Ostfrieslands Jäger: "Wir haben ein Wolfsproblem"

Die Jägerschaften im Bezirk Ostfriesland sehen den Küstenschutz durch territoriale Wölfe gefährdet: "Wir haben in Ostfriesland ein Wolfsproblem", sagte Gernold Lengert der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Grund sei die hohe Zahl gerissener Schafe auf den Deichen, erklärte Lengert, der zugleich Vorsitzender der Jägerschaft Aurich e.V. und stellvertretender Bezirksvorsitzender der Ostfriesland-Jägerschaften ist.

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Jägersitz (Archiv)
Jägersitz (Archiv) | Foto: via dts Nachrichtenagentur

Aurich. Die Jägerschaften im Bezirk Ostfriesland sehen den Küstenschutz durch territoriale Wölfe gefährdet: "Wir haben in Ostfriesland ein Wolfsproblem", sagte Gernold Lengert der "Neuen Osnabrücker Zeitung".


Grund sei die hohe Zahl gerissener Schafe auf den Deichen, erklärte Lengert, der zugleich Vorsitzender der Jägerschaft Aurich e.V. und stellvertretender Bezirksvorsitzender der Ostfriesland-Jägerschaften ist. Der Jäger geht davon aus, dass der auf Norderney gesichtete Wolfsrüde für Schafsrisse auf dem Festland verantwortlich ist: "Das ist ein und dasselbe Tier. Zumindest vermute ich das, wenn ich die Sichtungen und Risse mit den Strecken abgleiche, die ein Wolf in einer Nacht läuft", sagte Lengert.

"Offenbar bleibt er, verbringt mal einen Tag auf Norderney und treibt dann wieder eine Nacht auf dem Festland sein Unwesen." Zugleich bedrohe inzwischen eine zweistellige Zahl Wölfe Ostfrieslands Deichschafe: "Ich schätze, dass wir hier 16 bis 18 Wölfe haben. Und warum sollten die Rehe fangen, wenn Schafe auf dem Deich stehen? Wildtiere zu jagen, ist anstrengend und gefährlich. Die laufen weg; die Schafe können das nicht. Für den Wolf ist der Deich wie ein Imbiss."

Die Wolfsrisse gefährden Lengert zufolge den Küstenschutz, weil Schafe für die Deichpflege unabdingbar seien: "Die Deiche müssen durch Schafe beweidet werden. Man kann sie mähen, aber nur Schafe verdichten die Deichkrume mit ihren kleinen Hufen so, dass das Wasser keinen Schaden anrichtet", so Lengert. Die Sicherheit von gut einer Million Menschen hänge am Erhalt der 610 Kilometer Sturmflutdeiche und der rund 1.000 Kilometer tideabhängiger Deiche an den Flussmündungen.

Die Zahl der gerissenen Schafe sei schon vor der Sichtung des Norderneyer Wolfs hoch gewesen, so Lengert: "Im Gebiet der zehn Küstenjägerschaften haben wir vom April 2023 bis zum April 2024 über 100 Vorfälle gezählt, 75 davon wurden sicher einem Wolf zugeordnet. 188 Nutztiere wurden getötet, 101 verletzt. Wir reden über ein enormes Tierleid. Und ich gehe von einer hohen Dunkelziffer aus. 70 bis 80 Prozent der Vorfälle werden gar nicht mehr gemeldet. Die Bauern tun sich das nicht an. Es heißt dann sowieso nur, dass sie nicht richtig gezäunt haben", sagte Lengert.

Der Jäger betonte, dass sich Wolfszäune am Deich weder finanzieren noch auch nur aufstellen ließen: "Ein Deichschäfer beweidet mit seinen circa 700 Schafen rund acht Kilometer Deichlinie, mit all den Entwässerungsgräben, Wirtschaftswegen und, und, und. Wie soll er das einzäunen? Wie soll er den Zaun so tief eingraben, dass der Wolf sich nicht drunter durch buddelt? Und wie soll er die Seeseite wolfssicher zäunen, mit dem auflaufenden Wasser, das dagegen drückt? Dazu kommt der Wind: Nach den Stürmen liegen schon normale Schafszäune platt. Ein Wolfszaun ist am Deich nicht zu bezahlen. Das Aufstellen ist logistisch nicht einmal möglich."

Einen Abschuss des "Insel-Wolfs" hält der Jäger dennoch für keine Option: "Wir können und wollen auch gar nicht verhindern, dass an Ostfrieslands Küste auch mal ein Wolf langläuft. Gefährlich wird es erst, wenn diese Wölfe territorial werden." Zudem sähen auch die Jäger die Rückkehr des Wolfs nicht nur als Gefahr: "Er ist ein faszinierendes Tier und seine Rückkehr ist eine Bereicherung."


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