Salzgitter. Die letzten Tage vor den Landtagswahlen in Niedersachsen hatten die Parteien verstärkt genutzt, um gezielt auf Stimmenfang zu gehen. Dabei kam es allerdings auch zu manchen sehr kuriosen Wahlkampf-Bemühungen. Direktkandidat Thomas-Peter Disselhoff spendete beispielsweise zusammen mit der AfD-Stadtratsfraktion aus Salzgitter eine halbe Tonne Nudeln an die Tafel. Diese grundsätzlich nette Geste verschaffte den Ehrenamtlichen allerdings im Nachgang enorm viel Arbeit, auch Hersteller Barilla fand die Aktion so gar nicht lustig.
AfD-Mann Disselhoff dokumentierte Stolz auf Facebook seine Aktion. Auch die Tafel zeigte sich zunächst erfreut über die Spende, allerdings mussten die Ehrenamtlichen später feststellen, dass sie die Katze im Sack erhalten hatten. Alle Nudelpackungen waren fein säuberlich mit dicken AfD-Stickern beklebt. Da die Tafel politisch neutral bleiben muss, durften die Ehrenamtlichen nun alle Aufkleber wieder entfernen - eine enorme zusätzliche Arbeit.
Kritik auf stumm geschaltet
Die Netzgemeinde reagierte entsprechend. Während einige Nutzer noch versuchten, den netten Grundgedanken hervorzuheben, wurde die Spende allerdings größtenteils kritisiert. Es sei nicht angebracht, eine gute Tat so billig für seinen Wahlkampf zu missbrauchen. Bedürftige Menschen seien auf die Tafel angewiesen und es sei unmoralisch, ihre größte Not politisch auszunutzen.
Disselhoff passten die Reaktionen offensichtlich nicht gut in den Kram, so deaktivierte er kurzerhand die Kommentarfunktion zu seinem Facebook-Post und brachte die Kritiker so zum Schweigen.
Im Wahlkreis 11 (Salzgitter) bekam Disselhoff bei den Landtagswahlen übrigens 17,8 Prozent der Erststimmen und blieb damit knapp hinter der CDU-Kandidatin auf dem dritten Platz zurück. Für den Landtag reichte es bei ihm nicht.
Barilla verurteilt Spende
Auch der Nudelhersteller Barilla hatte nicht viel Verständnis für die Aktion: "Wir bei Barilla können und wollen nicht tolerieren, dass unsere Marken und unsere Produkte für parteipolitische Zwecke – egal welcher Art – instrumentalisiert werden", kommentiert das Unternehmen auf Anfrage von regionalHeute.de. Anderen Medienberichten zufolge zieht Barilla sogar in Erwägung, rechtlich gegen die Verantwortlichen vorzugehen.
Zudem scheint es sich bei den gespendeten Nudeln um ältere Restbestände gehandelt zu haben. Barilla erklärte, dass die Packungen mit Plastikfenster so bereits seit Anfang 2022 nicht mehr vertrieben werden würden. Immerhin: Nudeln würden sich allerdings bei guter Lagerung relativ lange halten, so hätte wohl niemand etwas zu befürchten. Mittlerweile würde man allerdings nur noch Packungen ohne das Plastik vertreiben, da das Familienunternehmen so einen Beitrag zum Wohle der Umwelt leisten wolle.
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