Die Rede des Peiner Superintendenten zum Gedenktag an die Coronatoten

In seiner Predigt zum Gedenktag an die Coronatoten fordert der Peiner Superintendent Dr. Volker Menke dazu auf die Pandemie weiter ernst zu nehmen. Verharmlosungen vergrößerten nur das Leid.

Dr. Volker Menke ist Superintendent der evangelisch-lutherischen Kirche in Peine.
Dr. Volker Menke ist Superintendent der evangelisch-lutherischen Kirche in Peine. | Foto: ev-luth. Kirche Peine

Peine. Am heutigen Sonntag gedenkt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Opfern der Coronapandemie. Auch der Peiner Superintendent Dr. Volker Menke ruft dazu auf den Toten zu Gedenken. Die Pandemie müsse weiter ernst genommen werden, erklärt der Geistliche. Verharmlosung und Kleinrederei von COVID19 vergrößerten nur das Leid von Erkrankten und Hinterbliebenen. Wir veröffentlichen die Predigt unkommentiert und ungekürzt. Sie kann auch als Video angesehen werden.


Liebe Mitmenschen, die jetzt zusehen und zuhören,

an diesem Sonntag, dem 18. April, gedenkt Frank-Walter Steinmeier als Bundespräsident unseres Landes der vielen Menschen, die auch bei uns an „Corona“ gestorben sind. An vielen Orten schließen sich Menschen diesem Gedenken an. Auch in den Kirchen ist das der Fall. Schon seit Beginn der Pandemie wird in Gottesdiensten, Predigten, Andachten, Gebeten immer wieder der Menschen gedacht, die an dem Virus erkranken oder gar sterben, wie auch der Menschen, die sich in diesen bitteren, herausfordernden Zeiten für die Erkrankten und Sterbenden in besonderer Weise einsetzen.

Seit über einem Jahr ist fast wie ein Standard-Satz an jedem Tag in Zeitungen zu lesen und in den Nachrichten zu hören: So und so viele Menschen „sind mit oder an dem Virus gestorben“. Vielleicht haben sich manche fast daran gewöhnt: „Ist eben so.“ Und manche halten das Virus bis heute für eine Erfindung irgendwelcher Verschwörer. Die Heimtücke und Gefährlichkeit des Virus wird klein geredet und verharmlost.

Ich empfinde das als herzlos insbesondere gegenüber denen, die unter „Corona“ leiden, vereinsamen, todkrank werden und auch sterben. Die Zahl der Menschen, die in Verbindung mit Corona allein in unserem Land gestorben sind, beträgt bis heute mehr als 80.000. Und jeder dieser Tode eines Menschen löst Traurigkeit und Trauer bei Familien, Freunden, Bekannten, Nachbarn, im Kreis von Kollegen und Kolleginnen aus. Hinzu kommt öfter der Schmerz, dass man den sterbenden Menschen nicht persönlich begleiten konnte. Vielleicht wurden letzte Worte am Telefon gesprochen. Es war nicht möglich, die Hand zu halten, jemanden in den Arm zu nehmen oder zärtlich über die Wange zu streichen. Und auch bei Trauerfeiern konnte und durfte nur ein kleiner Kreis von Menschen dabei sein. Und doch haben sich viele bemüht, aus der jeweils gegebenen Situation mit all den Einschränkungen noch das Bestmögliche zu machen.

Auch jetzt am 18. April anlässlich des bundesweiten Gedenkens wird auf mancherlei Weise im kirchlichen Rahmen der Menschen gedacht, die in Verbindung mit dem „Corona“-Virus gestorben sind. Kein Mensch kann wirklich sagen, warum es das Virus gibt und das Leiden, den Schmerz und den Tod, die es verursacht. Die Pandemie macht vielen bewusst, dass Menschen das Leben nur bedingt „im Griff“ haben, dass es gefährdet, verletzlich, zerbrechlich ist. Menschen sind aber auch Hoffnungswesen. Wenn uns etwas zusetzt und bedrängt, so hoffen wir auf die Überwindung dieser Situation. Wir hoffen auch, dass „Corona“ überwunden wird. In Christen ist die Hoffnung lebendig, eine innere Widerstandskraft, die dem widerspricht, dass der Tod das letzte Wort über uns hätte. Darum geben Christen keinen Menschen an den Tod verloren, sondern vertrauen darauf, dass Gott eine Geschichte mit uns schreibt, die nicht aufhört, wenn das irdische Leben, das schön ist, aber auch schrecklich sein kann, seine Grenze erreicht.

Auslöser solcher Hoffnung ist das Bewegt-Werden durch die Geschichte, die Gott in Jesus schreibt, und die darin gipfelt, dass der Tod zerbrochen wird, zerbrochen ist. All unsere Hoffnung und Sehnsucht, zu leben, findet Erfüllung in der ewigen Dimension des Daseins. In diesem Lichte steht unser Leben. Gottes Herz schlägt für uns. Der Apostel Paulus hat das im Römerbrief so auf den Punkt gebracht: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur [Anmerkung: auch kein Virus] uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ (Röm. 8, 38f.). Bei aller Traurigkeit und Trauer, hoffnungsvoll vertrauen wir unsere Gestorbenen Gott an, dem, der Leben für uns schafft und bewirkt in Zeit und in Ewigkeit.


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