Leben in Ungewissheit - So lange warten Patienten auf das Ergebnis ihres PCR-Tests

Die Landkreise und Städte der Region geben unterschiedliche Zeitspannen dafür an, bis ein Getesteter weiß, ob er als Corona-Neuinfektion gilt oder nicht.

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Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Rudolf Karliczek

Region. Die PCR-Testung ist das entscheidende Kriterium, ob ein Patient als Corona-Neuinfektion gilt oder nicht. Umso wichtiger ist eine zügige Auswertung und Informierung der Betroffenen. Angesichts der sich derzeit zuspitzenden Lage fragten wir bei den Städten und Landkreisen der Region nach, wieviel Kapazitäten derzeit vorhanden sind und wie lange die Getesteten in der Regel in Ungewissheit leben.



Zu Beginn der Pandemie nahm der Dachverband der niedergelassenen Ärzte in der Region, die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen Bezirksstelle Braunschweig, eine wichtige Rolle in Sachen Testungen ein. Mit einem Test-Mobil und einem Test-Drive-In machte man in Hochzeiten über 70 Abstriche am Tag (regionalHeute.de berichtete). Doch diese Maßnahmen gibt es inzwischen nicht mehr, wie die KVN auf Anfrage bestätigt. "Die meisten Arztpraxen bieten PCR-Tests an. Allerdings steht derzeit das Impfen in den Praxen deutlich im Vordergrund", berichtet Stefan Hofmann, Geschäftsführer der KVN Bezirksstelle Braunschweig. Die zuständigen PCR Labore seien in der Region sehr unterschiedlich organisiert, von Arztpraxis zu Arztpraxis und dauerten in der Regel 24 bis 48 Stunden. "Die Arztpraxen sind derzeit mit den aktuellen Aufgaben in der andauernden Pandemie im Grenzbereich der Belastung angekommen und teilweise darüber!", gibt Hoffmann zu bedenken.


Doch wie sieht die Situation in den Gesundheitsämtern der einzelnen Landkreise und Städte aus? Hier laufen in der Regel die Fäden zusammen, wenn es um die Informationen der Zahl der Neuinfektionen, Information der Kontaktpersonen und um die Verhängung von Quarantänemaßnahmen geht. Eine schnelle Gewissheit über den Ausgang des Tests ist daher von großer Bedeutung.

"Bearbeitung hat absolute Priorität"


"Das Gesundheitsamt ist bemüht die positiven Testergebnisse so schnell wie möglich zu bearbeiten. Sie haben in der Bearbeitung die absolute Priorität", erklärt Pressesprecher Dr. Martin Neumann für die Stadt Salzgitter. Zwischen ein bis zwei Tage dauere es, bis die getesteten Bürgerinnen und Bürger informiert würden - am Wochenende etwas länger als unter der Woche. "Aktuell können sich durch die erhöhte Arbeitsbelastung des Teams Infektionsschutz zeitliche Verzögerungen ergeben. Hierbei handelt es sich allenfalls um Stunden", versichert Neumann.


Das Corona-Drive-In in Salzgitter
Das Corona-Drive-In in Salzgitter Foto: Rudolf Karliczek


Die Testlabore würden nach den Kriterien Umfang der Leistung, Geschwindigkeit der Bearbeitung, entstehende Kosten und Regionalität ausgewählt. Kapazitäten für ein eigenes Labor zu schaffen, sei aktuell nicht geplant. Die Zusammenarbeit mit den beauftragten Laboren funktioniere gut und reibungslos. "Als äußerst vorteilhaft hat sich beim Gesundheitsamt Salzgitter jedoch die Möglichkeit erwiesen, im sogenannten Drive-In PCR-Tests im Auto durchzuführen", so Dr. Neumann abschließend.

Auswertung zwischen 24 und 72 Stunden


Im Landkreis Peine dauere aktuell eine Auswertung zwischen 24 und 72 Stunden, abhängig von der Laborauslastung, lässt uns Kreissprecherin Katja Schröder wissen. Die Betroffenen würden noch am selben Tag informiert. Die Mitteilung erfolge telefonisch, nur wenn der oder die Betreffende telefonisch nicht erreicht werden könne (zum Beispiel bei einer falschen Telefonnummer auf dem Laborschein) erfolge die Information über einen Brief, der von einem Mitarbeiter des Gesundheitsamt direkt überbracht werde. "Wir haben inzwischen schon lange einige wenige feste Labore mit denen wir zusammen arbeiten", berichtet Schröder weiter. Die hierfür entscheidenden Kriterien seien der Umfang der Labor-Kapazität, der Zeitpunkt der Befundübermittlung und die Erfahrungen in der Kooperation mit dem Labor sowie die Ct-Wert-Bestimmung bei positiven Befunden. Kapazitäten, um im Gesundheitsamt selber PCR-Tests auszuwerten seien nicht vorhanden.

Befund über elektronischen Weg


Das Gesundheitsamt des Landkreis Gifhorn habe die Ergebnisse der PCR-Abstriche im Normalfall sehr schnell, meist innerhalb von zwölf Stunden, je nach Zeitpunkt der Probenahme, berichtet Landkreissprecher Jan-Niklas Schildwächter. Der Patient habe das Ergebnis oftmals noch eher, in jedem Fall aber zeitgleich mit dem Gesundheitsamt. Das Labor übermittele den Befund über den elektronischen Weg an das Gesundheitsamt und direkt an die Corona-Warn-App des Patienten. Der telefonische Kontakt zwischen einem Ermittler und der positiv getesteten Person erfolge im Anschluss und könne je nach Fallaufkommen variieren. In der Regel am Folgetag der Testung.


Hinsichtlich der Auswahl des Analyselabors habe es ein breitgefächertes Auswahlverfahren gegeben, bei dem sämtliche Labore im Umkreis in den wichtigsten Kriterien verglichen worden seien. Dazu zählen unter anderem Wirtschaftlichkeit, Maximalkapazitäten, Organisation des Probentransportes, Übermittlungssoftware für die Befunde, Geschwindigkeit der Diagnostik, Möglichkeiten der Sequenzierungen, fachliche Ansprechpartner und die Arbeitszeiten. Das Gesundheitsamt selbst habe nicht die Möglichkeit PCR-Abstriche zu diagnostizieren. "Professionelle Maschinen sind im hohen Preissegment angesiedelt und abseits der epidemischen Lage führt das kommunale Gesundheitsamt im Normalbetrieb keinerlei solcher Tests durch. Daher ist die Anschaffung eines solchen Geräts nicht praktikabel", so Schildwächter abschließend.

Ergebnis über Corona-Warn-App


Im Landkreis Wolfenbüttel sind es aktuell ein bis zwei Tage, bis das Ergebnis im Gesundheitsamt vorliegt, berichtet Landkreissprecher Andree Wilhelm. Die Patienten könnten das Laborergebnis über die Corona-Warn-App abrufen. Bei einem positiven Sars-CoV-2 Befund werde der Patient zusätzlich vom Gesundheitsamt telefonisch informiert, die Quarantänedauer mitgeteilt und das Umfeld ermittelt.

Das Gesundheitsamt habe Labore in der näheren Umgebung gewählt, die qualifiziert seien, entsprechende Laboruntersuchungen durchzuführen. Durch die relative Ortsnähe sei gewährleistet, dass Proben zeitnah abgeholt beziehungsweise ins Labor zur Auswertung kämen. Die Schaffung von Möglichkeiten, selbst PCR-Tests durchzuführen, sei unrealistisch, da die entsprechenden Bedingungen wie Labor-Fachpersonal, Laborgeräte und Räumlichkeiten nicht vorhanden seien.

Nur akkreditierte Labore


Ähnlich sieht man dies in der Stadt Wolfsburg. "Aufgrund der hohen Kosten und dem fehlenden zusätzlichen geschulten Personals ist das aktuell nicht umsetzbar", erklärt Elke Wichmann aus der Pressestelle der Stadt. Man arbeite hier nur mit Laboren zusammen, die akkreditiert sind und die Befunde innerhalb von 24 Stunden vorlegen würden. Daher müssten auch die Patienten in der Regel 24 Stunden auf die Auswertung ihres PCR-Tests warten. Sie würden zeitgleich über einen QR-Code informiert.

Auch im Landkreis Helmstedt würden grundsätzlich nur akkreditierte Labore beauftragt. Die Auswahl werde durch den jeweiligen Auftraggeber (Ärzte/Kliniken/Gesundheitsamt) getroffen, heißt es auf Anfrage. Patienten würden in der Regel 24 Stunden auf die Auswertung ihres PCR-Tests warten. Normalerweise werde die Information aus dem Labor noch am selben Tag telefonisch an den Patienten weitergegeben. Auch im Landkreis Helmstedt sieht man keine Möglichkeit für ein eigenes Testlabor.

"Qualifizierte Kommunikation wichtig"


Das Gesundheitsamt der Stadt Braunschweig arbeitet mit den Laboren zusammen, mit denen der Transport der Proben ins Labor, eine zeitnahe Analyse und eine qualitätsgesicherte Auswertung möglich ist, erklärt Rainer Keunecke vom Referat Kommunikation der Stadt. Außerdem sei eine gute Erreichbarkeit und qualifizierte Kommunikation bei Rückfragen zu Laborergebnissen erforderlich. Die Labore müssten an das DEMIS-Computerprogramm angeschlossen sein, damit die Laborergebnisse vollelektronisch übermittelt werden könnten. Das Gesundheitsamt führe selbst keine PCR-Untersuchungen durch. "PCR-Untersuchungen bedürfen eines komplizierten Auswertungsverfahrens. Dafür sind besondere Fachkenntnisse und Qualitätsmaßnahmen erforderlich. Dieses ist aus personellen und finanziellen Gesichtspunkten im Gesundheitsamt nicht möglich", so Keunecke.


Die Patienten erhielten die Ergebnisse der PCR-Tests in der Regel innerhalb von 24 Stunden. Durch die hohen Infektionszahlen habe die Auslastung der Labore zurzeit deutlich zugenommen. Daher dauerten einige Auswertungen zurzeit auch länger als 24 Stunden. Der Patient könne das Ergebnis auf elektronischem Wege erhalten, wenn entsprechende Kommunikationswege benannt würden.

Der Landkreis Goslar haben bislang nicht auf unsere Anfrage geantwortet.


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