Goslar. Schon vor der Umsetzung der Buslinienführung durch die Innenstadt gab es Proteste von Bürgern. Ein halbes Jahr nach der eingeführten Änderung lagen die Nerven einiger Anwohner blank (regionalHeute.de berichtete). Die Stadtratsfraktion Bündnis90/Die Grünen starteten einen Anlauf den Busverkehr aus der Innenstadt zu verbannen und liefen mit FDP-Unterstützung während der Ratssitzung am Dienstag allerdings gegen eine Wand von Gegenstimmen und Populismus-Vorwürfen.
Mit der veränderten Linienführung konnten die Stadtbusbetriebe erstmals wieder eine Erhöhung der Fahrgastzahlen (regionalHeute.de berichtete) erreichen. Linke und Bürgerliste Goslar erinnerten außerdem daran, dass die Änderung nötig gewesen wäre, um Mehrkilometer einzusparen. So warf Henning Wehrmann (Bürgerliste Goslar) den Grünen ebenso wie FDP-Mann Christian Rehse, der zuvor erklärte eine angedrohte Klage von 48 Anwohnern nicht auf die leichte Schulter nehmen zu wollen, "puren Populismus" vor. Mit dem Antrag würde eine drastische Erhöhung der mehrkilometer gefordert werden, die genau zur Grünen-Politik passen würde den Individualverkehr zu fördern und den ÖPNV kaputt zu machen, so Wehrmann und schloss sich der Meinung von Petra Stolzenburg (Die Linke), die mit ihren Ausführungen "goldrichtig" gelegen habe. Immerhin, so Wehrmann weiter, habe es schon vor der neuen Linienführung Busverkehr durch Obere und Untere Schildwache gegeben. Dass sich die Anwohner dort beschweren schien im nicht nachvollziehbar.
"Niemand zieht in die Innenstadt um ruhig zu wohnen", war sich Stolzenburg sicher und erklärte, ihre Fraktion stehe hinter dem "halbstündigen Busverkehr wie in einer Großstadt". "Eine Fußgängerzone ohne Busverkehr ist so sinnlos wie Fußball ohne Ball", so Stolzenburg während der Sitzung kurz vor dem Anstoß im Deutschland-Nordirland-Spiel. Kurze wege zum Bus müssten auch in Zukunft erhalten bleiben - und dafür sprach am Ende auch das starke Abstimmungsergebnis gegen den Grünen-Antrag - und die Linienführung habe sich neben der Steigerung der Fahrgastzahlen auch im Hinblick auf Milderung von Gefahrensituationen, etwa im Bereich der Breiten Straße, zum Besseren gewendet.
Argumentativ hatte Sabine Seifarth (Bündnis90/Die Grünen) dem nichts entgegenzusetzen: "Busse in der Fußgängerzone, muss das denn sein?", fragte in ihrer Stellungnahme zu Beginn des Tagesordnungspunktes und führte an, dass sowohl Geschäftsleute, als auch Anwohner unzufrieden seien. Der Grünen-Antrag forderte daher: "Die Verläufe der Buslinien werden so konzipiert, dass die Busse nicht mehr durch die Fußgängerzone fahren.", weil mit einer neu anzulegenden Bushaltestelle Charley-Jacob-Straße und den Haltestellen „Bahnhof“, „Achtermann“, „Pressehaus“, „Brusttuch“ eine gute fußläufige Erreichbarkeit gegeben wäre. Die Stadtverwaltung argumentierte Bereits im Februar 2015 dagegen, so dass der Verwaltungsausschuss einer Neukonzeption nicht zustimmte. "Auch wenn es grundsätzlich möglich ist, den stadtauswärts fahrenden Linienverkehr über die Rosentorstraße - obere Mauerstraße - Vogelsang zu führen, sind eine Reihe von Kriterien zu berücksichtigen, die dagegen sprechen." heißt es in der entsprechenden Verwaltungsvorlage. Die heutige Taktfrequenz und den Rotationsverkehr nicht einhalten zu können sowie steigende Kosten bei gleichbleibendem Angebot sprächen dagegen. Zumal die eine Haltestelle mit ähnlichem "zentralem Charakter" nur am Achtermann möglich wäre, dort aber wegen fehlender Flächen nicht umsetzbar sei.
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