Region. Nahezu tagtäglich berichtet regionalHeute.de über schwere Straftaten, die in der Region begangen werden. Darunter nicht selten Morde, versuchte Tötungsdelikte oder schwere Raubüberfälle. Werden die Ermittlungsbehörden der Täter habhaft, so landen diese bestenfalls vor Gericht. In diesem Artikel zeigen wir, welche Prozesse vor den für die Region zuständigen Landgerichten im November geführt werden.
Im deutschen Rechtssystem haben verschiedene Gerichte unterschiedliche Zuständigkeiten. Eine wichtige Instanz innerhalb dieses Systems sind die Landgerichte. Doch welche Straftaten werden eigentlich vor dem Landgericht verhandelt?
Die Landgerichte
Die Landgerichte sind in erster Instanz für schwerwiegende Straftaten zuständig, die nicht in die Zuständigkeit der Amtsgerichte fallen. Dazu gehören unter anderem Fälle von schwerer Körperverletzung, (versuchte) Tötungsdelikte wie Mord, Totschlag und fahrlässige Tötung, die eine besondere Schwere aufweisen, Raub und Erpressung in besonders schweren Fällen, schwere Sexualdelikte und Wirtschaftskriminalität.
Wie kommt es zum Prozess?
In Deutschland wird ein Strafprozess nur eröffnet, wenn ein sogenannter hinreichender Tatverdacht besteht – also wenn genügend Beweise vorliegen, dass eine Verurteilung wahrscheinlich ist.
Zunächst führt die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen. Sie arbeitet dabei mit der Polizei zusammen. Wenn sich der Verdacht gegen eine bestimmte Person erhärtet, entscheidet die Staatsanwaltschaft, ob sie Anklage erhebt oder das Verfahren einstellt.
Wird die Anklage erhoben, prüft das zuständige Gericht - zum Beispiel das Landgericht - ob die Voraussetzungen für einen Prozess vorliegen. Das Gericht eröffnet das Hauptverfahren nur dann, wenn es die Anklage für ausreichend begründet hält.
Erst mit dieser Eröffnung des Hauptverfahrens kommt es zu einem Gerichtsprozess. Dort werden die Beweise erneut geprüft, Zeugen und Gutachter angehört und schließlich ein Urteil gefällt.
Die Landgerichte der Region
Für die Region sind zwei Landgerichte zuständig. Das Landgericht Braunschweig für Braunschweig, Wolfsburg, Helmstedt, Wolfenbüttel, Salzgitter und Goslar und das Landgericht Hildesheim für die Landkreise Gifhorn (ohne Samtgemeinden Brome und Boldecker Land, LG Braunschweig) und Peine (ohne Gemeine Vechelde und Wendeburg, LG Braunschweig). Die Gerichte melden die anstehenden Prozesse für den jeweiligen Monat. Im November werden unter anderem folgende Prozesse an den Landgerichten verhandelt.
Landgericht Braunschweig
Mord in Goslar
Beginn: Dienstag, 4. November 2025, 14:00 Uhr
Weitere Termine: 7., 10., 11., 17., 20. und 26. November sowie 1., 3., 17. und 18. Dezember 2025
Ein 50-jähriger Mann steht im Verdacht, seine Ehefrau im Mai 2025 in Oker ermordet zu haben. Laut Anklage soll er sie im Schlaf mit einem Gemisch aus Grillanzünder und Benzin übergossen und angezündet haben, weil er glaubte, sie betrüge ihn. Die Frau erlitt schwerste Verbrennungen und starb noch am selben Tag. Der Angeklagte befindet sich in Untersuchungshaft.
Computerbetrug mit Apple Pay
Beginn: Mittwoch, 5. November 2025, 9:00 Uhr
Weitere Termine: 7., 12., 17., 20. und 21. November 2025
Sechs junge Männer im Alter zwischen 19 und 21 Jahren müssen sich wegen Computerbetrugs und Fälschung beweiserheblicher Daten verantworten. Sie sollen über eine Telegram-Gruppe gestohlene Kontodaten genutzt haben, um virtuelle Bankkarten zu erstellen und so unberechtigt Geld abzuheben. Der Gesamtschaden soll über 82.000 Euro betragen.
Besitz und Verbreitung kinderpornografischer Inhalte
Beginn: Dienstag, 11. November 2025, 10 Uhr
Ein 45-jähriger Mann aus Königslutter soll im Darknet zwei kinderpornografische Videos hochgeladen und fast 1.000 solcher Dateien besessen haben. Die Vorwürfe beziehen sich auf den Zeitraum zwischen August 2023 und Januar 2024.
Körperverletzungen und Sachbeschädigungen in Braunschweig
Beginn: Mittwoch, 12. November 2025, 9:00 Uhr
Weitere Termine: 1., 15. und 17. Dezember 2025
Ein 54-jähriger Mann soll in mehreren Fällen Menschen geschlagen und getreten sowie einen Kiosk und ein Fahrrad beschädigt haben. Die Staatsanwaltschaft geht von Schuldunfähigkeit aus und beantragt die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus.
NOx-Verfahren gegen fünf VW-Mitarbeiter
Beginn: Donnerstag, 13. November 2025, 10:00 Uhr
Umfang: Rund 90 Prozesstage bis Dezember 2026
Vor der 11. großen Strafkammer des Landgerichts Braunschweig beginnt das umfangreiche NOx-Verfahren gegen fünf teils ehemalige Mitarbeiter der Volkswagen AG. Die Anklage lautet auf gewerbsmäßigen Betrug in Tateinheit mit Steuerhinterziehung und strafbarer Werbung, teilweise auch auf Beihilfe dazu.
Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft sollen die Angeklagten als Führungskräfte zwischen 2006 und 2015 maßgeblich daran beteiligt gewesen sein, dass in Dieselmotoren der Typen EA 189 und EA 288 eine illegale Abschalteinrichtung („Defeat Device“) eingebaut wurde. Diese Software habe die Abgasreinigung während amtlicher Prüfstandstests aktiviert, während sie im normalen Fahrbetrieb weitgehend abgeschaltet gewesen sei. Dadurch seien die gesetzlichen Stickoxidgrenzwerte nur auf dem Prüfstand, nicht aber im Straßenverkehr eingehalten worden.
In der Folge seien in Europa und den USA rund 9 Millionen Fahrzeuge der Marken VW, Audi, Seat und Skoda verkauft worden, obwohl sie tatsächlich nicht zulassungsfähig gewesen seien. Die Käufer seien über die wahren Emissionswerte getäuscht worden, wodurch ein Vermögensschaden in Milliardenhöhe entstanden sein soll.
Darüber hinaus wird den Angeklagten Steuerhinterziehung bei rund 6.800 Fahrzeugen vorgeworfen, für die zu Unrecht eine Kfz-Steuerbefreiung wegen angeblicher „Euro 6“-Norm gewährt worden sei – ein Schaden von etwa 820.000 Euro. Zudem sollen sie irreführende Werbemaßnahmen genehmigt haben, die Fahrzeuge fälschlich als besonders „umweltfreundlich“ darstellten.
Serie von Einbrüchen in Goslar und Clausthal-Zellerfeld
Beginn: Montag, 17. November 2025, 11:15 Uhr
Weitere Termine: 25. November, 1., 15. und 17. Dezember 2025
Ein 36-jähriger Angeklagter sitzt wegen mehrfachen Diebstahls und Einbruchs in Untersuchungshaft. Ihm werden 15 Taten vorgeworfen, darunter vier Wohnungseinbrüche. Insgesamt soll er rund 4.700 Euro erbeutet und 14.000 Euro Schaden verursacht haben. Auch hier prüft das Gericht eine Unterbringung nach §§ 63 oder 64 StGB.
Versuchter Mord in Salzgitter
Beginn: Mittwoch, 19. November 2025, 9:00 Uhr
Weitere Termine: 10. und 19. Dezember 2025, 5. und 6. Januar 2026
Dem 23-jährigen Beschuldigten, der sich derzeit in einstweiliger Unterbringung befindet, wird im Rahmen eines Sicherungsverfahrens vorgeworfen, im Zustand der Schuldunfähigkeit versucht zu haben, heimtückisch einen Menschen zu töten.
Am 27. Mai 2025 soll er gegen Mitternacht in seiner Wohnung laut geschrien haben. Ein Nachbar habe daraufhin aus dem Fenster gerufen, er solle ruhig sein. Daraufhin habe der Beschuldigte beschlossen, den Nachbarn zu töten, und sei mit einem Küchenmesser zu dessen Wohnung gegangen.
Er habe gegen die Tür geschlagen, bis der Zeuge öffnete, und dann eine Stichbewegung gegen dessen Kopf ausgeführt, wodurch eine lange, stark blutende Wunde an der Stirn entstanden sei. Beim anschließenden Gerangel erlitt das Opfer weitere Schnittverletzungen. Als der Zeuge das Bewusstsein verlor, habe der Beschuldigte geglaubt, „alles für die Tötung Erforderliche getan zu haben“, und vom Opfer abgelassen. Ein Nachbarpaar leistete Erste Hilfe und alarmierte den Rettungsdienst. Das Leben des Mannes konnte gerettet werden.
Räuberischer Diebstahl und Wohnungseinbruch in Salzgitter
Beginn: Donnerstag, 20. November 2025, 9:00 Uhr
Weitere Termine: 24. November sowie 5. und 12. Dezember 2025
Ein 30-jähriger Mann soll in das Haus seines Vaters eingebrochen und später ein E-Bike gestohlen haben. Beim Versuch, das Fahrrad zurückzuholen, kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung mit dem Eigentümer. Der Angeklagte war dabei mit einem Messer bewaffnet und befindet sich derzeit in einer geschlossenen Einrichtung.
Schwerer Raub in einem Mobilfunkgeschäft
Beginn: Dienstag, 25. November 2025, 9 Uhr
Weitere Termine: Donnerstag, 4. Dezember 2025, 9 Uhr
Ein 25-jähriger Angeklagter, der sich in Untersuchungshaft befindet, muss sich wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Laut Anklage betrat er am 8. Dezember 2022 gemeinsam mit drei bislang unbekannten Komplizen ein Handygeschäft in Braunschweig, um dort Mobiltelefone zu stehlen und weiterzuverkaufen. Zwei Täter sollen die Geräte aus den Halterungen gerissen haben, während ein weiterer versuchte, den Mitarbeiter abzulenken. Als dieser den Diebstahl bemerkte und eingreifen wollte, wurde ihm Tränengas in die Augen gesprüht, sodass die Täter mit der Beute fliehen konnten.
Landgericht Hildesheim
Mordprozess nach tödlicher Attacke auf ehemalige Lebensgefährtin
Beginn: Seit August 2025
Weitere Termine: 4., 6., 11., 13., 18. und 20. November 2025
Ein 40-jähriger Angeklagter soll seine frühere Lebensgefährtin getötet haben. Laut Anklage schlug er mehrfach mit einem Brecheisen auf den Kopf der Frau ein und stieß sie eine Treppe hinunter, wodurch sie noch am Tatort verstarb. Nur wenige Tage zuvor soll er bereits versucht haben, sie zu vergiften, indem er ein Insektizid in den Wasserbehälter ihrer Kaffeemaschine gab. Das Opfer bemerkte den Geruch rechtzeitig und trank den Kaffee nicht. Der Mann befindet sich in Untersuchungshaft. Das Gericht wird sich auch mit der Frage befassen, ob eine mögliche psychische Erkrankung des Angeklagten vorlag.
Bandenmäßiger Diebstahl von Baustellengeräten
Beginn: Montag, 10. November 2025, 10 Uhr
Weitere Termine: 12., 17., 19. und 24. November 2025
Sieben Angeklagte – sechs Männer und eine zur Tatzeit Heranwachsende – sollen im Sommer 2023 den Plan gefasst haben, dauerhaft gemeinsam Baustellengeräte zu stehlen und weiterzuverkaufen. Insgesamt werden ihnen zehn Taten zur Last gelegt, bei denen sie unter anderem Radlader, Laubbläser, Stampfer und Rüttelplatten entwendet haben sollen. In einem Fall erzielten sie durch den Weiterverkauf der Beute 15.000 Euro Gewinn. Die Gruppe soll den Gewinn unter sich aufgeteilt und so ihren Lebensunterhalt bestritten haben.
Geiselnahme in Tateinheit mit Körperverletzung, Nachstellung in Tateinheit mit Bedrohung und Körperverletzung
Beginn: Donnerstag, 20. November 2025, 9 Uhr
Weitere Termine: 25. November sowie 2., 5. und 9. Dezember 2025
Ein 37-jähriger Mann steht wegen mehrfacher Körperverletzung, Bedrohung, Nötigung und Nachstellung vor Gericht. Er soll seine ehemalige Partnerin in Gifhorn über Monate hinweg verfolgt, bedroht und misshandelt haben. Bereits im Sommer 2021 soll er sie unter einem Vorwand in sein Auto gelockt, in ein Waldstück gefahren, geschlagen und mit einer Waffe bedroht haben.
In den folgenden Monaten soll er die Frau hundertfach angerufen, ihr aufgelauert und trotz eines Annäherungsverbots weiter bedrängt haben. Teilweise drohte er, sie und sich selbst zu töten. Zwischen März und Juni 2022 soll er sie rund 280-mal angerufen haben. Auch im August 2022 habe er sie weiterhin massiv belästigt. Die Taten sollen die Zeugin erheblich traumatisiert haben.
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt: Prozess beginnt
Zudem beginnt am Montag der Prozess zum Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Zwar verhandelt das Landgericht Magdeburg, da aber Opfer auch aus der Region stammen, haben wir alle Fakten zum Prozess hier zusammengefasst.

