Probleme mit dem neuen Liniennetz: HarzBus wendet sich in einem offenen Brief an seine Kunden

Das Unternehmen beantwortet die am häufigsten gestellten Fragen. Außerdem sollen zur Verbesserung der Schülerbeförderung sogenannte BusScouts eingeführt werden.

Seit dem 16. Juli gilt das neue Fahrplanangebot der HarzBus GbR. Offenbar gab es Probleme.
Seit dem 16. Juli gilt das neue Fahrplanangebot der HarzBus GbR. Offenbar gab es Probleme. | Foto: HarzBus GbR

Goslar. In der Zeit seit der Einführung des neuen Liniennetzes von HarzBus Mitte Juli habe es viel Kritik gegeben: Daran, dass das Netz überhaupt geändert wurde, dass einige Linien anders bedient werden, aber auch, dass es an einzelnen Punkten Probleme zum Beispiel mit Verspätungen und verpassten Anschlüssen gegeben hat. Seit Schuljahresbeginn habe sich diese Kritik noch einmal verstärkt. Teilweise sachlich und lösungsorientiert, teilweise aber auch generalisierend und abwertend. Das berichtet die HarzBus GbR in einer Pressemitteilung und wendet sich in einem offenen Brief an ihre Kunden.


"Wir haben mit Kritik gerechnet – die gibt es bei jeder Änderung von Fahrplänen, da es immer Fahrgäste gibt, für die sich die Situation gefühlt oder tatsächlich verschlechtert. Das Ausmaß der Kritik hat uns aber überrascht – daher möchten wir an dieser Stelle einige Dinge erklären, aber auch Selbstkritik üben - und einen Blick nach vorn richten. Denn wir möchten besser werden, möchten uns als noch junges, regional verankertes Unternehmen langfristig engagieren - in der Region, für die Region!", so das Unternehmen. Auf einige der oft gestellten Fragen möchte man kurz eingehen und diese aus der Sicht der HarzBus GbR beantworten.

Warum wurde das neue Netz von HarzBus umgesetzt? Das Angebot hat sich verschlechtert!


Ein Verkehrsunternehmen kann ein Angebot niemals allein realisieren. Die Vorgaben zum Angebot werden vom jeweiligen Landkreis und dem Regionalverband gemacht. Zusammen mit diesen Akteuren ist das neue Netz mit langem Vorlauf geplant und umgesetzt worden. Es erfüllt zentrale Wünsche des Landkreises - gut genutzte Linien verstärken und mit leicht merkbaren, vertakteten Fahrplänen versehen. Im Gegenzug bisher nicht oder kaum genutzte Angebote werden künftig nur noch nach Voranmeldung befahren – auf diesen Linien gibt es aber im Gegenzug meist mehr Fahrtmöglichkeiten! Ein weiterer Schwerpunkt im neuen Netz sind Verknüpfungen – bei manchen Relationen ist nun ein Umstieg erforderlich, im ganzen Netz wurden aber die Anschlüsse Bus zu Bus und Bus zu Bahn deutlich verbessert.

Warum gab es vorab keine Informationen?


Das neue Netz ist vorab breit diskutiert worden. Jeder Fahrplan muss in einem festgelegten Verfahren genehmigt werden. In dem entsprechenden Verfahren werden zum Beispiel alle betroffenen Kommunen informiert und können Bedenken und Wünsche äußern. Darüber hinaus hat es bereits im Frühjahr öffentlich und in der Presse Informationen zur Umstellung gegeben – damals gab es eine Reihe von Änderungswünschen, die berücksichtigt wurden und die dazu geführt haben, dass das neue Netz erst im Juli statt ursprünglich im April umgesetzt wurde. In zwei öffentlichen Veranstaltungen zum Thema hatten interessierte Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, Ihre Sicht einzubringen. Vor der Umstellung wurden flächendeckend an alle Haushalte Infoflyer mit einer Erklärung der Änderungen verteilt.

Es kommt dauernd zu Verspätungen, Umstiege klappen nicht! Was tut HarzBus, um die Probleme zu beheben?


"Leider mussten wir und unsere Fahrgäste in der ersten Zeit des neuen Netzes erfahren, dass neue Fahrpläne erst `gelernt´ werden müssen – von Fahrgästen, aber auch von unserem Fahrpersonal – und es dadurch anfänglich zu Verspätungen kommt – und dass kurze Umstiegszeiten, die eigentlich aus Kundensicht positiv sind, da sie Wartezeiten vermeiden, auch das Risiko erhöhen, den Anschluss zu verpassen, wenn solche Verspätungen auftreten. Wir sind als erst kurz am Markt agierendes Unternehmen noch nicht mit allen technischen Voraussetzungen ausgestattet, um im Verspätungsfall Anschlüsse in jedem Fall sichern zu können – wir arbeiten jedoch an verschiedenen Maßnahmen, um die Situation kurzfristig zu verbessern, unter anderem mit zusätzlichen Mitarbeitern, die die Betriebslage und die Anschlüsse im Netz überwachen sollen. Wir werden eine automatische Anschlussüberwachung einrichten, so dass das heute bestehende Problem, dass ein Fahrer nicht immer weiß, dass sein Kollege im Zubringer Verspätung hat, damit gelöst werden kann. Voraussichtlich im Oktober werden wir über die Betriebslage und eventuelle Verspätungen in Echtzeit in allen Fahrplanauskunftssystemen informieren. Unter Regie des Regionalverbandes werden in den nächsten Monaten an wichtigen Haltestellen stationäre Anzeigen zur Echtzeitinformation aufgestellt, die jederzeit über die tatsächlichen Abfahrtszeiten an der Haltestelle informieren", so die Stellungnahme des Unternehmens.

Täglich gibt es Probleme in der Schülerbeförderung! Es kommt zu Verspätungen und Ausfällen, die Busse sind zu voll! Warum ist das so?


Zum Schuljahresbeginn kommt es in der Regel in jeder Region zu vereinzelten Problemen, da sich viele Rahmenbedingungen, wie die Zahl der Schüler an den einzelnen Schulstandorten, aber auch die Verteilung auf verschiedene Hin- und/oder Rückfahrten, jährlich ändern und man diese Faktoren vorher nicht vollständig kennt. Dieses Problem wurde im HarzBus-Gebiet in diesem Jahr überlagert von den geschilderten allgemeinen Problemen mit dem neuen Netz und der Unsicherheit vieler Schüler, deren tägliche Verbindung nun anders aussieht als bisher gewohnt. Es kam somit zu Fehlern auf allen Seiten – man nehme sich hier ausdrücklich nicht aus! "Wir versuchen jedoch, schnellstmöglich auf berechtigte Kritik zu reagieren: So wurden bereits eine Reihe von zusätzlichen Fahrten in die Fahrpläne aufgenommen oder es werden bei Bedarf größere Fahrzeuge eingesetzt. Dies ist aber ein schrittweiser Prozess, da sich erfahrungsgemäß auch die Nachfrage in der Schülerbeförderung nach einiger Zeit besser auf das vorhandene Angebot verteilt." Insbesondere der erst allmählich einsetzende Nachmittagsunterricht sorgt für Entlastung.

Beim Thema „volle Busse“ spielt sicherlich auch die aktuelle Situation der Corona-Pandemie eine Rolle: Busse, die gut genutzt, aber nicht überfüllt sind, werden vor diesem Hintergrund als zu voll angesehen und Abhilfe in Form von mehr Fahrten gefordert. Hierzu sollte man wissen, dass einerseits der Busverkehr generell (nicht nur im Landkreis Goslar) aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse von den ansonsten vorgeschriebenen Mindestabständen ausgenommen ist (dafür ist ein Mund-Nasen-Schutz verpflichtend) und andererseits die Möglichkeit des Einsatzes weiterer Busse sehr begrenzt ist – überall im regionalen Busverkehr orientiert sich der Bestand von Fahrzeugen und Fahrern an der Nachfragespitze in der Schülerbeförderung; dort ist dann bereits alles unterwegs, was möglich ist. Zusätzliche Busse und Fahrer sind einerseits nicht kurzfristig verfügbar und die entsprechenden zusätzlichen Fahrten müssten andererseits auch vom Landkreis finanziert werden – beides ist aktuell nicht gegeben.

"Wie geht es jetzt weiter? Wann werden die Probleme abgestellt?"


"Wir erkennen ohne Wenn und Aber an, dass es in der letzten Zeit zu Problemen gekommen ist. Wir haben versucht, die vielschichtigen Gründe hierfür zu erklären. Wir nehmen uns selbst hierbei nicht aus. Wir werden mit aller Kraft daran arbeiten, die Gründe für diese Probleme zu beseitigen, damit alle Bürgerinnen und Bürger der Region das erhalten, wofür wir angetreten sind: Einen attraktiven Busverkehr, erbracht von einem engagierten, regionalen Unternehmen. Gern möchten wir dies gemeinsam mit allen Beteiligten erreichen. Insbesondere der Schülerverkehr ist – und das mit Recht – ein besonders wichtiges und sensibles Thema. Sie, liebe Eltern, vertrauen uns tagtäglich das Wichtigste an, das Sie haben: Ihre Kinder. Wir verpflichten uns, diese mit aller gebotenen Sorgfalt an ihr Ziel zu bringen. Probleme wie in den letzten Tagen wollen wir vermeiden."

Einführung von „BusScouts“ geplant


"Aber: Unser Bedienungsgebiet ist groß, trotz aller beschriebenen technischen Verbesserungen und einer Sensibilisierung unseres Fahrpersonals für die Wichtigkeit einer reibungslosen Schülerbeförderung können wir nicht immer und überall unsere Augen und Ohren haben. Daher eine ernst gemeinte Bitte: Um einerseits Schüler besser an das Thema Busfahren heranzuführen und andererseits bei Problemen eine möglichst schnelle Rückmeldung zu erhalten, planen wir die Einführung von „BusScouts“. Dies können zum Beispiel Eltern mit Zeit und Interesse sein, die Schüler täglich auf ihrem Weg zum Bus begleiten und somit einerseits gerade neuen Fahrschüler Hilfestellung bei allen Fragen geben können aber auch ein entsprechendes Feedback an uns geben können, falls einmal Probleme auftreten sollten. Sie haben Lust an einer solchen Aufgabe? Dann freuen wir uns, wenn Sie sich bei uns melden und wir zukünftig den Busverkehr gemeinsam ein Stück weit verbessern können! Schreiben Sie uns einfach eine Mail an info@harzbus-goslar.de."


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