Krach zwischen IG BAU und Arbeitgebern: Platzt der Baumindestlohn?

Eigentlich sollen Bauarbeiter ab Mai mindestens 13,45 Euro verdienen, ab Ende des Jahres sogar mehr als 15 Euro. Doch das droht nun zu platzen, warnt die IG BAU.

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Über dts Nachrichtenagentur

Region. Die Preise im Supermarkt ziehen an – und auch der Mindestlohn auf dem Bau soll steigen: Ab Mai könnten viele der rund 1.100 Baubeschäftigten im Landkreis Goslar mindestens 13,45 Euro pro Stunde verdienen – sie bekämen dann einen um 60 Cent höheren Branchenmindestlohn. Doch das drohe noch zu scheitern, wie die IG BAU in einer Pressemitteilung erklärt. Die Schuld dafür gibt die Gewerkschaft den Arbeitgebern. Es gebe zwar einen Schlichtungsspruch, den hätten bisher aber nur die Gewerkschaften angenommen.



Der Bau warte auf ein „Ja“ der Arbeitgeber zum Branchenmindestlohn. Dazu müssten Bauindustrie und Bauhandwerk bis kommenden Freitag einen Schlichterspruch zum eigenen Mindestlohn für den Bau annehmen. Die Gewerkschaften hätten das bereits getan, so die IG BAU „Es steht Spitz auf Knopf. Der Countdown läuft“, so Karl-Heinz Ehrenberg. Der Bezirksvorsitzende ruft die Bauunternehmen im Braunschweiger Land auf, ihren Arbeitgeberverbänden „das eindeutige Signal zu geben, den Branchenmindestlohn auf dem Bau zu retten“. Andernfalls würde es auf den Baustellen eine „regelrechte Abwanderungswelle“ geben, befürchtet Ehrenberg: „Kein Mensch stellt sich bei Wind und Wetter hin und schuftet körperlich hart, um lediglich den gesetzlichen Mindestlohn und damit an der untersten Lohnkante zu verdienen: Minilohn für Maxileistung – das passt nicht. Schon gar nicht bei einer Inflation, die enorm anziehe und die Preise weiter steigen lasse“

Volle Auftragsbücher auf dem Bau


Die Baubranche habe nach wie vor volle Auftragsbücher: Für den Neubau von Wohnungen, für Energiespar-Sanierungen und für seniorengerechte Modernisierungen suchten Unternehmen schon heute neue Mitarbeiter. Es sei ein offenes Geheimnis, dass die Branche auf Zuwanderung dringend angewiesen sei. Der Ruf nach Fachkräften aus dem Ausland würde immer lauter, so Gewerkschaftschef Ehrenberg. „Was die Manpower angeht, steht hier eine ganze Branche mit dem Rücken zur Wand. Sollte der Bau-Mindestlohn jetzt an den Arbeitgebern scheitern, dann scheitern auch viele Neubau- und Sanierungsmaßnahmen im Kreis Goslar. Nämlich genau die, bei denen Bauarbeiter nur den Mindestlohn und nicht den fairen und deutlich höheren Tariflohn bekommen." Vor allem sei der Baumindestlohn auch ein Garant für den fairen Wettbewerb der Branche.

Mit seinem Schlichterspruch zum Branchenmindestlohn habe der Präsident des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, dem Bau bei der Lohnuntergrenze eine Perspektive gegeben. Er hat vorgeschlagen, den generellen Bau-Mindestlohn nicht nur ab diesem Mai, sondern auch im nächsten und übernächsten Jahr um jeweils 60 Cent zu erhöhen. Der Mindestlohn für Facharbeiter im Braunschweiger soll, so schlägt der Schlichter vor, bis zum Ende dieses Jahres bei 15,70 Euro liegen und dann als feste Position im Tarifpaket verhandelt werden.


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