Salzgitter. Die Inzidenz der Stadt Salzgitter ist am gestrigen Dienstag erstmals auf über 300 angestiegen (regionalHeute.de berichtete). Am heutigen Mittwoch beträgt die Inzidenz bereits 325,1. Salzgitter tritt somit unfreiwillig an die Stelle des Spitzenreiters im Land Niedersachsen. Um den dynamischen Anstieg zu beenden, hat die Stadt die Ausgangssperre verlängert. Auch Schulschließungen sind die Folge der hohen Inzidenz. Für weitere Maßnahmen sind der Stadt jedoch die Hände gebunden.
Doch wo kommt die hohe Inzidenz ausgerechnet in Salzgitter her? Dazu äußerte sich Oberbürgermeister Frank Klingebiel am heutigen Mittwoch in einer Pressekonferenz. So werde die aktuelle Lage regelmäßig vom Krisenstab der Stadt beobachtet und analysiert. Wo kommt die Zahl her? Gibt es Cluster? Lässt sich ein Muster erkennen? Kann man sie auf bestimmte Ortsteile runterbrechen? All dies sei jedoch nicht festzustellen. Wie Windpocken würden sich die Infektionsfälle über das gesamte Stadtgebiet verteilen. Betroffen dabei vor allem Familienverbände - keine Großfamilien, sondern auch Haushalte mit drei bis sechs Personen. Eine große Rolle für die Ansteckung ganzer Familien scheint dabei die britische Corona-Mutation zu spielen, mit der Salzgitter immer mehr "durchseucht" werde. "Hat sich ein Familienmitglied mit der britischen Mutante angesteckt, haben es die anderen auch", erklärt Klingebiel. Dies sei bei der ersten Virusversion in diesem Ausmaß nicht der Fall gewesen.
Patientenzahl im Krankenhaus gestiegen
Ein Grund für die hohe Inzidenz sei jedoch auch das Osterwochenende, bei dem sich die Testungen verzögert hätten und es deswegen zu einem Zeitverschub gekommen sei. "Den Anstieg stellt man ja Landesweit fest, nur wir sind von einer anderen Inzidenzlage gekommen", so Klingebiel weiter.
Die Inzidenzen machen sich nun auch in den Krankenhäusern in Salzgitter bemerkbar. Dies sei bislang nicht der Fall gewesen. Die Zahlen an Covid-Patienten ist gestiegen. So gebe es im St. Elisabeth-Krankenhaus derzeit neun Covid-Patienten, davon müssten vier intensiv auf der Beatmungsstation behandelt werden. Regulär gebe es dort sechs Intensivbetten. Hinzu komme eine Reserve, die bisher noch nicht benötigt worden sei. Im Helios Klinikum gebe es derzeit 13 Covid-Patienten, davon drei auf der Intensivstation. Insgesamt gebe es dort zehn Intensivbetten, deren Zahl man aber noch verdoppeln könnte.
Bevölkerung muss Regeln akzeptieren
Um das Coronavirus langfristig bekämpfen zu können, seien Impfungen das einzige Mittel, das noch bleibe. Denn mit dem Erlass einer Ausgangssperre habe die Stadt bereits die letzte Möglichkeit der Maßnahmen ergriffen. Zuvor wurde die Maskenpflicht ausgeweitet und die Kontrollen verstärkt. Es könne nicht hinter jeden Bürger ein Kontrolleur gestellt werden. Man wolle keinen "Polizeistaat". Und die Bereitschaft der Bevölkerung sich an die Maßnahmen zu halten werde immer geringer. Ein Problem, das Klingebiel besorgt beobachtet, seien Abstands- und Hygieneregeln doch neben den Impfungen das Einzige, was helfen könne eine Infektion mit dem Coronavirus zu verhindern.
"Es macht mir keinen Spaß Einschränkungen zu verordnen", so Klingebiel weiter. Bei den Regeln handele es sich jedoch um Maßnahmen zum Infektions- und Lebensschutz. Nach 13 Monaten Pandemie bilden sich zunehmend zwei Fronten: Die, die mehr Regeln fordern, und jene, denen die Maßnahmen zu weit gehen. Eine "stille Übereinkunft" gemeinsam das Virus zu bekämpfen, diesen "Solidaritätsvertrag", den es in der Bevölkerung zu Beginn der Pandemie gegeben habe, den gebe es nicht mehr. Diese fehlende Akzeptanz der Maßnahmen sieht Klingebiel als die eigentliche Grundschwierigkeit. Wenn sich jemand bewusst nicht an die Regeln halten möchte, würden auch keine weiteren Maßnahmen helfen. Der Appell des Oberbürgermeisters gehe daher an alle Bürger, sich dringend an die Maßnahmen zu halten.
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