Braunschweig.Der Rat der Stadt Braunschweig hat den Weg für den Bau eines Kongresshotels (mindestens 3 Sterne) mit 170 Zimmern an der Stadthalle den Weg geebnet. Der Rat stimmte dem Verkauf des bisher städtischen Grundstücks am Leonhardplatz an eine noch zu gründende Projektgesellschaft der Volksbank BraWo Projekt GmbH zu. Außerdem entschied man sich zum Abriss der derzeit vorhandenen Parkpalette an der Stadthalle und zu einem Neubau zu einem Preis von maximal vier Millionen Euro. Diese Kosten wird die Stadt tragen – Braunschweig soll als Kongress-Standort gestärkt werden.
Finanzdezernent Christian Geiger erläuterte, dass man für die Stadthalle rund 300 Parkplätze benötigen würde. Das neue Kongress-Hotel bräuchte zudem 50 weitere Plätze. Wenn man auf der Fläche ein Hotel bauen wolle, dann müsste man einen Teil der Parkpalette wegnehmen, um alles unterzubekommen. Er stellte im Rat die Frage: "Warum macht man das überhaupt? Man gibt vier Millionen aus, damit ein privater Investor ein Hotel bauen kann? Das ist zu kurz gegriffen, es stärkt Braunschweig als Kongressstadt." Wenn man bestehen wolle, dann müsse man auch in die Stadthalle und das Umfeld investieren.
Grüne üben Kritik
Im Vorfeld hatte es besonders von den Grünen Kritik gegeben: Die vorhandene Parkpalette soll auf Kosten der Stadt abgerissen und neu errichtet werden. Dafür sollen laut Vorschlag im Haushalt 2016 rund vier Millionen Euro bereitgestellt werden. Zudem halten die Grünen, die veranschlagte Nutzungsdauer der neuen Parkpalette von 90 Jahren für deutlich zu hoch gegriffen. Damit solle offensichtlich die durchschnittliche jährliche Kostenbelastung schön gerechnet werden. Dazu wäre man nicht davon überzeugt, dass neben dem geplanten Intercity Hotel am Hauptbahnhof und dem dort bereits bestehenden Mercure Atrium zwingend ein weiteres Hotel in diesem Bereich erforderlich ist. Holger Herlitschke, Grüne, gab zu bedenken, dass sich der Hotelmarkt entwickelt hätte. Die Studie darüber, was der Braunschweiger Hotelmarkt bräuchte, wäre schon vier Jahre alt. Man müsse zumindest vorher noch einmal den Markt untersuchen. Außerdem äußerte er die Befürchtung, dass die Kostenschätzung von vier Millionen Euro noch zu niedrig gegriffen wäre. Die Risiken der Ausgaben wären den Grünen zu hoch, deshalb stimmte man auch nicht zu.
CDU sieht die Chancen
Kai-Uwe Bratschke, CDU, erklärte: "Natürlich hat uns zuerst die Summe irritiert, aber wir gehen fest davon aus, dass sich das Hotel rechnen wird. Braunschweig wird weiter wachsen und auch der Investor wird es gut durchgerechnet haben, ob sich der Hotelbau lohnt. Wir brauchen eine attraktive Stadthalle, die auch als Kongress-Standort dienen kann.Wir können jetzt einen weiteren Schritt machen und mehr Kongresse in die Stadt holen. Das ist gut für Braunschweig. Das jetzt drei neue Hotels entstehen, zeigt, dass Braunschweig weiterhin enormes Potenzial hat. Mehr Besucher, bedeuten auch mehr Einnahmen, außerdem ist es ein Image-Gewinn. Bei Investitionen in die Zukunft, wollen wir das Steuergeld sinnvoll einsetzen."
SPD stellt sich hinter die Pläne
Peter Rosenbaum, BiBS, erwähnte, dass die Idee eines Kongress-Hotels bereits vor über zehn Jahren vom ehemaligen Stadthallen-Chef Uwe Birker vertreten worden wäre. Man habe Birker damals abgewürgt. Rosenbaum wäre deshalb froh, dass jetzt endlich ein Kongress-Hotel an der Stadthalle entstehen könnte. Auch Christoph Bratmann, SPD, gab an, dass es wichtig wäre, die Hotellandschaft der Stadt weiterzuentwickeln. Das habe man zu lange vernachlässigt. Der Investor habe einen guten Ruf, deshalb könnte man die Planungen unterstützen.
Skepsis bleibt
Gerold Leppa,Wirtschaftsdezernent Stadt Braunschweig, rechnete vor, dass man seit 1995 bis zum Jahr 2014 in der Stadt immer 3.500 Betten in den Hotels gehabt hätte. Die Übernachtungen wären aber von 327.000 auf über 500.000 im letzten Jahr gestiegen. Deshalb wäre Handlungsbedarf da. Wolfram Schicke-Uffmann, Piraten, gab zu bedenken, dass man mit dem Projekt ein Nullsummen-Spiel anfangen würde. Er glaube nicht an einen finanziellen Aspekt. Man könnte auch mit anderen Dinge die Stadt zukunfstfähig machen. Ähnlich sah es Udo Sommerfelf, Linke, die direkte Anbindung der Stadthalle an ein Hotel würde sicher Vorteile bringen, doch es wäre sehr unsicher, ob die Kosten wirklich eingehalten werden könnten.
"Müssen investieren"
Oberbürgermeister Ulrich Markurth verteidigte das Projekt: "Es geht nicht darum, dass wir vier Millionen ausgeben, damit es ein neues Hotel gibt. Es geht in erster Linie um die Frage, wie entwickeln wir unsere Stadthalle weiter? Wenn wir nichts machen, dann sehe ich keine rosige Zukunft. Wollen wir die Chance an uns vorbeigehen lassen, Wissenschafts-Kongresse in die Stadt zu bekommen?" Viele Kongresse würden eben nicht nach Braunschweig kommen, weil die Qualität der Stadthalle es momentan nicht hergeben würde. "In den nächsten Jahren werden wir noch sehr viel mehr Geld in die Hand nehmen müssen, um alles vor Ort zu ertüchtigen. Das ist eine kommunale Aufgabe, die auf uns zukommt. Wenn wir nichts machen, dann fallen wir zurück, es ist höchste Zeit das anzugehen." Die Vorlage wurde mit den Stimmen der CDU und der SPD angenommen.
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