Salzgitter. Vier große Player beim Thema Prävention haben für Salzgitter ein neues Projekt an Schulen auf die Beine gestellt. Ab Januar geht der "Klarsicht-Koffer", ein Mitmach-Parcours der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Thema Substanzmissbrauch, durch alle siebten Klassen aller weiterführenden Schulen. Die Präventionsexpertin und Polizistin Martina Rohde hat das Projekt aus Wolfenbüttel mitgebracht - wo es sich schon gut etabliert hat, wie die Polizistin berichtet.
Die Kooperationsvereinbarung zwischen der Salto Suchthilfe der AWO, dem Präventionsrat, der Polizeiinspektion Salzgitter/Peine/Wolfenbüttel und der Stadt Salzgittersei deshalb so besonders,weil sie ein flächendeckendes Präventionsprogramm in ganz Salzgitter einrichtet. Das Projekt ist von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die Kooperationspartner haben jeweils in einer zweitägigen Veranstaltung Mitarbeiter beschult, die dann mit dem Koffer in die Schulen gehen und mit den dortigen Klassenlehrern und Schulsozialarbeitern zusammen in einer Doppelstunde die Schüler rund um Nikotin, Alkohol und nicht stoffgebundene Süchte informieren. "In der siebten Klasse ist man auf der Stufe vom Kind zum jugendlichen.Man fängt an auszuprobieren.Und ich glaube da sind wir altersmäßig genau richtig.Die Schülersind in der siebten Klasse in einem Alter wo sie die anderen gut wahrnehmen und auch sich einschätzen lernen", erklärt Monika Rohde, Beauftragte für Prävention bei Jugendlichen.
Waskann ich gegen Substanzmissbrauch tun?
Im"Klarsichtkoffer" befinden sich fünf Stationen. Eine Eingangsstation,an welcher die Schüler auf den Parkour eingestimmt werden.Weiter geht es mit Stationen zu den Themen Rauchen und Nikotin - aber auch die E-Zigarette wird thematisiert.Alkohol und seine Wirkung haben eine eigene Station, und auch die Werbung für potenziell suchterzeugende Substanzen wird thematisiert.Von Werbung selbst kann man zwar nicht abhängig werden, doch sie könne einen Anteil am Einstieg leisten: "Hier geht es darum zu schauen: 'Warum passiert das eigentlich, dass ich Interesse dran habe etwas auszuprobieren?'", fasst Rohde zusammen. An einer weiteren Station geht es darum, einen Ereignisverlauf nachzuvollziehen. Exemplarisch nennt Rohde einen Verkehrsunfall unter Alkoholeinfluss. Hier sollen die Schüler dann erarbeiten, wo man diesen Kreislauf hätte durchbrechen können, der zu diesem fatalen Ereignis geführt hat.Die Präventionsexpertin erklärt den gewünschten Effekt:"Wenn man trinken will, dann lieber gleich einen Fahrer besorgen,damit man irgendwann nicht selbst in Bedrängnis kommt, alkoholisiert zu fahren oder bei jemandem einzusteigen, der alkoholisiert fährt." Die Stationen werden jeweils in Kleingruppen zwischen fünf und sieben Personen durchlaufen und dauern etwa eine Viertelstunde.
Petra Siems-Wanjura, Vorsitzende des Präventionsrates in Salzgitter, Monika Rohde vom Präventionsteam der Polizei Salzgitter und Inga Wolter stellen Materialien aus dem Klarsichtkoffer vor. Foto:
Die jungen Leute sind Verantwortungsbewusst
Die Polizeibeamtin und Präventionsexpertin Monika Rohde selbst hat auch eine Lieblingsstation: "Für mich als Polizeibeamtin ist das immer der Parcours mit der Rauschbrille. Wir als Polizeibeamtehaben ja viel mit Alkoholeinfluss im öffentlichen Raum zu tun." Die Polizistin erinnert sich an den Erfolg des Projektes in Wolfenbüttel: "Wenn ich inWolfenbüttel durch die Fußgängerzone schlendere und es kommen Schüler auf mich zu: 'ach, sie sind die Polizistin mit der Rauschbrille', dann hat man diesen Wiedererkennungswert. Meine Botschaft ist eigentlich ganz einfach: 'Habt Spaß im Leben, aber passt auf euch und eure Nachbarn auf'", erklärt Rohde und ergänzt: "Ich denke mal, die jungen Leute sind Verantwortungsbewusster als wir Erwachsenen uns das so vorstellen. Jugendlichehaben einen ganz guten Blick dafür, wann jemand zu viel getrunken oder andere Substanzen konsumiert hat."
Lehrer noch immer Top in Wissensvermittlung
Gestiftet wurde der 400 Euro teure Koffer, welcher alle Materialien enthält, vom Präventionsrat der Stadt Salzgitter. Das laufende "Planspiel Sucht" für die Schüler der achten Klasse bleibt weiter bestehen. Der große Unterschied bestehe darin, dass das Planspiel Sucht bei den Kooperationspartnern durchgeführt werde - der Klarsichtkoffer geht an die Schulen selbst. Welchen Effekt das hat, erläutert Rohde ebenfalls: "Bei Befragungen der Schüler hat sich ergeben, dass Lehrer noch immer einen sehr hohen Erfolgsfaktor haben, wenn es um die Vermittlung von Wissen geht. Außerdem hat sich herausgestellt, dass die Schulsozialarbeit und auch die Polizei einen hohen Stellenwert haben, wenn es darum geht, sich mit diesem Projekt auseinanderzusetzen. Die Programme sind einfach besonders wirkungsvoll, wenn man in die Schulen geht."
Betroffenen mehrere Auswege bieten
Nach dem Parcours haben alle Schüler die Möglichkeit, mit den eingebundenen Akteuren in Kontakt zu bleiben.Dabei sollen den Schülern mehrere Optionen geboten werden. Die Polizei habe laut Rohde zwar einen Strafverfolgungszwang - deshalb können sich die Schüler bei Problemen daheim - zum Beispiel alkoholismusbedingte Gewaltprobleme in der Familie - auch an die Sozialarbeiter der Schule oder der AWO wenden. Diese stehen unter Schweigepflicht. Im Zweifel könne man sich dann in letzter Instanz noch immer an das Jugendamt und die Polizei wenden. In einem sind sich alle anwesenden einig: Es soll ein Präventionsprogramm mit den Schülern sein, bei dem man über die mitgebrachten Medien mit den Schülern ins Gespräch kommt - und das nachhaltig.
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