„Kritik nicht nachvollziehbar" - Mediziner spricht über AstraZeneca

Der Allgemeinmediziner und Goslars Ärztevereinssprecher Jens Suckstorff spricht über die Corona-Impfkampagne und die Wirksamkeit des Impfstoffes von AstraZeneca.

Der Allgemeinmediziner und Goslar Ärztevereinssprecher Jens Suckstorff kann die Kritik am Impfstoff von AstraZeneca nicht nachvollziehen.
Der Allgemeinmediziner und Goslar Ärztevereinssprecher Jens Suckstorff kann die Kritik am Impfstoff von AstraZeneca nicht nachvollziehen. | Foto: Landkreis Goslar

Goslar. Die Diskussion über die Wirksamkeit des Impfstoffes des Arzneimittelherstellers AstraZeneca ist gegenwärtig omnipräsent und führt in Teilen der Bevölkerung zu großer Verunsicherung. Viele Menschen wollen aufgrund der kolportierten geringen Wirksamkeit und den Berichten über Nebenwirkungen lieber mit den Mitteln anderer Hersteller geimpft werden. Allgemeinmediziner und Goslars Ärztevereinssprecher Jens Suckstorff spricht sich für den Impfstoff von AstraZeneca aus, räumt Vorurteile hinsichtlich der Nebenwirkungen aus und bescheinigt dem Vakzin eine hohe Wirksamkeit. Dies berichtet der Landkreis Goslar.


Studien attestieren dem Impfstoff von AstraZeneca eine Wirksamkeit von immerhin 70 Prozent. Dennoch sei dieser innerhalb kürzester Zeit in Verruf geraten. Diese Kritik halte Suckstorff für rational betrachtet nicht nachvollziehbar. Der Impfstoff wirke zu fast 100 Prozent gegenüber der Notwendigkeit eines schweren Krankheitsverlaufes. Jedoch habe es eine Reihe von Falschmeldungen und unglücklichen Umständen im Vorfeld der Impfzulassung gegeben. Diese hätten zu einem falschen Eindruck in Teilen der Öffentlichkeit geführt. So sei dem Impfstoff unter anderem eine Wirksamkeit von nur acht Prozent bei älteren Menschen zugesagt worden, was sich jedoch schnell als grobe Falschmeldung herausgestellt habe. Und auch „PR-Kampagne“ mit der Darstellung der Studienergebnisse durch den Impfstoffhersteller sei sehr unglücklich gewesen.

"In den ersten Studien wurden leider zu wenig ältere Menschen einbezogen, sodass die Europäische Zulassungsbehörde zwar eine generelle Zulassung erteilte, die Ständige Impfkommission (STIKO) aber aufgrund der zum damaligen Zeitpunkt noch fehlenden Daten für höhere Altersgruppen noch keine Zulassung für über 65-Jährige erteilen konnte. Am 23. Februar wurden nun erste Ergebnisse aus Schottland veröffentlicht, welche klar zeigen, dass der Impfstoff aus Oxford auch bei älteren Menschen mindestens so gut wirkt wie die bisher in diesen Altersgruppen zugelassenen m-RNA-Impfstoffe. Ich glaube, dass die STIKO in naher Zukunft anhand der vorliegenden Daten ihre Empfehlung zur Anwendung des Impfstoffes neu bewertet und wir dann den Impfstoff auch im höheren Lebensalter anwenden können", so Suckstorff weiter.

Nebenwirkungen und alternative Impfstoffe


Auch von Nebenwirkungen werde immer wieder gesprochen. Suckstorff sehe jedoch keinen Unterschied des Impfstoffes von AstraZeneca zu anderen zugelassenen Impfstoffen. Die Nebenwirkungsrate sei aus seiner Sicht nahezu identisch, lediglich der Zeitpunkt unterscheide sich. "Während die Nebenwirkungen bisher nach der 2. Impfstoffdosis auftraten, so sind diese hier nach der ersten Gabe aufgetreten. Die Symptome wie Schwäche, leichtes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen traten meist am Folgetag auf und verschwanden am nächsten Tag vollständig. Vereinzelt mussten Krankschreibungen für ein bis zwei Tage ausgestellt werden. Wie beim Impfstoff von Biontech traten die Nebenwirkungen je häufiger auf, desto jünger die Impflinge waren. Aus meiner Sicht sind dies normale und erwartbare Nebenwirkungen. Laut Berichten des zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts decken sich Anzahl und schwere der Nebenwirkungen in Deutschland mit den Beschreibungen in der Zulassungsstudie. Mir ist kein Fall mit anhaltend auftretenden Beschwerden bekannt", erklärt der Mediziner.

Auch gegen die Mutationen werde dem Impfstoff eine geringe Wirksamkeit nachgesagt. "Alle bisher in Deutschland zugelassenen Impfstoffe wirken gegen die „englische Variante“ und den „Wildtyp“ in Bezug auf die Notwendigkeit einer Krankenhauseinweisung beziehungsweise des Todes infolge einer COVID-19 Erkrankung zu nahezu 100 Prozent. Aussagen über die Wirksamkeit gegen die aktuell bei uns zum Glück kaum vorkommenden anderen Mutanten können heute noch nicht sicher getroffen werden", so Suckstorff weiter, der die Impfung mit dem Impfstoff von AstraZeneca, wie auch mit allen anderen Impfstoffen jedem Patienten empfehlen würde.

Große Impfbereitschaft


Die Impfbereitschaft im Landkreis Goslar sei darüber hinaus aus Sicht von Suckerstorff sehr gut. Der Wille, dieses entscheiden Mittel auf dem Weg aus der Pandemie zu nutzen sei sehr groß. "Mir ist beispielsweise eine Schule bekannt, in der sich 100 Prozent der Lehrkräfte für die geplante Impfung entschieden haben. Natürlich fehlt es noch an Impfstoffdosen, aber ich denke, dass das Impfzentrum des Landkreises und auch die später zu Hilfe kommenden Hausarztpraxen sehr gut vorbereitet sind, um im März und April die Impfkampagne deutlich zu beschleunigen", so Suckerstorff abschließend.


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