Fliegendes Wasserstoff-Labor: Noch ein neues Flugzeug für Braunschweig

Mit dem Flugzeug soll die Erforschung von Wasserstoff-Technologien in der Luftfahrt vorangebracht werden.

Das neue DLR-Forschungsflugzeug D328 UpLift (künstlerische Darstellung).
Das neue DLR-Forschungsflugzeug D328 UpLift (künstlerische Darstellung). | Foto: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Braunschweig. Nachdem Braunschweig am gestrigen Mittwoch die zwei Löschflugzeuge empfangen hat, die zukünftig für mehr Brandschutz aus der Luft sorgen sollen, kündigt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) nun ein weiteres Flugzeug an, welches auf dem Braunschweiger Flughafen stationiert werden soll. Dies geht aus einer Pressemitteilung des DLR hervor.



Am heutigen Dienstag unterzeichneten das DLR und die Deutsche Aircraft GmbH auf der Paris Air Show in Le Bourget einen Vertrag über den Erwerb einer Dornier 328-100 Mod. 20. Der Vertrag beinhaltet den Kauf des Flugzeugs und den schrittweisen Umbau zum Flugversuchsträger. Die Beschaffung, Umrüstung und Nutzung als „Flying Testbed“ für die Erforschung von Wasserstoff-Technologien in der Luftfahrt ist Teil des Projekts UpLift. Der Umbau der D328, einem klassischen Regionalflugzeug, zum fliegenden Versuchslabor ist eine weitere Brücke von der Forschung in die Praxis für das klimaverträgliche Fliegen.

Ein fliegendes Wasserstoff-Testlabor


Dr. Anna Christmann, Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt, betont: „Wir müssen heute in die Technologien investieren, die uns morgen Klimafreundlichkeit ermöglichen. Was heute noch weit weg erscheint, kann nur näher rücken, wenn wir neue Technologien konkret erproben. Im Mai 2023 haben wir das Projekt Flying Testbed im Luftfahrtforschungsprogramm LuFo Klima gestartet, um die Entwicklung von klimaneutralen H2-Technologien maßgeblich zu beschleunigen. Bereits heute wird der Kaufvertrag für die Anschaffung eines Regionalflugzeugs geschlossen, das künftig als Wasserstoff-Testflugzeug dienen soll. Nach einer öffentlichen Ausschreibung des DLR hat die Deutsche Aircraft mit der Dornier 328-100 Modell 20 den Zuschlag erhalten. Ich beglückwünsche die Vertragsparteien zu diesem Meilenstein und zur Umsetzung unseres Förderbescheids in Rekordzeit. Mit dem Flying Testbed kommen wir in der praktischen Erprobung von disruptiven Wasserstoff-Technologien wieder ein gutes Stück weiter voran und sind einen Schritt näher am gemeinsamen Ziel der Klimaneutralität in der Luftfahrt.“

Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, DLR-Vorstandsvorsitzende, sagt: „Das neue Forschungsflugzeug D328 UpLift wird als fliegendes Testlabor für Wasserstoff-Technologien die Forschungsflotte des DLR perfekt ergänzen und den Weg zu einer neuen, klimaverträglichen Flugzeuggeneration in der Regionalflugzeugklasse ebnen. Das neue Flottenmitglied gibt dem DLR gemeinsam und in enger Partnerschaft mit der Luftverkehrsindustrie, der Luftverkehrswirtschaft ebenso wie mit KMU und Start-ups die Möglichkeit, disruptive Ansätze bei der Entwicklung neuer Antriebe und Systeme einschließlich hybrid-elektrischer Konzepte auf Basis von Wasserstoff-Technologien und neuartigen Treibstoffen bis hin zum Flugversuch zu erproben.“

In Braunschweig stationiert


Das neue fliegende Testlabor wird Teil der DLR-Forschungsflotte und zukünftig am Standort Braunschweig stationiert werden. Es steht technologieoffen und in seiner modularen Bauweise möglichst vielen interessierten Partnern zur Verfügung – gerade auch KMU und Start-ups ohne eigene Möglichkeit für Flugtests. Auf diese Weise können vielversprechende Antriebs-, Treibstoff- und Systemtechnologien für die Dekarbonisierung der Luftfahrt schnell und unter realen Flugbedingungen erprobt werden, um deren Entwicklung maßgeblich zu beschleunigen.

Das DLR fungiert bei UpLift als Projektleiter. Die Deutsche Aircraft ist Projektpartner und bringt ihr Know-how als Flugzeughersteller ein. Die Förderung für die Jahre 2023 bis 2025 ist Teil des Luftfahrtforschungsprogramms „LuFo Klima“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), dem zentralen Instrument, mit dem die Bundesregierung die Luftfahrtbranche auf ihrem Weg hin zur CO2-Neutralität und Klimaverträglichkeit unterstützt.

Dr. oec. Jasmin Eberharter, Leiterin der Forschungs- und Technologieprogramme der Deutsche Aircraft GmbH, betont: „Der wichtige Weg zum klimaneutralen Fliegen ist eine gemeinsame Anstrengung des gesamten Ökosystems Luftfahrt. Mit UpLift haben Luftfahrtexperten die Möglichkeit, die Kräfte von Wissenschaft und Industrie zu bündeln, um einen weiteren Beitrag zur nachhaltigen Luftfahrt zu leisten und diese zu beschleunigen.“

Über die Dornier 328-100 Mod. 20


Die D328, ein Typ der EASA-Großflugzeugklasse (CS25), ist die ideale Plattform für die Erprobung neuer Komponenten und Systeme. Das hängt mit der breiten und hohen Stehkabine zusammen, die für die Installation diverser technischer Module Raum lässt. Zudem bietet die D328 als „Turboprob“ die Möglichkeit, Flughöhen von 30.000 Fuß zu erreichen. Die insgesamt hohe Leistungsfähigkeit und Robustheit der Maschine, das ausbaufähige Cockpit und nicht zuletzt die Möglichkeit, nachhaltige Flugkraftstoffe (sogenannte Sustainabe Aviation Fuel, kurz SAF) und perspektivisch Wasserstoff oder andere nachhaltige Energieträger im Flug zu testen, machten die D328 zum perfekten Werkzeug für das Forschungsvorhaben, so das DLR.


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