Kein Fleisch im Lessingtheater: "Es gibt noch andere Fressbuden"

Neben viel Empörung gab es auch einige Stimmen, die das Theater verteidigt haben.

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Das Lessingtheater in Wolfenbüttel.
Das Lessingtheater in Wolfenbüttel. | Foto: Axel Otto

Wolfenbüttel. Vergangene Woche wurde bekannt, dass das Lessingtheater auf Fleischprodukte auf seiner Speisekarte verzichten werde (regionalHeute.de berichtete). Daraufhin beklagte die FDP eine "Bevormundung". Doch wie sieht das unsere Leserschaft?


Manch Leser findet die Entscheidung des Theaters scheinbar nicht konsequent genug: "Streng genommen wären dann Aufführungen wie der Freischütz oder Wilhelm Tell, die Jägertum darstellen, auch auf der Wolfenbütteler Bühne gestrichen. Und das bei dem Namensgeber des Theaters, dem Aufklärer Lessing", hält ein Leser fest. "Hauptsache, es wird dann auch regionales Obst und Gemüse angeboten", so eine weitere Leserin. Anderen scheint der Alkoholausschank dann doch wichtiger zu sein, so wichtig, dass sie ihr Erscheinen davon abhängig machen: "Hauptsache der Suff wird nicht noch abgeschafft. Also dann komme ich nicht mehr!".


Unter unseren Lesern sind sogar selbst betitelte "Kulturbanausen": "Es steht jedem frei, dieses Theater mitzumachen beziehungsweise zu besuchen. Ich bevorzuge dann doch lieber ein Steakhaus. Als Kulturbanause ist es mir sowieso ritze". Andere sehen in der Abschaffung der Fleischgerichte im Theater "wieder ein schönes Beispiel #derwestenschafftsichab", wie eine Leserin erbost kommentiert. "Ich esse recht wenig Fleisch, aber so ganz ok finde ich diese Reglementierung auch nicht. Es gibt ja durchaus regionales Fleisch aus artgerechter Haltung", moniert sie weiter. Ähnlich sieht es diese Leserin: "Besser fände ich, wenn sowohl Fleischloses als auch was mit Fleisch angeboten würde. Es müssen ja nicht immer die Mengen sein, dass sich die Tische biegen und es sollte auch auf Fleisch zurückgegriffen werden, das regional zu beziehen ist, also kein Rindfleisch", so eine Leserin.

"Kultur sollte nicht einseitig politisch sein"


"Muss ja keiner essen. Allerdings sollte Kultur auch nicht einseitig politisch sein und daher dürfte es auch keine Förderung mehr für das Theater geben. Und der Zwang zum Veganismus ist eine einseitige politische Willenserklärung", so ein Leser. Ähnlich sieht es auch der Autor des folgenden Kommentars: "Herr Ordon hat völlig recht. Diese ständige Bevormundung ist schrecklich und muss sofort geändert werden. Was wäre denn passiert, wenn nur noch Bockwurst angeboten würde?"


Dass eine Politisierung über das Essen im Theater stattfinde, findet auch der folgende Leser nicht in Ordnung: "Eine wichtige Kultur-Institution wird unter dem Vorwand des Klimaschutzes politisch/ideologisch missbraucht. Streng genommen produziert der Kulturbetrieb viel CO₂. Das sollten die Akteure vielleicht mal bedenken".

"Es gibt noch andere Fressbuden"


Doch es gibt auch Stimmen, die das Theater verteidigen und den Ärger anderer nicht verstehen können: "Ich finde es immer wieder erschreckend, dass es für viele Menschen offenbar ein Problem darstellt, mal eine Mahlzeit auf Fleisch zu verzichten. Da geht es mir auch gar nicht darum, dass man sich zwingend ausschließlich vegetarisch/vegan ernähren muss, aber warum ist es so ein großes Thema, wenn an einem Ort kein Fleisch angeboten wird? Man fällt nicht gleich um, wenn man mal vegetarisch isst", moniert diese Leserin ihre Mitmenschen anderer Meinung.


"Ich esse, was ich will", macht ein Leser deutlich, worauf ein anderer wiederum schreibt: "Ich auch, aber ich kann auch niemandem vorschreiben, was er mir anzubieten hat", womit dieser das Theater verteidigt. Ähnlich sieht es auch dieser Leser: "
Man kann es übertrieben finden. Aber das Theater hat ja wohl das alleinige Recht, zu entscheiden, was es aufführt und an Speisen anbietet. Wer ins Theater geht, ist zumeist einigermaßen intelligent und zuallererst wegen des Stücks dort. Und nicht um abgelaufenes Billig-Fleisch zu verschlingen. Dafür gibt es wohl genug andere "Fressbuden" - ganz ohne so ein Theater nebenan". Er selbst sei kein Veganer, aber die Aufregung darüber, dass an einem Theater kein Fleisch angeboten wird, sei für ihn im Jahre 2021 "sowas von pubertär oder rückschrittlich".


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