Im Interview: Henning Evers (25) ist Deutschlands jüngster Bürgermeister

Schule, Uni, Rathaus: Henning Evers (SPD) aus Hankensbüttel ist Deutschlands jüngster Bürgermeister. regionalHeute.de hat sich mit dem 25-Jährigen unterhalten.

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Henning Evers (SPD) ist Deutschland jüngster Bürgermeister.
Henning Evers (SPD) ist Deutschland jüngster Bürgermeister. | Foto: Hagen Lindenschmidt

Hankensbüttel. Bürgermeister einer ländlichen geprägten Samtgemeinde zu werden, ist nicht unbedingt das, was die meisten 25-Jährigen nach dem Studium wollen. Der Hankensbüttler Henning Evers dagegen hat genau das getan. Der SPD-Mann wurde von seiner Partei aufgestellt, konnte eine Unterstützerkoalition aus verschiedenen Parteien hinter sich vereinen und wurde am 26. September in der Samtgemeinde Hankensbüttel zu Deutschlands jüngsten Bürgermeister gewählt. Im Gespräch mit regionalHeute.de schildert Evers, warum er sich nach seinem Studium für diesen ungewöhnlichen Schritt entschieden hat und wie er sein neues Amt ausfüllen will.


Ein politisch unbeschriebenes Blatt sei er nicht, versichert uns Henning Evers, als wir ihn auf dem Handy erreichen. Die anderthalb Jahre saß er für die SPD im Rat der Stadt Flensburg, auch in der Uni sei er in den sieben Jahren, die er in Flensburg wohnte, politisch engagiert gewesen. Allzu unerfahren sei er also nicht. Auch, wenn er natürlich die Vorurteile kenne. Naiv, blauäugig, viel zu theoretisch in der Denke sei er mit seinen 25 Jahren. Und doch wählten ihn die Bürger der Samtgemeinde Hankensbüttel zu ihren Hauptverwaltungsbeamten. Zum jüngsten Deutschlands noch dazu.

Dabei hat Evers erst 2020, kurz vor dem ersten Lockdown, sein Masterzeugnis aus dem Prüfungsamt der Europauniversität Flensburg geholt. Kurz danach ging es für den studierten Pädagogen mit den Fächern Politik, Wirtschaft und Englisch zurück in die Heimat, nach Hankensbüttel. Hier suchte die SPD einen Kandidaten für den Posten des Samtgemeindebürgermeisters. Und da kam der Rückkehrer aus Flensburg ins Spiel. Und am Ende gewann er die Stichwahl. Knapp, mit gerade 40 Stimmen Vorsprung. Aber er lag nun mal vorne.

Wahlsieg "aus eigener Kraft heraus"


Seinen Sieg schreibt Evers aber nicht nur seiner Person oder gar seinem Alter zu. Es sei viel mehr das Team gewesen, dass ihn so weit gebracht habe. Auch die breite Koalition, die am Ende hinter ihm stand, habe den entscheidenden Schubs gegeben. Sein Alter will er derweil nicht dafür verantwortlich machen. Er zitiere hier gerne die Trainer-Legende Otto Rehhagel: "Es gibt keine jungen oder alten Spieler", hatte der einmal gesagt. "Nur gute und schlechte." Auch vom Bundestrend der SPD glaubt Evers nicht entscheidend profitiert zu haben. "Ich habe mich sehr mit der Partei zurückgehalten, auch aus Respekt vor meinen Unterstützern", erklärt er. "Der Wahlkampf wurde an den Haustüren entschieden. Für uns war es ein Arbeitssieg in einer eher konservativen Region."

Nach seinem Sieg will er nun die, wie er sie beschreibt, "Zukunftsthemen" anpacken: Der Nahverkehr müsse verbessert werden, auch in Hinblick auf Kitas und Schulen bestehe Ausbaubedarf. "Ich will diese ländliche Gegend zukunftsfest machen", so der 25-Jährige. Dabei will er ein Band zwischen den Generationen knüpfen. Politik sei für ihn keine Altersfrage, sie sei eine Einstellungsfrage. "Man kann auch mit 60 oder 70 noch progressive Politik machen." Wichtig sei, was am Ende dabei rauskäme.

Generationenwechsel in den Rathäusern


Mit den Ratsfraktionen will er "pragmatisch zusammenarbeiten." Er selbst sei in seiner bisherigen politisch Laufbahn immer praxisnah unterwegs gewesen: "Als Schüler habe ich mit für besseren Busverbindungen gesorgt, in der Uni habe ich für ein Semesterticket gekämpft und geholfen die Zahl der Studienplätze zu erhöhen." Theoretisch oder gar philosophisch sei das nicht, glaubt Evers.

Henning Evers ist allerdings nicht das einzige neue Gesicht auf der politischen Bühne des Landkreises Gifhorn: Evers Parteigenosse Tobias Heilmann (SPD) löst Dr. Andreas Ebel (CDU) als Landrat ab, auch in Brome und Isenbüttel lenken mit Wieland Bartels (29) und Jannis Gaus (27) bald junge Sozialdemokraten die Geschicke ihrer Heimatgemeinden. Woher diese Häufung junger Wahlsieger kommt, kann Evers nicht genau erklären. Er hat jedoch eine Vermutung: "Wir haben sicherlich davon profitiert, dass die Bürgerinnen und Bürger einen Generationen- und Personalwechsel gefordert haben." Der sei nun gekommen. Nun muss er nur noch politisch gestaltet werden.


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