin überzeugt, dass er völlig ahnungslos war. Der 2. Posten ging hinter ihm her. Nachdem sie die Baubude verlassen hatten, fielen kurz hintereinander zwei Schüsse. Die beiden anderen Kameraden wollten nachsehen, wurden aber von dem Posten daran gehindert." ... "Karl Peix wurde aus dem Kartoffelkeller von dem obengenannten Österreicher herausgeholt, angeblich um Werkzeug zu sammeln. Man hatte außerhalb der Baustellen im Fliegerhorst einige Schaufeln und Hacken hingelegt, und zwar an einem ziemlich einsam gelegenen Ort. Peix ging mit seinem Mörder, um dieses Werkzeug zu holen. Als er sich nach einer Schaufel bückte, bekam er die tödlichen Schüsse."

Krämer wurde im Jahr 2000 posthum durch den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ für die Rettung von Juden durch die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem geehrt. Im Gegensatz dazu findet der Name Karl Peix in der Geschichtsschreibung kaum Erwähnung – selbst die eigenen Genossen ließen ihn dem Vergessen anheimfallen. Er war homosexuell und eignete sich nicht für eine Legendenbildung.

Am 20.10.1944 starb der dänische Arzt Henry Jens SØrensen im Alter von 46 Jahren im Außenlager Goslar des KZ Neuengamme, das dem SS-Lager Hahndorf angeschlossen war. Über seine Todesursache liegen keine detaillierten Informationen vor. Auch er wird mit in das Gedenken eingeschlossen.

So soll das Gedenken ablaufen:



Um 14.30 Uhr: Treffen an der Tafel auf dem Friedhof Hahndorf, Worte des Gedenkens von Pastor Thomas Exner, Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St. Kilian Hahndorf

Gemeinsamer Gang zur ehemaligen Sandgrube Försterberg, heute Tennisanlage des Hahndorfer Tennis-Clubs 77, Einlass durch den Tennis-Club

Um 15.15 Uhr: Worte des Gedenkens der Stadt Goslar am Ort des Mordes an Walter Krämer

Um 15:30 Uhr: Ende der Veranstaltung.




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