Lärm und Müll am Osterfeld - Anwohner fühlen sich von Polizei im Stich gelassen

Die Polizei betont jedoch, dass man das Osterfeld mehr als doppelt so oft prüfe, wie Beschwerden eingehen.

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Von links: Axel Bender, Landratskandidat der CDU für Goslar, Armin Nitsche, Osterfeldanwohner und stellv. Vorsitzender des CDU Ortsverbandes Goslar, Söhnke Schlüter, 2. Vorsitzender des CDU Ortsverbandes Vienenburg.
Von links: Axel Bender, Landratskandidat der CDU für Goslar, Armin Nitsche, Osterfeldanwohner und stellv. Vorsitzender des CDU Ortsverbandes Goslar, Söhnke Schlüter, 2. Vorsitzender des CDU Ortsverbandes Vienenburg. | Foto: Marvin König

Goslar. Schallende Musik, Krach und wummernde Bässe am Osterfeld sind laut Anwohner Armin Nitsche kein Alleinstellungsmerkmal des Schützenfestes - im Gegenteil. Seit Monaten melden Anwohner Probleme mit nächtlicher Lärmbelästigung und Vermüllung durch zumeist junge Menschen. Laut Axel Bender, Landratskandidat der CDU für Goslar, fürchten die Betroffenen Repressalien, sollten sie sich wehren. Bender fordert Polizei und Ordnungsamt zum Handeln auf.


Laut Armin Nitsche handele es sich bei den Lärm- und Müllverursachern zumeist um junge Erwachsene mit getunten Autos und entsprechend hochgezüchteten Motoren und Musikanlagen. "Wir haben eine Bürgerstunde veranstaltet, da haben wir alle Betroffenen eingeladen und zu dieser Bürgerstunde sind dann 14 Menschen gekommen". Gerade viele Ältere seien vermutlich auch wegen der Hitze zu Hause geblieben, vermutet Bender. Das sei aber nur einer der Gründe: "Mich haben viele angerufen und erzählten mir, dass sie Angst gehabt hätten zu kommen, wenn sie sich öffnen, dass sie dann von diesen jungen Menschen belästigt werden, dass Reifen zerstochen oder Häuser angemalt werden. Das macht mir Sorgen." Soweit sei es bislang noch nicht gekommen, Anwohner Armin Nitsche bekommt sein Engagement jedoch des Nachts bereits zu spüren: "Die wissen inzwischen, wo ich wohne und lassen vor meinem Haus den Motor nochmal extra laut aufheulen."

Bender sieht Stadt und Polizei in der Pflicht, die nächtlichen Ruhezeiten laut städtischer Satzung von 22 bis 7 Uhr durchzusetzen. Leicht hätten es die Beamten dabei jedoch nicht - die Gruppen seien gut vernetzt. Wenn ein Streifenwagen auftaucht, wird die Musik kurz abgestellt. "Die fahren einfach vorbei" - hebt Bender hervor. Meldende Anwohner - häufig Senioren - würden aufgefordert, sich die Kennzeichen zu notieren. Diese seien aber aus den Häusern nicht zu erkennen. Insbesondere nicht, wenn die Fahrzeuge im Dunkeln abgestellt sind. Nachts alleine raus zu gehen, käme für viele aus Angst nicht infrage.

Mehr Kontrollen als Beschwerden


Die Polizei erklärt in einem Statement, dass es derzeit keine Hinweise auf eine sich dort formierende "Auto-Poser-Szene" gebe. Gleichwohl heißt es: "Landkreisweit konnte die Polizei seit Pandemiebeginn vielerorts Treffen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen beobachten, die sich in Ermangelung der behördlich untersagten Freizeitaktivitäten zu Gesprächen im öffentlichen Raum trafen, meist unter Mitführen ihrer Kraftfahrzeuge." Die Verschlimmerung der Situation seit Beginn der Pandemie hoben auch Bender und Nitsche hervor. Jedoch erfassen weder Stadt noch Ordnungsamt hierzu Statistiken, sodass man auf Anfrage keine konkreten Zahlen mitteilen konnte. Die Polizei betont gegenüber unserer Online-Zeitung jedoch: "Ich kann Ihnen für den Zeitraum des letzten Quartals mitteilen, dass die Anzahl der eigeninititativ durchgeführten Überprüfungen der Örtlichkeit im Vergleich zu den durch Anwohner gemeldeten Beschwerden mehr als doppelt so hoch liegt."

Wenige Feststellungen gemacht


Gleichzeitig habe man im letzten Quartal bei weniger als der Hälfte der durchgeführten Kontrollen Feststellungen machen können, die ein Einschreiten erfordert hätten. "Verfahren wegen Ruhestörungen wurden im Rahmen der durchgeführten Kontrollen nicht eingeleitet. Nicht jeder subjektiv empfundene Lärm erfüllt den gesetzlichen Tatbestand einer Ruhestörung." Vereinzelte Verstöße gegen verkehrs- und abfallrechtliche Vorschriften wurden jedoch protokolliert. Mit den Betroffenen sei ein aufklärendes Gespräch geführt und teilweise auch Verfahren eingeleitet worden. Wegen der "Pausierung" der Ruhestörungen beim Anblick eines Streifenwagens zivile Fahrzeuge für die Kontrollen einzusetzen, lehnt die Polizei ab: "Gerade sichtbare Streifenpräsenz soll rechtskonformes Verhalten fördern."

Raser werden beobachtet


Durch die Stadt Goslar werden bereits seit längerer Zeit kontinuierlich die Bereiche Osterfeld und Schützenallee mit einem sogenannten Seitenradar-Messgerät überwacht. Diese jeweils über einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen andauernden Messungen ergaben bisher im Ergebnis keine signifikanten Geschwindigkeitsüberschreitungen, die ein Eingreifen in die bestehende Verkehrsführung zwingend erforderlich gemacht hätten. Am Ende Mai wurden erneut Messungen durchgeführt. Hierbei sei laut einer gemeinsamen Presseerklärung von Stadt und Polizei auffällig, dass es – wenn auch nur vereinzelt – zu Geschwindigkeitsüberschreitungen gekommen ist. Dem sei man mit dem Einbau sogenannter "Verschwenkungsinseln" begegnet. "Die Auswirkung dieser Maßnahme ist zu beobachten", erklärt die Stadt Goslar. Weitergehende geeignete Maßnahmen, um dem Ruhebedürfnis der Anwohnerinnen und Anwohner – insbesondere im Hinblick auf die einzuhaltende Nachtruhe in den Parkbereichen des oberen Osterfeldes – gerecht zu werden, würden derzeit mit der Polizei und den beteiligten städtischen Fachdiensten beraten. Um gegen die Vermüllung anzukämpfen, habe man bereits weitere Müllbehälter aufgestellt und die Reinigungsintervalle erhöht.

Dialog mit der Jugend


Ebenso wie die Polizei sehen auch Bender und Nitsche eine Lösung nur im Miteinander. Man habe Verständnis dafür, dass junge Menschen einen Platz für ihre Freizeit brauchen. Dies könne aber gerade in Wohngebieten nur mit gegenseitiger Rücksichtnahme funktionieren. Der CDU-Landratskandidat wünscht sich, dass Anwohner und die entsprechenden Jugendlichen in den Dialog treten, damit beide Seiten ihre Bedürfnisse austauschen können und ein Einvernehmen hergestellt werden kann. "Die Stadt muss auch dafür Sorge tragen, dass diese jungen Menschen irgendwo einen Platz haben." Nitsche stimmt zu. Er glaubt, dass es nur mit mehr Respekt zwischen Jung und Alt gelingen könne, die Konflikte am Osterfeld nachhaltig zu lösen.


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