Endlich ein WC am Bahnhof - Rat segnet Sofortprogramm für Innenstadt ab

Daneben sollen auch die Judenteiche, der Kahnteich, die Hokenstraße und der Kernbereich von Vieneburg mehr Aufmerksamkeit bekommen.

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Der Bahnhof in Goslar erhält zusätzlich zum neuen Vorplatz auch ein WC. (Archivbild)
Der Bahnhof in Goslar erhält zusätzlich zum neuen Vorplatz auch ein WC. (Archivbild) | Foto: Marvin König

Goslar. Der Rat der Stadt Goslar hat in seiner Sitzung am gestrigen Dienstag neun Sofortmaßnahmen abgesegnet, die im Rahmen des Bundesförderprogrammes "Perspektive Innenstadt" angegangen werden sollen. Im Fokus stehen dabei unter anderem die Hokenstraße, das Stadtzentrum von Vienenburg und Verbesserungen im Bereich der Kahnteiche und der Judenteiche. Auch ein weiteres leidiges Thema wird endlich angepackt: Der Goslarer Bahnhof soll zeitnah eine öffentliche Toilette erhalten.


Diese Maßnahmen erreichen insgesamt ein Volumen von 1.133.000 Euro und sollen im nächsten Schritt bei der NBank beantragt werden, wobei eine der neun Maßnahmen - in der Hokenstraße - zum Teil bereits umgesetzt worden ist. "Es ist ein schönes Weihnachtsgeschenk für goslar in diesen immer noch schwierigen Zeiten, dass wir den Zuschlag für das förderprorgamm bekommen haben", so SPD-Ratsfrau Annett Eine. "Die klassische Innenstadt, wie wir sie aus den 70er und 80er Jahren kennen mit großen Warenhäusern, gibt es nicht mehr, es ist ein Wandel geschehen. Und diesem Wandel müssen wir uns stellen." Rüdiger Wohltmann (Linke) stimmt zu, es dürfe jedoch nur der erste Schritt sein. Ratsherr Norbert Schecke (CDU) hebt allerdings auch die bereits vergangenen Anstrengungen wie die Neupflasterung der Fußgängerzone und die Rettung des Karstadt-Warenhauses hervor.

Mehr Qualität für Vienenburgs Marktplatz


Punkt 1 ist die Ausrichtung eines Städtebaulichen Wettbewerbs "Aufenthalts-/Erholungsfläche ausgehend vom Marktplatz Vienenburg in Richtung Norden (Bahnhof/Vienenburger See) und Süden (Rathaus)“. Kostenpunkt: zirka 65.000 Euro.

Aufbauend auf einer durch die Stadtplanung erstellten "Analyse der Chancen und Schwächen für den Marktplatz und seine Umgebung“ soll ein städtebaulicher Wettbewerb für diesen Bereich durchgeführt werden. Die Ergebnisse des Wettbewerbs sollen Grundlagen aufzeigen, geeignete Maßnahmen zu treffen, um die strukturellen Schwächen des Kernbereiches um den Marktplatz herum abzufangen. Ferner sollen Entwicklungspotentiale zur Verbesserung der Naherholungs- und Aufenthaltsqualität und der Wegebeziehungen herausgearbeitet werden, um damit den Kernbereich Vienenburgs zu attraktivieren.

Mehr Leben für das Sorgenkind "Hokenstraße"


Punkt 2 sieht die Umwandlung der Hokenstraße zu einer "Spielstraße" vor. Es wird mit Kosten von zirka 60.000 Euro gerechnet. Im Jubiläumsjahr 2022 möchte die GMG zusammen mit der Stadt Goslar im Rahmen fortlaufender Maßnahmen zu einer dauerhaften Steigerung der Besucherzahlen in bisher nur gering frequentierten Zonen der Innenstadt beitragen. Insbesondere die wenig besuchte Hokenstraße stehe dabei im Fokus. Einzelne Bereiche der Hokenstraße sollen dabei mit dauerhaft installierten Erlebnispunkten, wie zum Beispiel Hüpfkästchen, TicTacToe-Feldern und vereinzelten Fotospots ausgestattet werden, um eine "Spielstraße“ zu erzeugen und Anreize schaffen, die Hokenstraße aufzusuchen. Diese Maßnahmen sollen bereits bis April 2022 umgesetzt werden.

Die Hokenstraße leidet an Besuchermangel.
Die Hokenstraße leidet an Besuchermangel. Foto: Anke Donner



Als weitere Maßnahme soll durch eine Straßenüberspannung gewährleistet werden, dass eine angemessene Dekoration je nach Anlass oder Saison ermöglicht wird und die ansässigen Geschäfte eine zusätzliche Präsentationsfläche erhalten. Eine allgemeine Frequenzsteigerung könne durch ergänzende themenbezogene innerstädtische Marketingaktionen erreicht wird. Zusätzlich kann dieses Projekt einen Beitrag zur "Instagramability“ und somit zur Erhöhung des Bekanntheitsgrades der Stadt leisten. Dieses Projekt könne gegebenenfalls auch in Kombination mit der vorangestellten Maßnahme "Spielstraße Hokenstraße“ umgesetzt werden.

Kinderbetreuung für den Weihnachtsmarkt


Die Goslar marketing GmbH möchte zusammen mit der Stadt und weiteren Projektpartnern eine Kinderbetreuung zunächst für die Dauer des Weihnachtsmarktes und später als dauerhaftes Angebot einrichten. Im ersten Schritt werden dabei Räumlichkeiten geprüft, die keine dauerhaften Mietkosten verursachen. Dabei soll qualifiziertes pädagogisches Personal in angemessenem Betreuungsschlüssel eingesetzt werden. Das Angebot soll bis zum Weihnachtsmarkt 2022 umgesetzt und, falls erfolgreich, dauerhaft etabliert werden.

Mehr Blumen, mehr Bänke


In Punkt 3 sollen für ganze 100.000 Euro Bänke ergänzt, Müllbehälter ausgetauscht und weitere Blumengefäße in der Innenstadt aufgestellt werden. Um die besondere Atmosphäre der Goslarer Altstadt zu stärken, soll die vorhandene Möblierung ergänzt und erweitert werden. Zudem soll das Stadtbild durch zusätzlichen Blumenschmuck verschönert werden.

Hightech-Mülleimer probeweise


Die aktuell vorhandenen Mülleimer entsprechen aus Sicht der Stadt bezüglich ihrer Größe und Funktionalität nicht mehr dem Bedarf und werden zunehmend als Problem wahrgenommen. Daher sollen die vorhandenen Behälter gegen neue Behälter ausgetauscht werden. An wichtigen Standorten sind dabei Unterflursysteme mit Mülltrennung und probeweise Behälter mit Füllstandsmelder vorgesehen.

Aufwertung Innenstadt-Spielplatz im Münzgarten


Punkt 4 dreht sich um den Innenstadt-Spielplatz im Münzgarten und die Schaffung eines "Sinnes"-Spielgerätes. Dafür will die Stadt Goslar 110.000 Euro investieren. Der Spielplatz Münzgarten soll damit als zentraler Spielbereich unter anderem für Besucher und Besucherinnen der Fußgängerzone mit Kindern erneuert und attraktiviert werden. Auf dem Spielplatz sind neue Spielstationen und Spielgeräten für Kleinkinder vorgesehen, um Familien mit Kindern einen entspannten Aufenthalt in der Innenstadt zu ermöglichen. Weiter soll der Aufenthaltsbereich für Eltern durch die Erneuerung und Umgestaltung der Sitzmöglichkeiten und Zugänge modernisiert werden. Schließlich werden in der umgebenden Grünanlage die Pflanzungen punktuell und die Wege vollflächig saniert.

Endlich ein Klo am Bahnhof


Unter Punkt 5 findet ein in der Vergangenheit viel diskutierter und häufig bemängelter Punkt seinen Platz: Für 200.000 Euro will die Stadt Goslar eine öffentliche WC-Anlage am Bahnhof schaffen. Zwar könne von der Öffentlichkeit zurzeit noch die Toilettenanlage der im Bahnhofsgebäude befindlichen Gaststätte genutzt werden, die Situation sei allerdings sowohl für die Nutzenden als auch für die Betreibenden unbefriedigend. Gründe dafür seien laut der Stadt unter anderem die fehlende Barrierefreiheit und die nur zu den Geschäftszeiten der Gaststätte mögliche Nutzung der Toilettenanlage.

Um die Situation für alle Reisenden und Einheimischen zu verbessern ist der Neubau einer öffentlichen Toilettenanlage geplant. Zurzeit laufen Voruntersuchungen für einen WC-Neubau im Bereich der Unterführung am Bahnhof. Parallel dazu gibt es Überlegungen zu alternativ möglichen Standorten im Bereich des Bahnhofsumfeldes. Anders als bei vielen anderen Punkten auf der Liste nennt die Stadt hier jedoch keinen Zeithorizont.

Ertüchtigung der Weihnachtsbeleuchtung


Punkt 6 sieht die Erneuerung der Straßenüberspannungen für die Weihnachtsbeleuchtung in der Innenstadt vor. Diese seien veraltet und teilweise defekt. Mit der Neuanschaffung einer innovativen weihnachtlichen Straßenüberspannung soll die Aufenthaltsqualität der Bürger und Gäste während des Besuchs der Innenstadt zur Weihnachtszeit "erheblich gesteigert" werden. Des Weiteren sei dieses Projekt mit einer Steigerung der Frequentierung der Innenstadt verbunden und soll die Umsätze der ansässigen Einzelhandelsgeschäfte positiv beeinflussen. Diese Maßnahme soll bis November 2022 abgeschlossen sein.

Mehr Wasser- und Aufenthaltsqualität an den Teichen


Punkt neun widmet sich der Wasserqualität am Kahnteich und den Judenteichen. Die Maßnahme schlägt mit 195.000 Euro zu Buche.
Durch eine Belüftung der Teiche mit paralleler Dosierung eines Hilfsstoffes könne die ökologische Gewässergüte der Teiche zukünftig erheblich verbessert werden. Dies hat neben den positiven Effekten für die Wasserlebewesen und der Minderung der Faulgasbildung auch einen Effekt auf die optische Aufwertung des innenstadtnahen Grünbereiches durch die Reduzierung von Gerüchen und dem zurückgehenden Wachstum von Entengrütze. Die Installation einer solchen Anlage ist für jeden der drei Teiche vorgesehen. Zusätzlich sollen die Wasserwerte online überwacht werden können.

Die Judenteiche gaben in den vergangenen Jahren kein gutes Bild ab.
Die Judenteiche gaben in den vergangenen Jahren kein gutes Bild ab. Foto: Alec Pein



Derzeit werden die laufenden Folgekosten insgesamt auf 10.000 bis 15.000 Euro pro Jahr geschätzt, wovon 5.000 bis 6.000 Euro für die Energieversorgung der Belüftungsanlage anfallen.

Vergrößerung von 39 Baumscheiben in der Altstadt


Laut Punkt 7 sollen 39 Baumscheiben in der Altstadt vergrößert werden, um den Bäumen mehr Raum zur Entfaltung zu geben. Diese Maßnahme wird mit Kosten von etwa 153.000 Euro berechnet. Die Bäume hätten im engen Straßenraum unter Wärme und Trockenheit besonders zu leiden und zeigen zunehmend Stresssymptome und Krankheiten. Mit der geplanten Maßnahme sollen die Standortbedingungen an vorhandenen Baumstandorten verbessert werden, um künftig dauerhaft eine natürliche und gesunde Entwicklung zu ermöglichen. Hierzu sei die Vergrößerung der Baumscheiben und die Einbringung eines geeigneten Substrats vorgesehen. Weiter sind Maßnahmen zu treffen, um das Überfahren des Wurzelbereiches einzuschränken. Umgesetzt werden soll diese Maßnahme am Gemeindehof, am Greifplatz, Hinter den Brüdern, in der Marktstraße auf dem Parkplatz, sowie am Vititorwall.

Ein Goslar-Shuttle in die Innenstadt


Punkt 9 sieht abschließend den Einsatz eines Goslar-Shuttles vom Osterfeld in die Innenstadt vor, das im zehn-minuten-takt verkehren und möglichst mit einem Elektrobus betrieben werden soll. Die Kosten hierfür betragen 150.000 Euro, wobei das Angebot für die Nutzer kostenlos vorgesehen sei. Der Bus soll zwischen einem dezentralen, großen Parkplatz (gerechnet am Beispiel des Osterfeldes) und dem Beginn der Fußgängerzone (Charley-Jacob-Straße) verkehren. Das Fahrzeug (8 bis 15-Sitzer) soll montags bis samstags jeweils in der Zeit von 9:30 Uhr bis 18:30 Uhr unterwegs sein und die 3,5 km lange Strecke sechsmal die Stunde bedienen.


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