IG Metall: Ärger bei Volkswagen-Töchtern - Schlechte Arbeitsbedingungen

"Volkswagen verschließt weiterhin die Augen vor tariflosen Zuständen einiger Tochterunternehmen", so die IG Metall.

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Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Wolfsburg. „Same procedure as every year“ scheint nicht nur für den Silvester-Klassiker Dinner for One zu gelten, sondern auch für die MOIA Operations GmbH und die Volkswagen Zubehör GmbH, so beklagt die IG Metall. Tariflos starteten die beiden Tochterunternehmen von Volkswagen ins Jahr 2024 – das will die IG Metall endlich ändern und zeigt sich kämpferisch für das angelaufene Jahr. So geht aus einer Pressemitteilung hervor.



Einen weiterhin tariflosen Zustand gibt es bei der Volkswagen Zubehör GmbH. Das Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern sei für die komplette Wertschöpfungskette des Volkswagen Original Zubehörs verantwortlich. Ihr Hauptgeschäftsfeld bestehe in der Entwicklung und dem weltweiten Vertrieb von Zubehör für Personenkraftwagen und Nutzfahrzeuge.

Seit April 2022 steht die IG Metall im Austausch mit dem Unternehmen, um eine Tarifbindung zu etablieren. Nachdem sechs Verhandlungsrunden ergebnislos verstrichen sind, seien die Beschäftigten zu Recht verärgert. Als Reaktion darauf folgte im November eine Arbeitsniederlegung von mehr als 150 Mitarbeitenden. Das Unternehmen habe im Jahr 2022 ein operatives Ergebnis von 57 Millionen in die Konzernkasse gespült und sei damit eines der ertragsstärksten Unternehmen pro Mitarbeiter im gesamten Konzern. „Nur bei den Arbeitsbedingungen reiht sich VW Zubehör hinten ein. Das werden die Kolleginnen und Kollegen nicht einfach tatenlos hinnehmen. Ein erster Warnstreik an den beiden Standorten war schon einmal ein spürbares Signal, nun gilt es, den Druck weiter hochzuhalten, um so ein Einlenken der Arbeitgeberseite am Verhandlungstisch zu erzwingen“, so Reusch. Bei der Volkswagen Zubehör GmbH ist eine weitere Verhandlungsrunde für den 8. Februar 2024 terminiert.


Schlechte Arbeitsbedingungen bei MOIA


Eine weitere VW-Tochter ohne Tarifvertrag: Der Mobilitätsanbieter von Volkswagen, die Tochterfirma MOIA, erfreue sich seit 2018 großer Beliebtheit bei seinen Kunden. "Von den skandalösen Arbeitsbedingungen, die nur knapp eine Bezahlung über dem Mindestlohn sowie mehr als fragwürdige Pausenregelungen vorsehen, ist auf den Gästesitzen im Fahrzeug nichts zu merken", so die Gewerkschaft.

Bereits seit dem Jahr 2023 befände sich die Gewerkschaft in Auseinandersetzungen mit der Arbeitgeberseite, um einen Tarifvertrag für die rund 1.200 Beschäftigten der MOIA Operations GmbH in Hamburg und Hannover zu erzielen. Die IG Metall fordert deutlich höhere Stundenlöhne, eine jährliche tarifliche Zusatzvergütung, mehr Urlaub, eine betriebliche Altersversorgung und eine zusätzliche Inflationsausgleichsprämie. Darüber hinaus soll ein Haustarifvertrag geschaffen werden, der sich an den Regelungen der Volkswagen-Tochter Volkswagen Group Services GmbH orientiert.

Bereits zwei Verhandlungsrunden hätten bis zum Jahresstart 2024 stattgefunden, jedoch ohne Erfolg – die Arbeitgeber stünden mit beiden Füßen auf der Bremse. Neben einer breiten Öffentlichkeit, die an den prekären Arbeitsbedingungen im VW-Umfeld interessiert sei, würden Pinkelpausen und die vielen Entlassungen und Gerichtsprozesse bei MOIA bereits zum Tagesordnungspunkt in der Hamburger Bürgerschaft gehören.
"Paradoxerweise kassiert das Unternehmen gleichzeitig staatliche Zuwendungen, die nicht an die Kriterien guter Arbeit geknüpft sind - ein Skandal!", so die IG Metall.

Warnstreiks sind die Folge


Erste Warnstreiks fanden bereits im September und November 2023 in Hannover und Hamburg statt. Nun traf sich die IG Metall im noch jungen Jahr mit der Arbeitgeberseite zu einem weiteren Lösungsversuch. Am 24. Januar hätten die Verhandler rund um den MOIA Operations GmbH-CEO Jens-Michael May das "altbewährte Klagelied" angestimmt, dass kein Geld vorhanden sei. Dabei seien bereits Millionen an Fördergeldern des Bundes an das Unternehmen geflossen. „Das ist für sich genommen ein Skandal, dass der Bundesverkehrsminister offenbar Scheuklappen beim Thema Tarifbindung aufhat und einfach so die Moneten-Gießkanne auspackt!“, so IG Metall-Verhandlungsführer Thilo Reusch. Die IG Metall will bei MOIA weiter am Ball bleiben und den Druck auf die Arbeitgeberseite erhöhen, denn: Gute Fahrt gäbe es nur mit Tarifvertrag.

„Wir werden nun weiter in den intensiven Austausch mit unseren Kolleginnen und Kollegen in Hannover und Hamburg gehen – wir können gegenüber MOIA auch andere Saiten aufziehen. Unsere Mitglieder haben bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass wir gut bei MOIA organisiert und streitfähig sind. Mit seiner Verweigerungshaltung erweist sich MOIA nicht nur bei der potenziellen Arbeitskräftesuche einen Bärendienst, sondern schadet auch der Marke Volkswagen nachhaltig", so Reusch weiter.


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