Wolfenbüttel. Viel Kritik gab es am Dienstagabend von den Bürgern bei einer Infoveranstaltung der Stadt zum Thema "Baumaßnahmen am Schützenplatz". Vorgeworfen wurden unter anderem eine fehlende beziehungsweise verspätete Bürgerbeteiligung, ein unzureichend entwickeltes Abwasserkonzept und die Art der Gestaltung der Unterkunft. Die Stadt stellte sich der Kritik und den Fragen und konnte die ein oder andere Sorge der Bürger vom Tisch räumen.
Auf dem Schützenplatz entsteht eine Unterkunft, die zunächst für die Unterbringung von Flüchtlingen, aber auch zur langfristigen Nutzung gedacht ist (regionalHeute.de berichtete). Vorgesehen ist eine Fertigmodulbauweise mit zwei dreigeschossigen Gebäuden, die jeweils über Laubengänge erschlossen werden. Balkone, Vorgärten und verschiedene Wohnungsgrößen sollen für eine angenehme Wohnatmosphäre sorgen.
Kritik an Bauweise
Stadtbaurat Ivica Lukanic: "Es handelt sich um eine qualitativ hochwertige Modulbauweise". Foto: regionalHeute.de
Manche Bürger zweifeln allerdings am Wohlfühlaspekt. So bezeichnete einer der Anwesenden die geplante Bauweise als "Wegwerf-Architektur". Eine Bezeichnung, die Stadtbaurat Ivica Lukanic von sich wies. "Es handelt sich um eine qualitativ hochwertige Modulbauweise", betonte er, es sei lediglich eine einfachere Art des Bauens, die aber keinesfalls qualitativ minderwertig sei. So soll die Fassade der Gebäude beispielsweise mit einer Wärmedämmung versehen werden, um auch den energetischen Standards zu entsprechen. Sicherlich handle es sich nicht um eine konventionelle Bauweise, erklärte er, aber das sei aufgrund der Dringlichkeit, die durch die Flüchtlingsunterbringung gefordert sei, nicht anders möglich. Eine konventionelle Bauweise hätte weitaus länger gedauert, so Lukanic.
Stadt bot ausreichend Möglichkeiten, sich einzubringen
Ein weiterer Kritikpunkt war die laut Aussagen der Anwohner späte Beteiligung der Bürger. "Warum werden wir erst einbezogen, wenn die Planungen zum Bau bereits feststehen?", beschwerte sich ein Bürger. Lukanic erklärte daraufhin, dass es sich lediglich um einen Entwurf handle. Beginnt das Bebauungsplanverfahren, wird es wieder eine Bürgerbeteiligung geben, versicherte er und die dort eingebrachte Kritik werde dann auch bei den weiteren Planungen berücksichtigt. Zudem erklärten Bürgermeister Thomas Pink und CDU-Ratsmitglied Heike Schmerse, dass es ausreichend Möglichkeiten gegeben hätte, seine Sorgen und Ängste vorzubringen. So hätten mehrere Rathausgespräche und öffentliche Ausschusssitzungen stattgefunden. Auch die insgesamt vier Infostände der Stadt in der Fußgängerzone boten die Gelegenheit, Fragen zu stellen, so Pink.
Ist der Abstand zum Hundeverein ausreichend?
Eine Sorge der Bürger war auch der recht gering wirkende Abstand der Gebäude zum angrenzenden Hundeverein. "Wenn die Gebäude zu nah am Gelände des Hundevereins sind, ist der Ärger vorprogrammiert", so ein Mitglied des Vereins. Die Hunde könnten ständig bellen, wodurch die geflohenen Menschen belästigt, oder auch verängstigt werden könnten. Lukanic erklärte, dass man bei den Planungen den Abstand berücksichtigt habe und auch die Vorgaben einhalte. So betrage der Abstand zwischen dem westlichen Gebäude und dem Hundeverein gute zehn Meter.
Das Problem sei aber eher, so ein weiterer Bürger, dass die Flüchtlinge eventuell nicht von den Hunden lassen könnten. So sei man es in Gegenden des muslimischen Glaubens nicht gewohnt, dass Hunde als Haustiere oder dergleichen gehalten werden. "Hier könnte es durchaus zu unangenehmen Begegnungen kommen", so die Sorge des Bürgers.
Falscher Platz für traumatisierte Flüchtlinge?
Hinterfragt wurde auch, warum man sich für den Schützenplatz als Unterkunft entschieden habe. So befürchte man, dass die durch den Krieg traumatisierten Flüchtlinge durch die regelmäßigen Schussübungen des Schützenvereins oder auch durch das Bellen der Tiere vom Hundeverein verängstigt werden könnten. Wie Lukanic mitteilte, werde man die Situation durch den angrenzenden Schützen- und Hundeverein natürlich berücksichtigen. Außerdem sei es wichtig, die Flüchtlinge näher ans Zentrum zu bringen und nicht irgendwo an den Rand der Stadt ziehen zu lassen, wie es bei den damals geplanten Bau am Exer geplant war. "Die Menschen sollen integriert werden", betonte er.
Wohin mit dem Abwasser?
Angst vor Überschwemmungen. Symbolfoto: Thorsten Raedlein Foto:
Bei Starkregen kommt es derzeit schon zu Überschwemmungen an der Frankfurter Straße. Jetzt befürchten einige Bürger, dass sich durch die neue Unterkunft und die zusätzlichen Bewohner die Situation deutlich verschlimmern könnte. Hier wies Lukanic daraufhin, dass rund um den Schützenplatz eine 20 Zentimeter tiefe Mulde errichtet werden soll, in der sich das Regenwasser sammeln und weitergeleitet werden kann. Hiermit würde die Menge an Wasser, die durch die neuen Gebäude verdrängt würde, aufgefangen werden, so Lukanic. Auch im Falle eines eintretenden Hochwassers sei durch das Überschwemmungsgebiet "Am Brückenbach" vorgesorgt worden.
Chance einer gelungenen Integration
Neben der zahlreichen Kritik gab es auch positive Aspekte, die von den Bürgern vorgetragen wurden. "Es ist eine schöne Sache, dass Menschen die Möglichkeit gegeben wird, dort schön zu wohnen", hieß es. Auch der Hundeverein zeigte sich am Ende überzeugt davon, mit Hilfe der Tiere auch einen Beitrag zur Integration leisten zu können. "Wir können den Flüchtlingen zeigen, dass Hunde nicht nur aggressiv sind", so ein Mitglied des Vereins. Rabea Hohl, Leiterin der Stabsstelle für Flüchtlingsangelegenheiten, erklärte zudem, dass es generell in der Stadt das Ziel sei, die Flüchtlinge im Vereinsleben mit einzubeziehen. So könne man beispielsweise zusammen mit dem Hundeverein verschiedene Angebote schaffen, um mit Hilfe der Hunde die Integration voranzubringen.
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