Wolfenbüttel. Beim Hochwasser in Wolfenbüttel hat der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) seine Schlagkraft im Katastrophenfall bewiesen. 27 Ehrenamtliche richteten in der Lindenhalle in kürzester Zeit 150 Schlafplätze her und standen bereit, um viele hundert Mahlzeiten für die Rettungskräfte zu verteilen.
Nachdem das Oker-Hochwasser Wolfenbüttel überraschend stark erreicht und der Landkreis Katastrophenalarm ausgelöst hatte, waren auch sämtliche Bereichsleiter des DRK in Alarm-Bereitschaft. Die Einsatzkräfte des
Katastrophenschutzes erhielten den Auftrag, für die Unterbringung der externen Feuerwehrkräfte in der Lindenhalle zu sorgen. Die Hälfte der Halle, in der sonst Basketball gespielt wird oder Konzerte laufen, wurde daraufhin mit einem Vorhang abgetrennt, und das DRK stellte dort 150 Feldbetten auf. „Außerdem haben wir kleinere Ruheräume ausgestattet, falls sich jemand zurückziehen möchte“, berichtete Dirk Jürges, Zugführer des Katastrophenschutzes.
Denn auf der anderen Seite des Vorhangs standen lange Tische mit 200 Sitzplätzen für erschöpfte Feuerwehr-Kameraden. Corina Bornecke, Küchenchefin des DRK-Solferino, hatte mit ihrem Team die Versorgung übernommen und handfeste Mahlzeiten zubereitet. Schließlich waren die Feuerwehrleute die ganze Nacht im Einsatz. Am
frühen Freitagmorgen gab es daher Gemüseragout mit Hackfleisch-Ecken und Kartoffeln, mittags Schweinesahne-Geschnetzeltes mit Reis - all das verteilt von ehrenamtlichen DRK-Mitgliedern.
Zudem beteiligten sich DRK-Kräfte an der Evakuierung des Pflegeheims Steinhäuser Gärten. Die Bewohner des Erdgeschosses wurden ins städtische Klinikum verlegt. „Sobald es die Lage im Pflegeheim zulässt, organisieren wir auch den Rücktransport“, erklärte Jürges.
Dreimal täglich 350 Mahlzeiten
Rund 350 Mahlzeiten wurden von DRK-Mitgliedern dreimal täglich zubereitet und an Rettungskräfte in der Lindenhalle und am Rathaus ausgeteilt. „Wir haben das Personal erstmal heruntergefahren, damit sich unsere Leute erholen können“, berichtete Zugführer Jürges am Samstag. "Seit Freitagmittag arbeiten stets vier bis fünf Einsatzkräfte in vier Schichten, um die Essensversorgung zu gewährleisten."
Darunter auch Christiane und Detlef Pottgießer sowie Olaf Janisch, die Tage zuvor schon in der Zuckerfabrik Schladen halfen. "Wir waren dort bis 23 Uhr aktiv und mussten dann um 3 Uhr schon wieder raus, um das Frühstück für die Feuerwehren zuzubereiten", erzählt Christiane Pottgießer. Einen Tag später galt es, die Betten in der Lindenhalle aufzubauen - bis 3.30 Uhr in der Frühe. "Und jetzt geht es an die Ausgabe des Mittagessens", lacht sie leicht geschafft.
"Was würde passieren, wenn es keiner macht?"
Warum tut man sich diesen Stress freiwillig an, noch dazu in der Freizeit? "Ganz einfach", sagt das Trio unisono, "es geht uns um das Engagement für die Gemeinschaft." Innerhalb des Hobbys sei mittlerweile auch ein gewisses Know How entstanden: "Wir können es und machen es gern." Über die Jahre wuchs zudem eine nette Gruppe zusammen, es mache einfach Spaß in der Bereitschaft des DRK-Kreisverbandes. Und ganz selbstbewusst stellen die drei eine kernige Frage: "Was würde passieren, wenn es keiner macht?"
Mit Genugtuung registrierte derweil DRK-Vorstand Andreas Ring die Leistung seines Kreisverbandes. "Unser Solferino am Exer produziert 1100 Mahlzeiten pro Tag für die Einsatzkräfte. Das hat im Grunde ganz ohneVorlauf geklappt und ist eine tolle Leistung." Auch der Aufbau der Unterkünfte an der Lindenhalle "musste aus dem Stand heraus geschehen
und hat super funktioniert", freute sich Ring. Dieser Notfall habe erneut bewiesen: "Wir sind gerüstet."
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