Jasperallee: Erneuerung der Bäume in drei Abschnitten


Die Stadtverwaltung hat nun einen Vorschlag zur Baumbepflanzung an der Jasperallee vorgelegt. Foto:  Alexander Dontscheff
Die Stadtverwaltung hat nun einen Vorschlag zur Baumbepflanzung an der Jasperallee vorgelegt. Foto: Alexander Dontscheff | Foto: Dontscheff

Braunschweig. Die Stadtverwaltung schlägt den Ratsgremien vor, den Baumbestand der Jasperallee auf dem Abschnitt westlich des Rings in drei Abschnitten in den kommenden zwei Jahren zu erneuern. Dies erläuterte Erster Stadtrat Christian Geiger, zugleich zuständiger Dezernent für die städtischen Grünflächen, anlässlich der Vorlage, die den Gremien zugegangen ist.


Anlass ist der Zustand der 87 in Zweierreihen auf dem Mittelstreifen angeordneten Ahorne, überwiegend Silber-Ahorne. Ihre Vitalität, die aufgrund der aktuellen Diskussion von einem externen Gutachter detailliert analysiert wurde, ist überwiegend in einem als "mittel" oder "schlecht" zu bezeichnenden Zustand.

Ursprünglich standen in diesem Abschnitt der Jasperallee 114 Bäume, die sich jedoch schlecht entwickeln und trotz aufwändiger Pflegemaßnahmen zunehmend absterben. Ein Viertel musste bereits gefällt werden. Diese Entwicklung hat im Wesentlichen drei Ursachen: ausgesprochen schlechte Bodenbedingungen (u.a. Bauschutt im Untergrund), die frühere vorwiegende Anpflanzung der an dieser Stelle baumbiologisch wenig geeigneten Baumart Silber-Ahorn sowie eine starke Behinderung der Entwicklungschancen zwischenzeitlich neu gepflanzter Bäume durch die noch vorhandenen.

Im Ergebnis zeigt sich so ein Gesamtbild in diesem Abschnitt der Jasperallee, welches auch aus denkmalpflegerischen Gesichtspunkten klare Defizite aufweist, da der Charakter einer Allee von gleichartigen und etwa gleich großen Bäumen derselben Baumart, die in einheitlichem Abstand und einander jeweils genau gegenüberliegend (gegenständig) angeordnet sind, eindeutig gestört ist.

Linden für die Jasperallee


Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung des Baumbestandes und einer einheitlichen und wieder intakten städtebaulichen Ansicht der mittlerweile stark durch Lücken geprägten Baumreihen in diesem Bereich hält es die Verwaltung nach intensiver Analyse der Ausgangslage, der öffentlich bislang vorgetragenen Argumente, Anregungen und Handlungsoptionen für fachlich geboten, den Baumbestand zu ersetzen. Gepflanzt werden sollen Linden, eine Baumart, die dort auch bei der Anlage der Jasperallee im 19. Jahrhundert Verwendung fand und weiterhin gut geeignet ist für die innerstädtische Begrünung von Straßen. Für das geschilderte Vorhaben sind Mittel in Höhe von 390.000 Euro im Haushalt vorgesehen. Nicht weiterverfolgt werden soll dagegen die Möglichkeit, kranke bzw. abgestorbene Bäume punktuell und anlassbezogen zu erneuern, da hierdurch keine fachlich überzeugende und langfristig tragfähige Lösung verwirklicht würde.

Die Stadtverwaltung habe sich in den vergangenen Jahren intensiv mit dem Thema befasst, sagte Geiger. "Da abzusehen ist, dass sich das beschriebene Absterben der Bäume in diesem Abschnitt in den kommenden Jahren fortsetzen wird und damit das Erscheinungsbild der städtebaulich prägenden Jasperallee mehr und mehr beeinträchtigen wird, haben wir überlegt, welches der beste Weg ist, die für die gesamte Stadt bedeutende Jasperallee in ihrer städtebaulichen Struktur so gut wie möglich mittel- und langfristig orientiert und somit nachhaltig zu bewahren", so der Erste Stadtrat.

Geiger weiter: "Wir haben alle grundsätzlichen Handlungsoptionen geprüft und die baumbiologische Einschätzung des Fachbereichs Stadtgrün und Sport zum Zustand der Bäume abgeglichen mit der Untersuchung eines unabhängigen renommierten Gutachters, der die Auffassung der Fachverwaltung auch bezüglich der jetzt vorgeschlagenen Lösung bestätigt hat." Aufgrund des Denkmalcharakters der Jasperallee habe sich auch die städtische und die Landesdenkmalpflege mit dem Thema befasst.

Erneuerung in mehreren Abschnitten


Die Verwaltung habe auch die besondere Emotionalität des Themas berücksichtigt, die in den öffentlichen Debatten der vergangenen Monate deutlich geworden ist, und die Thematik intensiv mit dem Stadtbezirksrat besprochen, unter anderem bei einem Ortstermin. Nach Abwägung aller fachlichen Aspekte und öffentlich vorgetragenen Anregungen sei die Verwaltung nach Beratung in der Dezernentenkonferenz jetzt zu der Auffassung gekommen, dass der Vorschlag einer abschnittsweisen Erneuerung des Baumbestandes vom Theater bis zum Ring der beste sei, auch wenn er bedeutet, dass die vorhandenen Ahorne durch neue Bäume ersetzt würden. Jenseits des Rings sind keine Maßnahmen geplant, da dort keine gravierenden Baumschäden nicht zu verzeichnen sind und ein einheitlicher Alleecharakter noch gut erkennbar ist.

Was jetzt vorgeschlagen werde, sei daher nicht der von Einigen jüngst immer wieder behauptete flächendeckende ‚Kahlschlag‘, betonte Geiger. "Wir gehen in einem klar begrenzten Bereich bis 2020 behutsam in drei Abschnitten vor. Wir pflanzen auch nicht, wie sonst üblich, relativ kleine Jungbäume, sondern deutlich größere. Zum Zeitpunkt der Pflanzung hätten diese bereits eine Höhe zwischen 5 und 7 Metern, einen Stammumfang von 40 bis 45 Zentimetern und einen Kronendurchmesser von drei bis vier Metern. "Das lassen wir uns angesichts der besonderen Bedeutung der Jasperallee bewusst auch etwas kosten", so Geiger. Natürlich seien die Bäume dann noch längst nicht ausgewachsen, der Charakter einer Allee werde so jedoch schon kurzfristig erlebbar.

Die Stadtverwaltung habe intensiv diskutiert über die Frage: "Wollen wir, dass sich der Alleecharakter angesichts des Zustands der Bäume schleichend weiter auflöst, weil die Bestandsbäume trotz großer Pflegeanstrengungen zunehmend unansehnlicher werden und schließlich gefällt werden müssen - oder entscheiden wir uns bewusst für einen fachlich fundierten Neustart, mit einer Baumart, die zukunftsfähig ist und zudem noch die in der Jasperallee historisch überlieferte?", sagte Geiger. Die Verwaltung sei fest davon überzeugt, dass der heute den Gremien vorgelegt Vorschlag der nachhaltigste und beste sei.

Die in der Öffentlichkeit zum Teil geforderte Vorgehensweise eines punktuellen Nachpflanzens einzelner Bäume scheidet nach Auffassung sowohl der Verwaltung als auch des externen Gutachters fachlich aus. "Nur ein Baumersatz in Abschnitten erlaubt es, dass wir auch den Boden in ausreichender Tiefe und flächendeckend ausheben und mit Spezialsubstrat für eine optimale Wurzelentwicklung füllen", erläuterte Michael Loose, Leiter des Fachbereichs Stadtgrün und Sport. Unter der Oberfläche liege derzeit noch Bauschutt, der nicht flächendeckend entfernt werden könne, ohne das Wurzelwerk der vorhandenen Bäume zu zerstören. Genau diese Vorgehensweise sei bereits vor gut zehn Jahren bei der Neubegrünung des Mittelstreifens des Altewiekrings mit einer Reihe von Linden erfolgreich angewendet worden. Loose legte im Pressegespräch ausführlich dar, dass neugepflanzte Linden künftig einen deutlich besseren Beitrag zum Ökosystem leisten könnten als die jetzigen Silberahorne.

Alleecharakter stärken


Für die Denkmalpflege ergänzte Klaus Hornung, der Vorschlag sei aus seiner Sicht klar zu bevorzugen, weil er die Chance biete, die Jasperallee als städtebaulich herausragende Braunschweiger Straße in ihrem von Einheitlichkeit und Symmetrie geprägten Alleecharakter zu stärken. Eine durchgängig identische Baumart und die vollständige symmetrische Anordnung der Baumreihen würden dazu entscheidend beitragen. "Auf absehbare Zeit bekämen wir so eine klare Verbesserung zum jetzigen, aus denkmalpflegerischer Sicht unbefriedigenden Status Quo", so der Leiter des städtischen Referates für Stadtbild und Denkmalpflege.

Der Verwaltung sei bewusst, dass dieses Thema nicht nur eine fachliche und stadtgestalterische Seite habe, sagte Christian Geiger. Sollte der Verwaltungsvorschlag politisch letztlich nicht mehrheitsfähig sein, sei es fachlich auch vertretbar, die Entscheidung um einige Jahre zu vertagen. Zum Beispiel könnte die Angelegenheit etwa im Jahr 2022 auf die Tagesordnung eines neu gewählten Rates gesetzt werden. Bis dahin würden dann lediglich nicht zu rettende Bäume entfernt und die Verkehrssicherheit gewährleistet.

Politik und Bürger sind gefragt


Es beginne jetzt die politische Debatte. Der Verwaltung sei wichtig, dass in der Öffentlichkeit sachlich diskutiert und Fakten nicht verdreht würden, sagte Geiger. "Es ist beispielsweise mehrfach kolportiert worden, wir stünden kurz davor, quasi über Nacht und ohne Beteiligung von Gremien und Öffentlichkeit die Jasperallee einfach kahlzuschlagen. Das Gegenteil ist der Fall: Wir haben uns intensiv Gedanken gemacht, alle Argumente und Fakten gewürdigt, was der beste Weg ist und begründen unser Ergebnis auch ausführlich und transparent."

Abschließend sagte Geiger in Richtung derjenigen Bürgerinnen und Bürger, die sich intensiv für den Erhalt der vorhandenen Bäume stark gemacht haben: "Wir haben Verständnis und Respekt vor dem großen persönlichen Engagement und dem Einsatz für jeden einzelnen Baum. Als Verwaltung müssen wir allerdings gerade bei einer so herausgehobenen Straße wie der Jasperallee nicht nur den einzelnen Baum betrachten, sondern viele weitere Aspekte berücksichtigen. Am Ende der nun schon länger laufenden intensiven öffentlichen Diskussion sollte eine von den städtischen Gremien gefasste, gut abgewogene und demokratisch legitimierte Entscheidung stehen, die dann von allen Seiten akzeptiert werden sollte."

Die Beratung beginnt am 13. September im Stadtbezirksrat Östliches Ringgebiet. In diesem Rahmen findet eine Einwohnerfragestunde zu dem Thema statt. In der Folge werden sich sowohl der Planungs- und Umweltausschuss als auch der Grünflächenausschuss mit der Vorlage befassen. Abschließend entscheidet am 6. November der Rat.






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