Goslar. Die Sturmtiefs „Ylenia“ und „Zeynep“, welche die Region ab Donnerstag trafen, sorgten für reges Einsatzaufkommen für die Ortsfeuerwehren der Stadt Goslar. Personen kamen trotz zahlreicher Einsatzstellen nicht zu Schaden. Am heutigen Sonntag blickt die Feuerwehr Goslar in einer Pressemitteilung auf eine ereignisreiche Woche zurück.
Bereits ab Mittwochabend begannen die Vorbereitungen im Rahmen der Organisation der sich ankündigenden Einsatzlage. Die Feuerwehreinsatzzentrale wurde ab Donnerstagnachmittag besetzt und zugleich die örtliche Einsatzleitung eingerichtet. Die Bereitschaftsschicht wurde in der Nacht zu Donnerstag ab 1:53 Uhr zu ersten Einsatzstellen alarmiert. Im Stadtteil Georgenberg mussten Autos von umgefallenen Bäumen befreit werden. Kleinere Hindernisse durch in Mitleidenschaft gezogenen Objekte konnten durch die sich auf Erkundungsfahrten befindenden Brandmeister vom Dienst (BVD) häufig selbst entfernt werden. Länger beschäftigten die Einsatzkräfte sich ablösende Dächer, respektive Dachteile.
Bis zu 40 Bäume auf der Straße
Auf der Kreisstraße 36 zwischen Bockswiese und Kreuzeck gefährdeten zahlreiche Bäume die Straße. Laut Stadtbrandmeister Christian Hellmeier lagen bis zu 40 Bäume auf der Straße, hingen in anderen Bäumen oder drohten zu fallen. Der Einsatz von schwerem Gerät, in diesem Fall eines Vollernters eine forstwirtschaftlichen Betriebes, vonnöten. Hierfür wurden bereits am Mittwoch der Einsatz zwischen dem Fachdienst Sicherheit und Ordnung der Stadt Goslar und des Forstbetriebes abgestimmt.
Nach der Beruhigung der Wetterlage in den frühen Morgenstunden des Freitags übernahm die zweite Schicht die verbleibenden Einsatzstellen, wie abbruchgefährdete Äste über Straßen und Gehwegen oder die Beseitigung umhergeflogener Altkleidercontainer. Bei den Einsätzen bewährte sich der beschaffte Teleskoplader in den verschiedenen Einsatzlagen.
Zeynep erreicht den Harz
Die ersten Ausläufer des Sturmtiefs „Zeynep“ trafen die Kaiserstadt am Freitagnachmittag. Um 17.33 Uhr erfolgte die erste Alarmierung und die Feuereinsatzzentrale wurde erneut besetzt. Eine Wetterfahne in der Innenstadt drohte zu fallen. Da sich diese jedoch in einem eingezäunten Baustellenbereich befand, war ein weiteres Eingreifen seitens der Feuerwehr nicht erforderlich. Die Einsatzmeldungen nahmen zu.
Ab 18 Uhr mussten mehrere umgestürzte Bäume von Straßen entfernt werden. Zeitgleich wurde ein auf den Boden liegendes Leitungskabel auf der Kreisstraße 25 zwischen Immenrode und der Kreuzung Probsteiburg festgestellt. Mithilfe des Netzbetreibers wurden weitere Erkundungen vorgenommen. Da sich der Schaden nicht beheben ließ, wurden der Bereich sowie die angrenzende Straße abgesperrt. Die Weiterfahrt eines Rettungswagens, der sich auf der gegen 19.40 Uhr auf der Rückfahrt einer schweren internistischen Erkrankung von Hahnenklee nach Goslar befand, wurde durch einen umgestürzten Baum verhindert. Nach der Beseitigung des Hindernisses durch die Hahnenklee Feuerwehr wurde dieser durch die Einsatzkräfte auf dem weiteren Weg eskortiert. Sollte die Weiterfahrt ins Krankenhaus nicht mehr unterbrochen werden.
Auch die Ortsfeuerwehren Jerstedt, Oker, Vienenburg und Wiedelah haben im Laufe des Abends mehrere Einsatzstellen abarbeiten müssen. Immer wieder versperrten umgefallene Bäume die Straßen und sorgten so für Gefahrenstellen. In der Wülperoder Straße in Wiedelah und auch im Okertal mussten die Feuerwehren tätig werden. Ein abhebendes Dach im Stadtteil Fliegerhorst rief die Einsatzkräfte kurz nach 20 Uhr auf den Plan. Ab 20 Uhr trat auch eine Bereitschaft im Feuerwehrhaus Vienenburg in den Dienst. Die Feuerwehreinsatzzentrale wurde als mögliche Redundanz in Goslar in Betrieb genommen.
Schwerer Verkehrsunfall
Nebst der Abarbeitung der Sturmschäden mussten die Feuerwehren Vienenburg und Wiedelah gegen 22 Uhr noch einen schweren Verkehrsunfall abarbeiten. Ein PKW war mit einem Baum kollidiert. Der Fahrer des Fahrzeuges wurde in seinem Fahrzeug eingeklemmt und schwer verletzt. (regionalHeute.de berichtete). Mit der parallelen Vornahme von zwei Hilfeleistungssätzen nahmen die Einsatzkräfte die Rettung des Verunfallten vor, welche sich aufgrund der Verformung des Fahrzeuges ausgesprochen anspruchsvoll gestaltete. Nach einer sehr intensiven Rettung, konnte der Fahrer an den Rettungsdienst übergeben werden. Es erfolgten weitere Aufräumarbeiten an der Einsatzstelle, bevor diese um 23.46 Uhr durch Einsatzleiter Michael Jahn an die Polizei übergeben werden konnte.
Über die gesamte Dauer der Sturmtiefs galt es immer wieder, die Verbindungsstraßen in den Harz bestmöglich freizuhalten. Zwecks dessen rückte die Feuerwehr aus, um einen die B241 blockierenden Baum zu entfernen. Da während der Arbeiten weitere Bäume in unmittelbarer Nähe auf die Straße stürzten, wurde der Einsatz abgebrochen und die Bundesstraße zwischen Kreuzeck und der Ortsausfahrt Goslar vorübergehend gesperrt.
Die Örtliche Einsatzleitung (ÖEL) mit dem vorbereiteten Stabsraum wäre in kürzester Zeit einsatzbereit gewesen, die Inbetriebnahme der ÖEL war aufgrund des Umfangs des Einsatzgeschehens jedoch nicht vonnöten. Diese war durch Stadtbrandmeister Christian Hellmeier vorsorglich personell benannt.
Kurz nach Mitternacht erfolgte die Alarmierung zu einer Notfalltüröffnung im Goslarer Stadtteil Jürgenohl. Die Patientin konnte die Tür bei Eintreffen der Feuerwehr selbstständig öffnen und wurde dem Rettungsdienst übergeben. Für solche alltäglichen Einsätze hatte Goslars Ortsbrandmeister Udo Löprich eine Wachbereitschaft mit einem Löschfahrzeug und der Drehleiter initiiert.
Samstag verlief ruhig
Ab der zweiten Hälfte der Nacht wurde die Lage in und um Goslar ruhiger. Am Samstagmorgen waren lediglich kleinere Einsätze abzuarbeiten. Um 13 Uhr wurde die Bereitschaft der Feuerwache Goslar beendet und die Einsatzalarmierung auf wieder auf den Regelbetreib zurückgesetzt. Unterstützt wurde die Bereitschaft der Feuerwehr Goslar durch Einsatzkräfte aus den Ortsfeuerwehren Jerstedt und Wiedelah, welche jeweils ein Fahrzeug besetzten. Zudem wurde auch ein Rettungstransportwagen des Deutschen Roten Kreuzes in der Nacht von Freitag auf Samstag in der Feuerwache stationiert. Vorgesehen war die Unterstützung um mögliche Verletzungen eigener Einsatzkräfte schnell versorgen zu können.
Eine besondere Herausforderung für die Feuerwehr unter den aktuellen Umständen ist die Einhaltung der Hygienemaßnahmen zur Pandemieabwehr. Alle eingesetzten Kräfte mussten den Ansprüchen für „2G“ entsprechen und sich zudem vor Dienstbeginn zusätzlich einem Schnelltest unterziehen. Dieser Mehraufwand erschwert die Arbeit geringfügig, macht aber das gemeinsame Arbeiten sicherer und schützt somit bestmöglich die zukünftige Einsatzbereitschaft der Wehren. Die Goslarer Ortsfeuerwehren haben diesbezüglich eine gute Routine entwickelt, daher laufen diese Prozesse schnell und problemlos ab. So auch die Verpflegung der ca. 100 Einsatzkräfte, welche in Eigenregie in den Räumlichkeiten der Feuerwehr Goslar erfolgte.
Schäden geringfügiger als erwartet
Resümierend berichtet Stadtbrandmeister Christian Hellmeier, dass die verzeichneten Schäden geringfügiger als erwartet ausgefallen waren. Gleichzeitig ist Hellmeier über die Bereitschaft der Ortsfeuerwehren erfreut. „Nicht alle elf Ortsfeuerwehren mussten eingesetzt werden. So war noch Personal für eine intensivere Sturmlage vorhanden“, sagt Hellmeier. Es zeichnet auch die Gemeinschaft zwischen den Wehren und auch dankend mit dem Deutschen Roten Kreuz aus.
Deutlich zeichnen sich auch die Vorbereitungen für solche Flächenlagen ab. Die gemachten Planungen und organisatorischen Abläufe seit Mittwoch haben viel Zeit gespart und hätten bei anwachsen der Lage schneller zum Erfolg beigetragen. Über die Dauer des Einsatzes bestand auch eine stete Verbindung zur Stadt Goslar.
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