Kluschke wieder: KW 03/20 - Beethoven und Organspender

Der wöchentliche Satire-Beitrag unseres ehemaligen Redaktionskollegen. Kann man lesen, muss man aber nicht.

von Karl-Heinz Kluschke


Ein Beethoven-Drop im Beethoven-Jahr 2020. Füllt irgendwelche Kassen und verklebt irgendwelche Mägen.
Ein Beethoven-Drop im Beethoven-Jahr 2020. Füllt irgendwelche Kassen und verklebt irgendwelche Mägen. | Foto: Marc Angerstein

Region. (Anmerkung der Redaktion:) Der wöchentliche Beitrag unseres ehemaligen Redaktionskollegen und Organspenders Karl-Heinz Kluschke wird aus alter Verbundenheit veröffentlicht. Oder weil man ja mal eines seiner Organe gebrauchen könnte. Man weis ja nie... Aber: Wie immer distanziert sich die gesamte Redaktion von dem Inhalt des Beitrages, den Sie lesen oder direkt aus der Fotokabine des Peiner Bürgeramtes als Podcast hören können.




Nach den ersten drei Wochen des Beethoven-Jahres kann ich beruhigt feststellen, das Jahr ist deutlich besser angelaufen, als erwartet, trotz des Klimawandels und der Bonflut, die aber nur die Einzelhändler überschwemmt.

Kunden ignorieren diese Thermopapierschlangen, weil sie darin weder die gerade gekauften Löwen-Brötchen oder Lessing-Bagels, noch Mozart-Kugeln oder Beethoven-Drops einwickeln können.

Ja, neben Mozart-Kugeln gibt es jetzt auch Beethoven-Drops. Die helfen gegen Unterzuckerung, dienen der Kommerzialisierung Beethovens und sie steigern die Konzentration der Lutschenden. Ich lutsche sie. Und selbst die Namen der SPD-Bundesvorsitzenden Esken und Walter-Borjahns kann ich mir inzwischen merken.

Die machen den Job ja auch schon eine ganze Weile, und zwar schon so lange, dass wir uns nun unweigerlich der Fragestellung nähern, wie lange sie sich wohl noch im Amt halten werden. Und man möchte dann ja auch wissen, wer denn da überhaupt zurück getreten ist.

Eines muss man den beiden ja lassen, sie haben die politische Winterpause geschickt genutzt: Bon-Pflicht, Tempolimit, Bundeswehr-Einsätze, Windräder, Mindestlohn, Freigabe von Cannabis, Kabinettsumbildung, Organspende - zu allem hatten sie Gehaltvolles zu sagen. Nur zu einem Thema nicht: Zur alljährlichen Vogelzählung, auch die liegt ja nun schon hinter uns.

Entschieden ist entschieden, Körperteile hiergeblieben!



Die Angst, als komische Vögel identifiziert zu werden und selbst gezählt zu werden, war einfach zu groß. Klar ist: Der Staat ist weder Eigentümer der Vögel, noch Eigentümer der Körper seiner Bürger. Letzteres hat der Bundestag eindrücklich entschieden. Entschieden ist entschieden, Körperteile hiergeblieben! Die Bürger sind also auch weiterhin keine lebenden Ersatzteillager, zu denen der Gesundheitsminister Jens Spahn sie machen wollte.

Geplant war, dass jeder Organbesitzer ausdrücklich einer Organentnahme hätte widersprechen müssen. Solange er noch kann. Tote reden nicht, das ist schon eine alte Mafia-Weisheit. Aber wozu brauchen Tote eigentlich ihre Organe? Diese Frage ist berechtigt.

Horst Seehofer will nun mit Hilfe der Einwohnermeldeämter unserer Region ins Passfotogeschäft einsteigen, damit der Organspender einwandfrei seinem Namen zugeordnet werden kann. Das amtliche Passbild des Leber-, Herz- oder Nierenspenders, könnte zu Lebzeiten des Fleisches 50 Euro oder mehr kosten, was zu vermehrten Herzinfarkten und zu mehr potentiellen Organspendern führen würde.

Aber das ist unsinnig, denn nach Beschluss des Deutschen Bundestages, behält nun jeder der ohne Organspendeausweis stirbt, alle seine Organe. Also alle, die er bei sich hat. Der Bürger kann nach Beschluss auch nicht zur Organspende gezwungen werden.

Es ist wie beim Schlachtvieh, die Bauern hier im Braunschweiger Land wissen das: Zwang darf nicht ausgeübt werden, das führt zu Stress und damit zu erhöhter Stresshormonausschüttung, was die Qualität des Fleisches erheblich mindern würde.

Aber es stellen sich neben Qualitäts- oder moralisch-ethischen Fragen noch ganz andere:

Könnte die Lunge eines ASSE-2-Bergbau-Ingenieurs im Körper von Heike Wiegel überhaupt atmen? Und stimmt die Blutgruppe „Gelbes A“?

Würde die Leber eines Braunschweiger Protestanten im Körper von Propst Reinhard Heine störungsfrei arbeiten? Oder macht die ein Kreuz durch die medizinischen Pläne?

Könnte man eine Niere des Klimawandel-Leugners Donald Trump im Körper einer Wolfsburger Fridays-for-Future-Aktivistin einbauen oder ist dies einfach zu heiß?

Wäre es überhaupt verantwortbar, einem Helmstedter AfD-Wähler ein Organ eines Flüchtlings einzusetzen? Oder sogar das eines Sozialdemokraten?

Könnte das Herz von Frank Oesterhelweg auch in der Brust von Wolfenbüttels Bürgermeister Thomas Pink schlagen – oder sind da die Abstoßungsreaktionen einfach zu groß?

Fragen über Fragen. Alle ungeklärt. Aber Dank Seehofers Behördenpassbilder ist zumindest die Identität der potentiellen Organspender einwandfrei feststellbar.

Live - aus der Fotokabine des Peiner Bürgeramtes – Karl-Heinz Kluschke für regionalHeute.de


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