Mehr Impfen, mehr Kontrollen - So will Salzgitter raus aus der Hochinzidenz-Zone

Mit einem Inzidenz-Wert von über 190 ist Salzgitter in Niedersachsen trauriger Spitzenreiter. Als mögliche Ursachen werden die britische Virus-Mutation und die verdichteten Wohnverhältnisse genannt.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Salzgitter. Mit einem 7-Tage-Inzidenz-Wert von 191,8 ist die Stadt Salzgitter niedersachsenweit trauriger Spitzenreiter in Sachen Corona-Neuinfektionen. Über mögliche Gründe dafür und geplante Maßnahmen dagegen gab die Verwaltungsspitze der Stadt am heutigen Montag Auskunft in einer Online-Pressekonferenz.


Seit Wochen habe der Inzidenz-Wert in Salzgitter immer um die 100 gelegen, nun habe es seit Freitag diesen dramatischen Anstieg gegeben, berichtete Oberbürgermeister Frank Klingebiel. Eine wirkliche Erklärung habe man nicht. Es gebe keine klar eingrenzbaren Hotspots sondern ein diffuses Infektionsgeschehen. Im Wesentlichen spiele sich dieses im privaten Raum und in den Familien ab. Zwar würden häufig Kinder in der Schule positiv getestet, die Infektion habe dann aber in der Regel im familiären Bereich stattgefunden.

Häufig ganze Familienverbände infiziert


Eine mögliche Erklärung für die Entwicklung sieht Klingebiel im Zusammenspiel zweier Faktoren: dem Zusammenleben auf engem Raum und der Ausbreitung der britischen Corona-Mutation. Es sei zu beobachten, dass sich häufig ganze Familienverbände infizierten und viele Corona-Tests der Kontaktpersonen der ersten Kategorie ebenfalls positiv seien. Gleichzeitig treten gehäuft dort Fälle auf, wo es einen verdichteten Wohnraum und verstärkt auch alte, kleine Wohnungen gebe, berichtete Stadtrat Dr. Dirk Härdrich. Daher schließe man daraus, dass es dort, wo es zuvor noch möglich gewesen sei einen einzelnen Corona-Fall zu isolieren, nun durch die deutlich ansteckendere Corona-Mutation ein ganzer Hausstand infiziert werde.


Weitere Gründe, die OB Klingebiel für das Ansteigen der Infektionen ausmachte, ist die gestiegene Zahl der Tests und die bröckelnde Akzeptanz gegenüber den Maßnahmen in der Bevölkerung. Ersteres sei ein gewollter Effekt, damit man die Infektionsherde erkennen und in Quarantäne stecken könne. Laut Klingebiel werde das dazu führen, dass sich in Kürze alle Landkreise wieder dem Inzidenz-Wert von 100 näherten. Zweiteres sei nun der größte Ansatzpunkt für die geplanten Maßnahmen der Stadt, um die Zahl der Neuinfektionen zu stoppen.


Diejenigen, die sich nicht an die Regeln halten, werden es sehr schnell zu spüren bekommen!

- Frank Klingebiel, Oberbürgermeister der Stadt Salzgitter


Frank Klingebiel.
Frank Klingebiel. Foto: Rudolf Karliczek


Ordnungsdienst wird verdreifacht


Im Prinzip reichten die bestehenden Regeln aus, sie müssten nur eingehalten werden, betonte Frank Klingebiel. Ergänzend soll es aber eine Allgemeinverfügung geben, die eine Maskenpflicht auf den Parkplätzen am Salzgittersee sowie an der Burg Lichtenberg vorsieht. Diese hätten sich als Treffpunkte vorwiegend junger Menschen entwickelt. Doch vor allem wolle man die Kontrollen im gesamten Stadtgebiet deutlich erhöhen. Der Ordnungsdienst soll verdreifacht werden. Gemeinsam mit der Polizei will man vehement Präsenz zeigen. Wichtig sei laut Klingebiel auch, dass die Strafen auf dem Fuße folgten. "Diejenigen, die sich nicht an die Regeln halten, werden es sehr schnell zu spüren bekommen", versprach der Oberbürgermeister. Ob die Anordnung einer Testpflicht bei Erwischten rechtlich möglich sei, werde geprüft. Gleichzeitig soll aber auch die Sozialarbeit in den Brennpunktgebieten verstärkt werden, um mehr Akzeptanz der Maßnahmen zu vermitteln.


Eine weitere Maßnahme, auf die man setzen wolle, sei die Impfquote zu erhöhen. "Jeder geimpfte Mensch trägt dazu bei, dass sich die Pandemie nicht weiter ausbreitet", erklärte Stadtrat Eric Neiseke. Das Impfzentrum solle daher seine Kapazitäten von drei auf sechs Impfstraßen erweitern. Hierfür werde jedoch so schnell wie möglich weiterer Impfstoff benötigt. Als Hochinzidenzkommune fordere man vom Land zusätzliche Lieferungen. Bislang sind in Salzgitter 8.151 Personen erstgeimpft, 2.937 haben ihre Zweitimpfung erhalten. Wenn es ausreichend Impfstoff gebe, fordere man mehr Flexibilität bei der Impfreihenfolge - vor allem, wenn die niedergelassenen Ärzte eingebunden würden. "Der Bund muss damit aufhören, kleinteilige Regelungen aufzustellen, die die Leute, die es umsetzen müssen, in den Wahnsinn treiben", so Klingebiel.

Öffentliche Plätze entzerren


Eine dritte Maßnahme werde es sein, die öffentlichen Plätze zu entzerren. Gerade angesichts des beengten Wohnraums sei es wichtig, dass die Menschen an die frische Luft kämen. Für die Sportvereine wolle man das Terminmanagement übernehmen, damit diese ihr begrenzt mögliches Angebot besser koordinieren können. Angesichts der anstehenden wärmeren Jahreszeit müssten auch die Ströme am Salzgittersee geordnet werden. Auf den Liegewiesen soll es - wenn es dann noch nötig ist - markierte Bereiche geben, an denen sich die Besucher orientieren sollen.

Eine gute Nachricht hatte Frank Klingebiel allerdings auch. Die Auslastung der Krankenhäuser sei bislang zu keinem Zeitpunkt der Pandemie dramatisch gewesen. Derzeit befänden sich im St. Elisabeth Hospital vier Corona-Patienten (einer auf der Intensivstation) und im Helios Klinikum zwei Covid-Patienten (beide intensiv).


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