Schöningen. Am 10. November wählt Schöningen einen Nachfolger für den scheidenden Bürgermeister Henry Bäsecke. Zwei Bewerber kämpfen in den kommenden Wochen um dessen Nachfolge. regionalHeute.de hat den beiden parteilosen Kandidaten auf den Zahn gefühlt und stellt sie und ihr Programm in dieser Serie vor. Heute: Bildung, Schule und Familien.
In einemsind sich beide Kandidaten einig: Schöningen muss dem demographischen Wandel begegnen. Dafür brauche es junge Familien, die einerseits nach Schöningen ziehen, andererseits müssten junge Menschen davon abgehalten werden aus der Elmstadt wegzuziehen. Die Lage zwischen den Ballungszentren Braunschweig, Wolfsburg und Magdeburg sehen beide Kandidaten dafür als elementar an. Aber: Es müsse auch ein Angebot an Schulen und Kindergärten vor Ort sein, das das Wohnen in Schöningen attraktiv macht.
Schneider: "Bin der Kandidat der jungen Familien!"
Malte Schneider sieht sich selbst als Kandidat der jungen Familien. Als Vaterdreier Kinder wisse er, "wo der Schuh drückt." Er sieht Schöningen als attraktive Wohnalternative zu den Ballungszentren. Immerhin seien Magdeburg, Wolfsburg, Braunschweig und, so Schneider, Hannover in "entspannter Pendlerentfernung" und die Immobilienpreise in und um Schöningen bezahlbar. Das müsse man nutzen, meint der 35-Jährige. Mansolle Schöningen aber auch in die Lage versetzen seine Attraktivität über die niedrigen Immobilienpreise hinaus zu beweisen. Bei Kitaund Schulen sieht der von der SPD unterstützte Kandidat die Stadt gut aufgestellt, er wolle die Lage aber im Blick behalten, sollte er Verwaltungschef werden. Man müsse dafür sorgen, dass dieKapazitäten erweitert werden könnten.
Schneider will außerdem das Pendeln mit dem öffentlichen Nahverkehr ermöglichen. Es sei wichtig für junge Familien, nicht nur auf das Auto angewiesen zu sein. Er selbst verstehe nicht, warum man nicht "ohne großen Schlenker" mit Bus und Bahn nach Wolfsburg komme. Viel mehr sollten Pendler sagen können, "dass sie nach Schöningen ziehen und da kein Auto brauchen". Als dritten Bestandteil eines Attraktivitätsprogrammes sieht er die Digitalisierung. Man müsse heutzutage seinen "Perso vom Sofa aus beantragen" können. Schneider sieht da Nachholbedarf in der Verwaltung.
Zum kürzlich angekündigten Verkauf der Hoiersdorfer Grundschule hat Malte Schneider ein gespaltenes Verhältnis. Einerseits, so das Hoiersdorfer Ortsratsmitglied, bedauere er den Verkauf. Er habe sich bereits in seiner Ortsratstätigkeit für den Erhalt der Schule eingesetzt, ebenso wie der gesamte Ortsrat, man sei am Ende des Tages jedoch nicht erfolgreich gewesen. Auf der anderen Seite sei die Schule jedoch von Leerstand und Verfall bedroht, was es zu verhindern gelte. Das Esbecker Grundschulgebäude sieht der Kandidat dabei als warnendes Beispiel. Außerdem könnte das Dorf durch eine Nachnutzung auch belebt werden, meint Schneider.
Sobotta: "Für die Zukunft vorsorgen!"
Auch Markus Sobotta sagt, er kenne die Probleme von Familien. Er ist immerhin selbst Vater zweier Kinder. Während Sobottas Frau ihre Praxis eröffnete, sei er beruflich zurückgetreten, um sich besser um die Kinder kümmern zu können. Sobotta sieht die Lage Schöningens ebenfalls als wichtigen Faktor für die Zukunft. Lage und Immobilienpreise machten Schöningen attraktiv für junge Familien. Und das zeige sich bereits in den aktuellen Zahlen. So seien wieder mehr Kinder nach Schöningen gekommen, beziehungsweise geboren worden. Daher hinge man nun mit Kindergartenplätzen hinterher. Sobotta sprach sich daher für eine Nutzung der Hoiersdorfer Grundschule als Kindergarten aus, bevor die Verwaltung bekannt gab, die Grundschule verkaufen zu wollen. Außerdem, so Sobotta, müsse man die Qualität an den Grundschulen prüfen lassen. Sobotta sieht es als Warnzeichen, dass über 80 Eltern, deren Kinder an Schöninger Grundschulen angemeldet sind, zu einer Informationsveranstaltung zur Gründung einer Privatschule gingen. Da müsse man sich als Stadt fragen, ob das Schulangebot noch wettbewerbsfähig sei und gegensteuern. Wenn Eltern das staatliche Schulangebot nicht mehr als das bestmögliche empfänden, so Sobotta, dann bereite ihm das große Sorge.
Bei der Digitalisierung sieht auchder von der CDU unterstützte KandidatNachbesserungsbedarf. Schnelles, stabiles Internet sei heute ein Muss, vor allem für junge Familien, so der amtierende Ratsvorsitzende. Aber auch hier müsse erst für die Grundlage gesorgt werden. Man könne erst über eine umfassende Digitalisierung sprechen, wenn man für bessere Anschlüsse und besseren Empfang gesorgt hätte. "Ich war letztens in Dänemark, da haben Sie auf dem Wasser besseres Internet als in der Stadt Schöningen. Das geht nicht mehr!", meint Sobotta. Ein wichtiges Signal an zukünftige Einwohner wäre auch die Bekämpfung des Leerstands. Durch ein belebte Innenstadt und zurückgehenden Leerstand könnte sich die Stadt auch besser nach außen präsentieren. Der öffentliche Nahverkehrmüsste erst im zweiten Schritt angepasst werden, erklärt Sobotta. Immerhin würden sich Bus- und Bahnlinien nur dann lohnen, wenn sie auch genutzt werden.
Den Verkauf der Hoiersdorfer Grundschule sieht Sobotta ausnehmend kritisch und er erklärt, dass er ihn bedauere. Damit sei die Grundschule nicht nur verloren, der Kaufpreis sei mit 50.000 Euro auch viel zu niedrig für eine derartige Immobilie. Entgegen einer Entwicklung, in der es wieder mehr Kinder in Schöningen und Umgebung gäbe, gebe die Stadt damit Ressourcen in sehr guter Lage aus der Hand, die in der Zukunft wichtig werden könnten.
Das Schöninger Gymnasium und das Bötschenberg
Die beiden Kandidaten waren gemeinsam zu einem Gespräch mit Direktor Michael Kluge, der die Lage des Anna-Sophianeum im Falle eines Umzugs des Gymnasiums am Bötschenbergs nach Königslutter gefährdet sieht. Entsprechend besorgt zeigten sich beide Kandidaten im Gespräch im regionalheute.de. Das Anna-Sophianeum sei auf die Schüler aus Königslutter angewiesen, wie beide Kandidaten betonen. Das Angebot müsse erhalten bleiben, was schwieriger werde, je weniger Schüler auf das Gymnasium gingen. Daher müsse man dafür sorgen, dass das Gymnasium erhalten bleibe. "Gerade, weil sich in den letzten Jahren so viel getan hat. Das Angebot, gerade Sachen wie Schulband, hat mich beeindruckt!", so Malte Schneider. Sobotta fügt hinzu, dass nicht nur die Bürgermeisterkandidaten sich für den Erhalt einsetzen sollten. "Alle Schöninger Kommunalpolitiker sind aufgefordert sich einzusetzen, damit das Gymnasium in Schöningen bleibt!", erklärt der Ratsvorsitzende.
Lesen Sie im nächsten Teil:Wirtschaft, Verwaltung und Infrastruktur - wie sieht Schöningen in Zukunft aus?
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