Hannover. Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) schlägt Alarm. Das neue Schuljahr 2022/2023 werde an sehr vielen Schulen in Niedersachsen so beginnen, wie das alte Schuljahr geendet habe: "nämlich mit einem eklatanten Mangel an Lehrkräften und Unterstützungspersonal und in der Folge stark überlasteten Lehrkräften". Vorwürfe machen die Lehrer vor allem auch Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD).
Der habe es auch dieses Schuljahr nicht geschafft, alle ausgeschriebenen Lehrkräftestellen zu besetzen. "Die daraus resultierende schlechte Unterrichtsversorgung wird für alle an Schulen Beteiligten zu einer nicht hinnehmbaren Belastung und Benachteiligung führen", so der Lehrerverband. Leider sei das an vielen Schulen bereits Realität, sagte der VNL-Landesvorsitzende Torsten Neumann am heutigen Montag.
Konkret konnten bislang nur etwa dreiviertel der ausgeschriebenen Stellen besetzt werden. Und es soll zahlreiche Regionen geben, in denen die Einstellungsquote deutlich unter diesem Durchschnitt liegt. So konnten beispielsweise im Celler Bereich von 67 ausgeschriebenen Stellen lediglich 29 besetzt werden, das entspricht einer Quote von 43 Prozent. Betroffen sind nicht nur die nicht-gymnasialen Schulformen im Sekundar-I-Bereich, sondern auch die Grundschulen. Im Raum Celle konnten lediglich 32 Prozent der ausgeschriebenen Stellen besetzt werden.
"Verheerende Folgen"
"Die Folgen werden verheerend sein, denn gerade die Grundschulen bilden das Fundament für die weitere schulische Laufbahn aller", sagte Neumann. Der VNL warnt sogar jetzt vor "weiteren Unruhen" durch den Lehrkräftemangel an den Schulen. Das seit Jahren praktizierte "Abordnungskarussell" werde die Schulen und die Lehrkräfte über Gebühr belasten und kann oftmals lediglich nur ein Notbehelf für die Schulen sein. Und auch das von Kultusminister Tonne initiierte "Lehrkräfte-Gewinnungspaket" habe noch nicht so greifen können, wie es nötig gewesen wäre, um die Situation spürbar zu verbessern. Die Erleichterungen bei der Einstellung von Quereinsteigern wie beispielsweise von Meistern an Haupt-, Real- und Oberschulen für den praktischen Unterricht könnte den Unterrichtsausfall auch nicht kompensieren.
Lehrer auch mit Corona-Strategie nicht zufrieden
Und als ob das noch nicht genug wäre, kritisieren die Lehrer auch noch die Pläne für den weiteren Umgang mit der Corona-Pandemie. Die unmittelbar nach den Sommerferien startende freiwillige Corona-Testphase sieht der Verband "sehr kritisch". "Diese wird ihren Zweck durch die Freiwilligkeit verfehlen", so der Lehrerverband. "Ungelöst sind auch noch die Maßnahmen, wie in den Schulen der zu erwartenden Energiekrise im Winter begegnet werden soll."
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