"Ich bin darauf angewiesen" - Unbekannte zerstören E-Mobil von gehbehindertem Okeraner

Über Nacht verschwand das Seniorenmobil eine 48-jährigen gehbehinderten Okeraners. Es tauchte wieder auf - jedoch hatten Unbekannte es gewaltsam zerstört. Stefan Empen hofft auf Hilfe.

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Vom E-Mobil blieb nach der Zerstörungsaktion nicht mehr viel übrig. Die gesamte Technik wurde zerstört, die Verkleidung zerbrochen.
Vom E-Mobil blieb nach der Zerstörungsaktion nicht mehr viel übrig. Die gesamte Technik wurde zerstört, die Verkleidung zerbrochen. | Foto: Privat

Goslar. Seit mehreren Jahrzehnten schlägt sich der 48-jährige Stefan Empen aus Oker trotz seiner Gehbehinderung auf eigene Faust durch. In der Nacht zum 10. Januar nahmen ihm Unbekannte diese Selbstständigkeit - sein aufgrund einer Panne am Penny-Markt in Oker abgestelltes Seniorenmobil wurde gestohlen und von Unbekannten offenbar unter Anwendung roher Gewalt zerstört. Empen ist verzweifelt und berichtet regionalHeute.de was der Verlust dieser Autonomie für ihn bedeutet.


Stefan Empen war am 9. Januar mit seinem Bruder zum Einkaufen gefahren. Wie er berichtet, könne er noch maximal 300 bis 400 Meter ohne Hilfsmittel laufen - unter großer Anstrengung. Das E-Mobil blieb für die Zeit des Einkaufes vor dem Penny-Markt in Oker stehen. Auf dem Rückweg stellte der 48-Jährige fest, dass sich das Fahrzeug nicht mehr starten ließ. "Ich hatte keinen Strom mehr auf dem Gerät, weil ich wohl zu blöd war, das Abends aufzuladen", gesteht Empen im Gespräch mit regionalHeute.de. Er gelangte mit einem Taxi nach Hause und wollte sein E-Mobil am nächsten Tag holen. Doch am Sonntag war es plötzlich verschwunden.

Diebstahl aus Zerstörungswut


Nach dem Diebstahl in der Nacht auf den 10. Januar startete Empen einen Facebook-Aufruf - Mit Erfolg. Kurze Zeit später meldete sich eine Familie, die seinen verlorenen E-Scooter ganz in der Nähe auffinden konnte. Dann kam der Schock: "Mir wurden dann Fotos geschickt, das war dann halt mein Auto. Total zerstört, das Lenkradschloss wurde aufgebrochen und die Verkleidung abgerissen", schildert der Okeraner seine Eindrücke. Auch die Elektronik sei gewaltsam herausgerissen worden. "Das einzige, was noch heile ist, sind der Warnblinker und die Reifen", so Empen resigniert. Er hat bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Er rechne sich jedoch keine großen Chancen aus, den oder die Täter ohne Zeugen zu finden und belangen zu können.

Versicherung fordert Beweise


"Die Reparaturkosten übersteigen den Neuwert von dem Fahrzeug. Da ist wirklich alles kaputt." Vor zwei Jahren habe er sich das Fahrzeug für 2.400 Euro selbst gekauft. "Vom Munde abgespart", wie der Okeraner berichtet. Er sei immer allein klargekommen. Einen Schwerbehindertenausweis habe er das letzte Mal vor 30 Jahren beantragt. Damals sei der Antrag negativ beschlossen worden, jedoch sei es mit der Gesundheit in den letzten 30 Jahren bergab gegangen. Aufgrund der Hilfe von Freunden und Familie sei eine Unterstützung seitens der Krankenkasse bislang nicht notwendig gewesen. Er befindet sich nun wieder im Antragsverfahren, doch das zieht sich. Auch die Öffentliche Versicherung mache Probleme: "Ich müsste nachweisen, dass mein Seniorenmobil ausreichend gesichert war. Wie soll ich das denn beweisen? Ich habe ja nach dem Abschließen mit der Kette keine Fotos gemacht", erklärt Empen und zeigt sich verzweifelt: "Ich bin leider jeden Tag auf dieses Ding angewiesen. Ich muss ja auch zu meinen Ärzten kommen und zum Einkaufen. Aufgrund meiner Behinderung bin ich sonst sehr stark eingeschränkt."

Goslarer Unternehmen organisiert Spendenaktion


Für ein neues Fahrzeug fehlt derzeit das Geld - so bleibt nur der Aufenthalt daheim oder die Hoffnung, sich das Fahrzeug der ebenfalls schwerkranken Schwägerin im selben Haus zeitweise ausleihen zu können. Die "Unbehindert gUG" (ehemals "Rampen für Goslar e.V.") möchte dem 48-Jährigen helfen und hat ein Spendenkonto für Stefan Empen eingerichtet, um ihm schnellstmöglich wieder Mobilität und Teilhabe zu ermöglichen. Auch Angebote von gebrauchten Scootern seien herzlich willkommen. Diese sollten, aufgrund seines Wohnsitzes im Okeraner Umland, jedoch Geschwindigkeiten von 25 km/h beherrschen und langstreckentauglich sein.


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