Goslar. Auf dem Gelände der ehemaligen Erzaufbereitungsanlage in unmittelbarer Nachbarschaft zum Berufsförderungswerk in Goslar wurde am Freitag nach Angaben des Landkreises im Rahmen einer Großeinsatzübung die Bewältigung eines Massenanfalls von Verletzten (MANV) inszeniert und trainiert.
20 unfallrealistisch geschminkte Verletzte mussten bei diesem Großschadensereignis rettungsdienstlich versorgt und dann einer festgelegten Transport- und Behandlungspriorität folgend in Notfallkliniken transportiert werden.
Dem Übungsszenario lag ein dramatischer Unfall zugrunde: Ein Auto fuhr ungebremst in eine 20-köpfige Personengruppe. Die Folge: zehn Schwer- und zehn Leichtverletzte. Für die Einsatzkräfte bestand die größte Herausforderung laut Dr. Tobias Steffen, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes, darin, die schwerverletzten Opfer schnellstmöglich zu identifizieren und sie notärztlich zu versorgen.
Zu diesem Zweck wurden zunächst alle leichtverletzten Personen, die ansprechbar waren und sich zum Teil auch noch selbst fortbewegen konnten, zügig vom Unfallort entfernt, damit sich die Rettungskräfte der prioritären Versorgung der Schwerstverletzten widmen konnten. Insgesamt war der Rettungsdienst (unterstützt durch Kräfte des Deutschen Roten Kreuzes) mit 30 Einsatzkräften vor Ort. Weitere 14 Feuerwehrleute standen für notwendige technische Hilfeleistungen zur Verfügung.
Professor Dr. Stefan Oppermann, von der Akademie für ärztliche Fortbildung (lfN) aus Hamburg, der den Übungsablauf zusammen mit seinem Team überwachte und anschließend auch bewertete, führte mit Blick auf die Zielsetzung der Übung aus, dass der Einsatz bei einem MANV klaren Regeln folgen muss, denn ansonsten würden die Einsatzkräfte schnell die Übersicht verlieren.
„Bei einem Massenanfall von Verletzten muss die Versorgung von Schwerstverletzten immer höchste Priorität genießen, denn die Zeitspanne in der effektiv geholfen werden kann ist sehr kurz“, so Professor Oppermann, „bei einem Verletzten mit schweren Blutungen, Ohnmacht oder Atemproblemen können Minuten über Leben und Tod entscheiden.“
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Abschluss des einwöchigen Seminars „Leitender Notärzte“
Dr. Tobias Steffen unterstrich, dass ein MANV deshalb regelmäßig geübt werden müsse, da neben der Versorgung der Verletzten auch die logistischen Belange eines solchen Szenarios höchste Anforderungen an die Rettungskräfte stellen: „Der Abtransport der Patienten muss jederzeit sichergestellt sein, was die Einsatzkräfte immer wieder vor die Herausforderung stellt – vor allem bei engen räumlichen Verhältnissen – genau zu planen und die An- und Abfahrt der Fahrzeuge optimal zu koordinieren. Den nötigen Ablauf kann man zwar bereits in der Theorie vermitteln, aber erst in der Praxis werden die zahlreichen Fallstricke tatsächlich sichtbar.“
Die Großübung am vergangenen Freitag bildete im Übrigen den Abschluss des einwöchigen Seminars „Leitender Notärzte“, einem Qualifizierungskurs, der auch von der Bundesärztekammer empfohlen wird.
Für Dr. Tobias Steffen ist es gerade im Hinblick auf die topographische Situation im Landkreis Goslar von entscheidender Relevanz, das die hier tätigten Einsatzkräfte einen optimalen Eindruck der mannigfaltigen Einsatzszenarien erhalten. Nur so könne auch für die Zukunft eine bestmögliche, rettungsdienstliche Versorgung der Bevölkerung sichergestellt werden.
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