Rettungsdienst gefährdet: Es fehlt an Notfallsanitätern

Der Rettungsdienst hat ein Nachwuchsproblem. Dies könnte bald dramatische Auswirkungen haben. Nur eine Gesetzesänderung könnte noch helfen.

von


Symbolfoto.
Symbolfoto. | Foto: Alexander Panknin

Region. Fachkräftemangel: Aus allen Ecken der Gesellschaft ist dieser Hilferuf zu vernehmen. Doch es könnten dadurch bald andere Hilferufe sein, die ungehört bleiben. Es geht um den Rettungsdienst, bei dem sich ein großes Problem anbahnt. Es fehlt an Notfallsanitätern. Ohne diese können allerdings keine Rettungswagen besetzt werden. Dies gefährdet somit auch die rettungsdienstliche Abdeckung, gerade im ländlichen Bereich. Deswegen wird im Landtag gerade über eine Änderung des Niedersächsischen Rettungsdienstgesetzes diskutiert. Doch wie sieht die Situation in unserer Region aus?



Rettungswagen können nur eingesetzt werden, wenn sich mindestens ein Notfallsanitäter mit an Bord befindet. Ist dieser nicht vorhanden, dann ist die Mannschaft nicht vollzählig und der Wagen kann nicht ausrücken. Nur über eine Ausnahmeregelung war es bislang möglich, auch Rettungsassistenten einzusetzen. Diese Regelung läuft allerdings bis zum Ende des Jahres 2023 aus. Eine Änderung des Rettungsdienstgesetzes ist demnach erforderlich, damit Rettungsassistenten auch in Zukunft zum Einsatz kommen können. Diese Änderung ist aktuell Mittelpunkt politischer Diskussionen. Dafür setzt setzt sich auch die CDU-Landtagsfraktion ein.

Auch ein regionales Problem


Die Lage scheint auch in unserer Region tatsächlich bedenklich zu sein. regionalHeute.de hat mehrere Kommunen als Träger des Rettungsdienstes angefragt. "Ein funktionierender Rettungsdienst sei für eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung der Bevölkerung eine entscheidende Voraussetzung", ist sich der Landkreis Wolfenbüttel sicher.

Derzeit könnten zwar alle Rettungswagen regulär in den Dienst gehen, es bestünde allerdings ein sehr hoher Bedarf an Notfallsanitätern. Deswegen werde bereits ständig nach neuem Personal gesucht. "Sollte Ende des Jahres die Frist zum Einsatz von Rettungsassistenten als Erstkraft auf einem Rettungswagen wie geplant auslaufen, wird sich die Situation verändern", prognostiziert der Landkreis Wolfenbüttel.

Der Landkreis Goslar spüre bereits heute die Auswirkungen des allgemeinen Fachkräftemangels, auch im Rettungsdienst. Vor diesem Hintergrund bilde der Eigenbetrieb KreisWirtschaftsBetriebe Goslar bereits seit Jahren jedes Jahr 15 neue Rettungssanitäter und 10 neue Notfallsanitäter an der betriebseigenen Rettungsschule aus.

Es sei oberes planerisches Ziel, den Ausfall von Rettungsmitteln zu vermeiden. Leider gelinge dies im Ergebnis nicht immer, kurzfristige krankheitsbedingte Personalausfälle könnten nicht immer kompensiert werden. Hierbei sei es oberstes Gebot, die Auswirkungen von Einschränkungen so gering wir nur möglich zu halten.

"In Anbetracht der absehbaren weiteren Entwicklungen ist davon auszugehen, dass sich künftig die Gesamtsituation noch verschlechtern wird. Hier ist es oberste Aufgabe aller Beteiligten, rechtzeitig konzeptionell gegenzusteuern", so der Landkreis Goslar.

Braunschweig sei aktuell gut aufgestellt. Auch hier würde man mit auf Ausbildung neuer Einsatzkräfte setzen. Bis zum 31. Dezember 2014 wurde hier das Berufsbild Rettungsassistent ausgebildet. Für diesen Personenkreis bestehe die Möglichkeit, die Berufsbezeichnung Notfallsanitäter durch eine Ergänzungsprüfung zu erlangen. Ein Großteil der Rettungsassistenten habe diese Möglichkeit bereits erfolgreich genutzt.

"Allerdings hat die Personalfluktuation auch beim Rettungsdienst Braunschweig zugenommen. Die Stellenwiederbesetzung bei Notfallsanitäterinnen und –sanitätern erfordert aktuell erhöhten Aufwand", so die Stadt.

CDU sieht dringlichen Handlungsbedarf


"Der Fachkräftemangel ist längst auch im Rettungsdienst angekommen und stellt unsere Rettungsdienste vor große Herausforderungen. Formulierte Qualitätsstandards bei der beruflichen Ausbildung der auf den Einsatzfahrzeugen eingesetzten Personen können zunehmend immer schwerer gewährleistet werden", so zuletzt der CDU-Abgeordnete Alexander Wille.

"Doch schon jetzt ist erkennbar, dass diese gesetzliche Vorgabe ab dem 1. Januar 2024 nicht verlässlich einzuhalten ist. Es gibt einfach nicht genügend ausgebildete Notfallsanitäterinnen oder Notfallsanitäter, sodass die Gefahr besteht, dass nicht mehr alle Rettungswagen wegen Mangels an qualifiziertem Personal eingesetzt werden können", so der Rettungsdienstexperte. Die benötigten Vorhaltungen in der rettungsdienstlichen Versorgung könnten so nicht mehr landesweit und zu jeder Zeit gewährleistet werden.

"Wir müssen aber sicherstellen, dass unsere Rettungsdienste auch zukünftig mit ausreichend Fachkräften ausgestattet sind, um schnell und kompetent helfen zu können. Daher schlagen wir als CDU-Fraktion vor, auch über der 31. Dezember 2023 hinaus die Möglichkeit zu schaffen, weiterhin Personen mit der Berufsbezeichnung Rettungsassistentin oder Rettungsassistenten einzusetzen", so Wille. Damit würde eine Regelung geschaffen, die dazu beitrage, die Sicherstellung in der rettungsdienstlichen Versorgung zu stabilisieren und nicht zu schmälern, so die CDU.


mehr News aus der Region


Themen zu diesem Artikel


CDU Polizei