Bittere Entscheidung: Asklepios schließt Rehaklinik in Seesen

Bis zu 140 Arbeitsplätze stehen nun auf dem Spiel. Beschäftigte fürchten laut der Gewerkschaft ver.di auch Auswirkungen für die Akutklinik.

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Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Anke Donner

Seesen. Für die 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine schreckliche Nachricht: Die Asklepios Gruppe hat am gestrigen Dienstag beschlossen, den Betrieb an der Reha-Klinik am Standort Seesen nicht wieder hochzufahren. Grund dafür sei die wirtschaftlich schwierige Lage durch die Corona-Pandemie und nicht zuletzt auch durch die fortlaufenden Streiks der Gewerkschaft ver.di, wie der Klinikkonzern in einer Pressemitteilung betont. Die Gewerkschaft ver.di selbst übt Kritik an dieser Entscheidung.


"Wir bedauern diese Entwicklung sehr. Wir bitten um Verständnis, dass wir während der Verhandlungsphase mit dem Betriebsrat über den Interessenausgleich und Sozialplan aktuell keine weiteren Details sagen können", so die Asklepios-Kliniken Seesen in einer Pressemitteilung. Und weiter: "Wir möchten aber deutlich betonen, dass die Akutklinik in Seesen, für die es im Gegensatz zur Rehaklinik einen öffentlichen Versorgungsauftrag gibt, davon nicht betroffen ist. Im Gegenteil für die Akutklinik sehen wir auch weiterhin deutliches Wachstums- und Entwicklungspotenzial." In der Rehaklinik seien zu Corona-Zeiten bis zu 70 Prozent weniger Patienten behandelt worden als zu normalen Zeiten. Auch ein schwerer Wasserschaden habe das Klinikbudget belastet.

Bittere Klatsche für ver.di


In einer Pressemitteilung der Gewerkschaft ver.di erklärt Jens Havemann: "Noch in der letzten Woche hatte der Prokurist der Rehaklinik, Felix Sasse, in einer Mitteilung an die Beschäftigten angekündigt am 16. November über Vergütungsgrundsätze für die Reha-Klinik verhandeln zu wollen." Doch statt über diese Pläne verkündete Asklepios die Schließung der Rehaklinik. Den Zusagen von Asklepios, dass die Akutklinik von den Auswirkungen dieses Schrittes verschont bleibe, vertraut die Gewerkschaft nicht: "So haben bereits zahlreiche Beschäftigte in der Pflege angekündigt, das Haus zu verlassen, die für den Betrieb der Klinik unerlässlich sind. Die Stärke und das Erfolgsrezept der Schildautalkliniken war die enge Verzahnung von Reha, Therapie und Akuthaus", erläutert Havemann weiter. Als "besonders dreist" empfindet es die Gewerkschaft, dass Asklepios mehrere Hunderttausend Euro Corona-Zahlungen für die Rehaklinik kassiert habe.

Asklepios widerspricht diesen Vorwürfen und bemüht sich um Aufklärung: "Das Thema `Rehakliniken´ wird von außen stark emotional aufgeladen, ist aber wesentlich vielschichtiger und komplizierter als für Außenstehende auf den ersten Blick ersichtlich. Denn Tatsache ist nun einmal, dass wir uns lediglich im Rahmen der gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen bewegen können." Einen vergleichbaren "Rettungsschirm" wie für Akutkliniken gebe es laut Asklepios nicht, sodass der Konzern die pandemiebedingten Ausfälle allein erwirtschaften müsse. Die Finanzierungsgrundsätze einer Reha-Klinik, für die seitens des Landkreises kein Versorgungsauftrag bestehe, seien völlig anders als im Akuthaus. "Öffentliche Kliniken gehen auch dann nicht `pleite´, wenn sie tiefrote Zahlen schreiben. Ein Privatunternehmen kann im äußersten Fall hingegen sehr wohl insolvent gehen, wir haben daher eine besondere gesellschaftliche Verantwortung, wirtschaftlich `gesund´ zu bleiben, die wir sehr ernst nehmen. Das sollte jedem einleuchten", erklärt der Konzern abschließend.


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